Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
Kleider vom Leib, und sie tragen selten eine Verletzung davon. Sengor unterliegt einer Selbsttäuschung, aber das liegt in der Natur dieses Verbrechens.«
»Noch etwas?«
»Das war’s fürs Erste.«
Er drehte sich wieder zu mir. »Was ist mit dem Fall an der Met? Irgendwelche Fortschritte? Die Presse sitzt uns im Genick. Es hagelt jeden Tag Schlagzeilen und Titelstorys.«
Wie die meisten prominenten Verbrechen zog auch der Mord an Natalja Galinowa eine Reihe von Reportagen und Features nach sich. Die Presse hatte den dramatischen Bühnentod des großen Baritons Leonard Warren in der alten Met im Jahr 1960 wieder ausgegraben, als jemand aus den Zuschauerreihen den entsetzten Schauspielern und Bühnenarbeitern zugerufen hatte: »Um Himmels willen, lasst den Vorhang herunter!«; man druckte Interviews mit Lehrern und Eltern aus den Vorstädten, die ihre Kinder nicht zum Lincoln Center schicken wollten, solange der Mörder auf freiem Fuß war; und man veröffentlichte zahllose Artikel über die Galinowa mit Zitaten berühmter Kollegen und Kolleginnen, mit denen sie auf der Bühne gestanden hatte.
Es gab sogar eine Kolumne von Mickey Diamond, der schon über den ersten Mord in der Met berichtet hatte. Da es momentan keine neuen Anhaltspunkte gab, um reißerische Schlagzeilen zu fabrizieren, verriet Diamond seinen Lesern, dass die Post damals das einzige Mal eine seiner geschmacklosen Schlagzeilen abgelehnt hatte - Fiddler Off the Roof .
»Lieutenant Peterson lässt seine Leute Doppelschichten arbeiten, Paul. Sie wissen, wie gründlich er ist.«
»Ich bin am Samstagabend im Pierre Hotel zu einem Galadinner eingeladen - irgend so ein Komitee, bei dem meine Frau Mitglied ist; ich habe vergessen, um welche Krankheit es geht. Wahrscheinlich wird auch jemand vom Direktorium des Lincoln Center dort sein. Sie müssen mir etwas sagen, was ich über den Fortschritt der Ermittlungen berichten kann.«
»Wenn ich bis dahin etwas weiß, werden Sie es erfahren.«
Prominente versuchten oft, den Bezirksstaatsanwalt für ihre Privatzwecke einzuspannen. Kirchenoberhäupter riefen an und baten um Nachsicht, wenn Gemeindemitglieder in irgendwelche Wirtschaftsverbrechen verwickelt waren; Eltern, deren Kinder Eliteschulen besuchten, drängten darauf, die Verhaftung von Lehrern, die man als Internetpädophile entlarvt hatte, nicht publik zu machen; und gut situierte Investmentbanker versprachen, ihre Sprösslinge, die man bei einer Drogenrazzia an der Uni erwischt hatte, in Therapien zu schicken. Battaglia hatte sich ein beneidenswert dickes Fell wachsen lassen, seine Strategie war, so detailliert wie möglich über eine Ermittlung Bescheid zu wissen, bevor man ihn unter Druck setzte.
»Alex«, sagte Battaglia, als ich mich zum Gehen anschickte. »Was diese Fernsehmonitore in Joe Berks Wohnung angeht. Der Polizeipräsident hat mir davon erzählt, obwohl Sie es für angebracht hielten, mich nicht darüber zu informieren. Haben Sie schon herausgefunden, was es damit auf sich hat?«
»Wir hatten keine Möglichkeit, das weiterzuverfolgen, Paul. Schon gar nicht, nachdem sie verschwunden sind. Ich habe keine Ahnung.«
»Haben Sie mit den Technikern gesprochen?«
»Ja, natürlich. Sie halten sich auf Abruf bereit. Aber zuerst müssen wir wissen, wo die Kameras versteckt waren - ich meine, in welchem Gebäude - und was sie gefilmt haben. So weit sind wir nie gekommen.«
»Ich frage mich nur - vielleicht ist er auch ein... ein...?« Er brachte das Wort nicht über die Lippen.
»Ein Paraphiler?«
Ich dachte an die Räume, die Mike und ich auf den Bildschirmen gesehen hatten, bevor uns Mona Berk unterbrochen hatte. »Möglich. Voyeurismus ist auch eine Form der Paraphilie. Kommt drauf an, wo diese Kameras installiert waren. Es sah nach Umkleide- oder Waschräumen aus, vielleicht in einigen von Berks Theatern.«
»Also warum haben Sie diese Spur nicht weiterverfolgt?«
»Es schien nichts mit dem Mord an Galinowa zu tun zu haben, Paul. Die Polizei hat ihre Garderobe in der Met gründlich durchsucht. Dort waren keine Kameras versteckt.«
»Lassen Sie es mich wissen, falls Sie Joe Berk etwas anhängen können.« Battaglia kaute lächelnd an der feuchten Zigarrenspitze. »Das hätte ich zu gern in meinem Arsenal.«
Jetzt verstand ich. Er glaubte nicht, dass Berk etwas mit Taljas Tod zu tun hatte. Aber in seiner Welt der Macht und Privilegien wäre es nützlich, Berks wunden Punkt zu kennen, um eines Tages möglicherweise Tauschmaterial
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