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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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egal, wo.
    Doch jetzt, den Blick über die gierigen Gesichter und in die erhobenen Fotohandys gerichtet, wurde er etwas argwöhnisch. Als Zaungäste bei einer Beerdigung, auch wenn es sich um eine hochkarätige Feier handelte, waren sie ihm beinahe schon unheimlich.
    Zum Glück war der Eingang auf der Fifth Avenue den VIPs vorbehalten. Rooney stieg hinter Big Dan aus, seinem Leibwächter. Beiderseits der Treppe und des Eingangs drängten sich bereits die zum größten Teil offiziell zugelassenen Pressevertreter.
    Nur mit Mühe schaffte er es, nicht den Kopf zu wenden, wenn aus der Menge auf der anderen Seite der Straße jemand »Was’s’n los, Dork?«, rief, den zentralen Satz aus seiner letzten Komödie.
    Doch den einladenden Blicken auf den Gesichtern der Journalisten beiderseits des Eingangs konnte er nicht widerstehen. Adrenalin durchströmte sein Blut, als ein Blitzlichtgewitter seine Augen blendete. Er blickte in den grauen Himmel und kratzte sich am Kopf.

    Dann zeigte er sein erstes kilowattstarkes Lächeln des Tages.
    »Jungs, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, sagte er beiläufig. »Von einem Blitzlichtgewitter habe ich im Wetterbericht heute nichts gehört.«
    Rasch überflog er die Reihen der zumeist grinsenden Nachrichtenleute und unterdrückte, vom hübschen, aber brüskierten Gesicht einer Brünetten in der Nähe des Eingangs aufgehalten, den nächsten Witz. Sie hatte natürlich Recht. Was er doch für eine Rampensau war! Effekthascherei auf einer Beerdigung.
    Rooney legte eine feierliche Miene auf und betrat die Kirche.
    Die Trauergäste in den hinteren Reihen drehten sich um und stupsten einander an, als er seine Einladung einem Mann in roter Jacke von der Sicherheit gab.
    Ja, ich bin’s, ich bin hier, dachte Rooney verärgert. Warum glotzt ihr so?
    Das war einer der Aspekte des Berühmtseins, der einem schnell auf den Senkel gehen konnte. In der echten Welt, in einem Restaurant oder auf einem Flughafen, war es schlicht unangenehm, angestarrt zu werden. Als wollten die Menschen etwas von ihm, aber was? Das wussten sie, wie er vermutete, ebenso wenig wie er.
    Außerdem dachten die Leute, Stars trügen Sonnenbrillen, um sich zu verstecken, aber eigentlich taten sie es, um Augenkontakt zu vermeiden.
    Rooney drehte sich zum Eingang zurück, wo die Kameras wie ein wütender Schwarm metallener Grillen klickten.
    Na, wen haben wir denn da!
    Linda London, zwanzigjähriges Mitglied der Reality-TV-Gemeinde,
war gleichzeitig mit Mercedes Freer eingetroffen, der zwanzigjährigen Kaugummi-Pop-Diva. Dass die beiden jungen Damen über den gleichen Gehweg liefen, war Stoff genug für die Nachrichten. Doch was tatsächlich für Aufregung sorgte, war, dass beide das gleiche schwarze Mikrominitrauerkleid mit Schleier trugen.
    Um die Sache noch interessanter zu machen, stieg Charlie Conlan, die Siebzigerjahre-Rocklegende, aus seiner Stretchlimousine und marschierte nur wenige Meter hinter dem potenziellen Zickenalarm die Kirchentreppe hinauf. Die große, hoffnungslos coole Ikone musste hart auf die Sechzig zugehen, sah aber immer noch gut aus. Er schüttelte im Vorraum Rooneys Hand.
    Charlie hatte im Jahr zuvor drei zauberhafte Lieder für einen Kinderfilm, in dem Rooney mitgespielt hatte, geschrieben und gesungen, und gemeinsam waren sie kurz auf Werbetour gegangen. Die ganze Zeit über hatte Conlan nicht aufgehört zu lächeln, hatte jedem Kellner, Türsteher und Fahrer, denen sie über den Weg gelaufen waren, ein Trinkgeld und allen und jedem Autogramme gegeben. Selbst die Paparazzi schienen ihn zu mögen.
    »Verdammter Zirkus, hm?«, sagte Charlie in seiner patentierten rauen Stimme. »Bist du einer der Clowns, Johnny?«
    »Nur wenn du den Zirkusdirektor spielst«, konterte Rooney und lachte, als die Kameras wieder lautstark losklickten.
    Draußen wurde wieder gejohlt. Eugena Humphrey entstieg ihrem Markenzeichen, einer pinkfarbenen Lincoln Town Car Limousine.
    »Ich muss schon bitten«, schalt die charismatische Talkmasterin von Queen of LA die Menge. »Das ist eine Beerdigung,
keine Emmy-Verleihung. Etwas mehr Respekt, bitte.«
    Überraschenderweise beruhigte sich die Menge.
    »Eugena herrscht«, stellte jemand fest, was wie die Wahrheit Gottes in Stein gemeißelt zu sein schien.

11
    Die New-York-Times -Reporterin Cathy Calvin wusste nicht, wo überall sie für das Titelbild von morgen hinschauen sollte. Sie drehte sich um, als sich der Leichenwagen mit der First Lady über der nördlichen

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