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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Anhöhe der leeren Fifth Avenue näherte. Er wurde angeführt von einer V-Formation aus neun Harleys des NYPD, deren markiges Knattern die kalte Stille der weltberühmten Straße durchdrang.
    Langsam setzte sich die Ehrengarde in Bewegung, als wären die Statuen im Vorraum zum Leben erweckt worden, und marschierte auf den Bürgersteig.
    Ehrengarde und Leichenwagen hielten gleichzeitig am Straßenrand.
    Blitzlichter klickten, als sie feierlich den mit der amerikanischen Flagge bedeckten Sarg aus dem langen, schwarzen Wagen zogen.
    Zwei Männer vom Geheimdienst in dunklen Anzügen tauchten aus der Menge auf und halfen den Trägern, die den Sarg mühelos auf ihre Schultern hoben.
    Oben an der Treppe blieben die Soldaten und Agenten gleich hinter dem ehemaligen Präsidenten und seiner Tochter stehen, als im Süden ein leises, aber heftiges Grummeln zu hören war.
    Einen Augenblick später tauchten tief an dem in der Häuserschlucht sichtbaren schmalen Stück Himmel fünf F-15 auf. Über der 42nd Street brach eines der Flugzeuge am nach Westen gelegenen Rand in den Steigflug nach oben aus, während die restlichen vier über die Kathedrale
in der »Missing Man Formation« weiterflogen. Die Sargträger warteten, bis in der Stein- und Stahlschlucht das letzte Echo der Düsenjäger verhallt war, bevor sie mit Caroline Hopkins die Kirche betraten.
    Und erst als der ehemalige Präsident die Schwelle überschritten hatte, begannen die Dudelsackpfeifer die vertraute Melodie von »Amazing Grace« zu spielen. Die ganze Stadt schien in Schweigen zu fallen.
    Ein Blick über die Menge verriet Cathy Calvin den Aufmacher, den sie nie schreiben würde. Die Menschen nahmen die Hüte ab, legten die Hände auf ihre Herzen und sangen die Hymne mit. Die abgestumpften New Yorker weinten ungeniert.
    Aber das war es nicht, was sie am meisten schockierte.
    Nein, ihre größte Überraschung erlebte die Ich-habschon-alles-gesehen-Reporterin, als sie eine Hand an ihre Wange hob und merkte, dass auch sie weinte.

12
    Verabschiedungen wie diese können einem die Tränen in die Augen treiben, dachte der Saubermann, der von seinem Drehstuhl im hinteren Teil seines schwarzen Vans die Szene durch sein Fernglas beobachtete.
    Gott verdammich, dachte er und grinste so heftig, dass ihm schon die Wangen wehtaten.
    Freudentränen.
    Der Van stand in der Nähe der 51st Street und Fifth Avenue, schräg gegenüber der großen Kathedrale, und seit einer Stunde betrachtete er durch die getönte Rückscheibe die unaufhörliche Parade der eintreffenden Berühmtheiten und Würdenträger.
    Es war eine Sache, eine Vorhersage zu treffen, dachte der Saubermann, als sich die Eingangstüren hinter Präsident Hopkins und seinem Gefolge aus erleuchteten Speichelleckern schlossen.
    Eine andere war es mitzuerleben, wie eine Vorhersage in allen Einzelheiten wahr wurde.
    Er senkte sein Fernglas, um aus dem Plastikbehälter zu seinen Füßen ein Reinigungstuch für Babyhaut herauszuziehen. Seine roten Hände brannten wunderbar, als er sie mit dem Tuch abrieb. Normalerweise hatte er eine Handlotion dabei, um das Wundwerden zu mildern, doch in seiner Aufregung hatte er sie vergessen.
    Aber das war auch das Einzige, was fehlte, dachte er lächelnd, warf das gebrauchte Tuch auf den Berg zu seinen Füßen und hob das Fernglas wieder an.

    Er ließ den Blick durch seinen hochauflösenden Feldstecher über den Straßenblock vor der Kirche gleiten und auf jedem Wachposten einen Moment verharren.
    Vor der Kirche standen bei der Presse eine Reihe Schutzpolizisten, und die Seitenstraßen wurden an jeder Ecke von einem Einsatzwagen des NYPD blockiert.
    Die Polizisten der Spezialeinheit mit ihren Baseballkappen trugen vor ihrer Brust an Gurten einschüchternde Colt-Commando-Maschinenpistolen, hielten aber Kaffeebecher und Zigaretten in den Händen. Statt aufzupassen, trödelten sie herum und versuchten sich gegenseitig weiszumachen, was sie mit den Überstunden anfangen würden, die sie gerade schoben.
    Frage: Waren sie wirklich so dumm? Antwort: Ja.
    Sein Mobiltelefon klingelte, als das Gekreische der Dudelsackpfeifer einsetzte. Der Saubermann nahm den Feldstecher herunter und hob das Telefon ans Ohr.
    Die Aufregung über das, was gleich passieren würde, zerrte an seinen Nervenenden.
    »Alles klar, Jack«, meldete sich der Saubermann. »Alles nach Plan. Jetzt mach uns stolz.«

13
    Im Schiff der Kathedrale biss »Jack« auf die Antenne seines Funktelefons, das er soeben nervös zugeklappt

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