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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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überfallen, wenn es keine Leiche gibt? Irgendwie müssen sie Caroline Hopkins getötet haben.«

26
    Der Saubermann blickte durch das Fensterbild einer riesigen Schneeflocke im dritten Stock von Saks Fifth Avenue auf die Straße hinunter und kicherte.
    Diese herumwieselnden kleinen Arschlöcher musste man sich mal anschauen. Wenn man den Trallala-Weihnachtsmusikscheiß aus den Lautsprechern durch alte Klaviermusik ersetzte, hätte man die Szenerie eines Stummfilms vor sich.
    Gott, das fühlte sich gut an. Er hielt seine leicht zitternde Hand vor sein lächelndes Gesicht. Er konnte es nicht mehr leugnen - genau dafür lebte er.
    Er ging seinen Vorrat an Gewaltfantasien durch. Zu seinen liebsten gehörte die, in der er während der Stoßzeit mitten in der Grand Central Station stand und plötzlich etwas aus seiner Jacke zog. Manchmal war es ein Samuraischwert, manchmal eine Kettensäge. Seine liebste Waffe war ein Flammenwerfer. Furcht und Schrecken einflößen nannte man das.
    Doch die Realität war noch besser als die Fantasie, kam er zu dem Schluss, während er unten die »Behörden« und »Krisenexperten« beobachtete, die sich schier überstürzten.
    Jetzt hatte er echte Macht über echte Menschen.
    Plötzlich verstummte die Musik im parfümierten Kaufhaus. Und nun?
    »Aufgrund eines Polizeieinsatzes wird Saks Fifth Avenue geschlossen. Bitte begeben Sie sich zum nächstgelegenen
Ausgang und bewahren Sie Ruhe. Sie sind nicht in Gefahr.«
    Wieder konnte der Saubermann sein Lächeln nicht unterdrücken.
    Jetzt spielten sie sogar sein Lied.
    Er hatte seine dunklen Triebe verfeinert, transformiert. Ließ sie jetzt zu seinen Gunsten arbeiten.
    Er war ein Meister.
    Er zog ein Erfrischungstuch aus seiner Tasche. Seine Hände zitterten immer noch, während er die Verpackung aufriss, doch nachdem er sein Gesicht gereinigt hatte, war er wieder ruhig wie ein Fels.
    Dann rief er zu Hause an, sprach mit seiner Frau und seinen Kindern. »Mir geht’s gut, Helen. Ich bin nicht in Gefahr.«

27
    Stephen Hopkins saß allein auf einer Bank in der kleinen Kapelle hinter dem Hauptaltar, den Kopf in die Hände gestützt. Er war beinahe froh, dass Caroline nicht miterleben musste, was bei ihrer Totenmesse passierte. Sie war so ein guter Mensch gewesen, es hätte sie zutiefst verletzt, doch sie hätte die Situation gemeistert.
    Vielleicht dreißig Geiseln saßen in den Reihen um ihn herum. Er erkannte viele Gesichter, zumeist berühmte, großzügige Menschen, die Caroline für ihre Wohltätigkeitsarbeit gewinnen konnte.
    Er blickte zu den drei maskierten und bewaffneten Männern auf, die vorne in der Kapelle standen. Die Schweine waren immer auf der Hut. Er hatte mit vielen Soldaten zu tun gehabt, und an die erinnerten sie ihn. Soldaten? Waren sie etwa früher beim Militär gewesen?
    Hatte die Sache einen politischen Hintergrund? Am Anfang hatte es nach einem Anschlag von Terroristen aus dem Nahen Osten ausgesehen, doch bald war klar geworden, dass diese Männer Amerikaner waren. Aber was, zum Teufel, wollten sie? Wie konnten sie so unverfroren sein? So wenig Angst vor dem Tod haben?
    Ein kleiner, muskulöser Mann trat in die Mitte des Gangs und räusperte sich theatralisch.
    »Hallo zusammen. Ich bin Jack. Meinen großen, bösen Freund da drüben können Sie Little John nennen. Wir möchten uns aufrichtig dafür entschuldigen, dass wir Sie auf diese Weise festhalten. Wenn Sie auf die Toilette müssen,
heben Sie einfach die Hand, dann wird man Sie begleiten. Es gibt zu essen und zu trinken. Auch dafür heben Sie die Hand. Sie können sich auf die Bänke oder dort hinten auf den Boden legen. Wenn Sie kooperieren, wird alles glatt laufen. Wenn Sie es nicht tun, nun, werden die Folgen sehr unangenehm werden. Die Entscheidung liegt bei Ihnen.«
    Wer war dieser Zwerg, dass er die Leute hier zurechtweisen konnte, als wären sie Schüler, die nachsitzen mussten? Stephen Hopkins erhob sich im selben Moment wie der Bürgermeister von New York. Der Bürgermeister setzte sich wieder.
    »Was soll das hier?«, schimpfte er wütend. »Was haben Sie mit uns vor? Warum beleidigen Sie meine Frau?«
    »Mr. President.« Jack ging lächelnd den Gang entlang. »In diesem Ton geht das nicht. Ich bemühe mich darum, freundlich zu sein. Ich bitte Sie dringend, dies auch zu tun.«
    Stephen Hopkins’ Knöchel wurden weiß, so fest umklammerte er die Lehne der Sitzbank vor sich. Dass jemand so mit ihm sprach, war er nicht gewohnt. Schon sehr, sehr lange nicht

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