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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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96
    Blinkende, an einer Feuerleiter aufgehängte Weihnachtslichter eines braunen Wohnblocks wischten an den Fenstern des Hubschraubers vorbei, während wir zu dem Autohaus rasten, in dessen Schaufenster gerade der Wagen gepoltert war.
    Glasscherben, zerrissenes Metall, blinkende Polizeilichter, rennende Polizisten.
    Ein neuer Tag, dachte ich und bemühte mich, die verrückte Szene zu begreifen, deren Zeuge ich gerade war. Ein neues Kriegsgebiet.
    Ich drehte mich nach links, fort von dem Chaos beim Autohändler, als die vier verbliebenen Fahrzeuge die leere Kreuzung zum West Side Highway in der Nähe des Hudson erreichten.
    Sie fuhren noch genauso schnell!
    Ich dachte, sie würden an der letzten Ecke wenden und die Absperrung durchbrechen. Die dort postierten Polizisten mussten dasselbe gedacht haben, weil drei oder vier von ihnen das Feld räumten.
    Aber keiner von uns lag richtig.
    Die Welt um mich herum schien grau zu werden, während ich hilflos nach unten blickte. Adrenalin, Schlafmangel, Koffeinüberdosis und Stress forderten schließlich ihren Tribut. Ich dachte, ich würde halluzinieren.
    Die schwarzen Limousinen bogen weder nach rechts noch nach links ab. Wie auf Schienen jagten sie kerzengerade auf den Zaun vor dem Hudson River zu.
    Selbst im Hubschrauber hörte ich, wie die Vorderreifen
beider Fahrzeuge wie Rohrbomben platzten, als sie den hohen Betonsockel des Zauns rammten. Die Fahrzeuge schienen sich zu ducken und zusammenzurollen - bis sie nach oben hüpften und den Zaun durchschlugen.
    Maschendraht zerriss wie weiches Haushaltspapier, und plötzlich hingen die Fahrzeuge über dem eisigen Wasser in der Luft. Es klang, als landete Metall auf Beton, als sie beide auf der Wasseroberfläche auftrafen - mit dem Dach zuerst.
    Ich weiß nicht, was ich eigentlich erwartet hatte.
    Auf jeden Fall keinen Massenselbstmord.
    »Sie sind im Wasser!«, hörte ich über Funk. »Alle sechs Fahrzeuge sind im East River! Das ist völlig krank. Das kann nicht sein. Aber es ist so!«
    Ich dachte, einer der Polizisten auf meiner Seite gäbe seinen Bericht über Funk durch - bis ich merkte, er sprach über die anderen Fahrzeuge. Diejenigen, die Richtung Osten gefahren waren.
    Die Geiselnehmer hatten alle Fahrzeuge in zwei Flüsse gesetzt!
    Der Hubschrauber schwenkte bereits nach unten zum Wasser. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie die Rücklichter unter der Oberfläche verschwanden.
    »So tief, wie Sie können!«, rief ich der Pilotin zu. Ich löste bereits meinen Gurt und öffnete die Tür. Kalter Wind heulte in die Kabine, als ich mich über das aufgewühlte, graue Wasser beugte.
    »Und geben Sie einen Funkspruch an die Hafenpolizei durch«, wies ich sie an.
    Dann ließ ich mich fallen.

97
    Das Wasser war gar nicht so schlimm.
    Wenn man einer von diesen Polarbärenleuten auf Coney Island war.
    Die Temperatur, oder eher deren Mangel, durchfuhr mich wie ein elektrischer Schock. Dann hüpfte ich im Wasser auf und ab, bis meine Füße auf so etwas wie einen Kotflügel trafen. Ich drehte um, tauchte in den dunklen, schmutzigen Fluss und griff mit den Händen nach vorne.
    Ich weiß nicht, wie ich den Türgriff fand, aber es gelang mir. Ich zog kräftig, die Tür öffnete sich, und etwas strich an mir vorbei, dann noch etwas.
    Mir ging die Luft aus. Und die Wärme, während ein dritter und vierter Schatten an mir vorbei zur Oberfläche huschten. Also stieß ich mich vom Dach des gesunkenen Fahrzeugs ab.
    Wie ein Hund paddelnd, hingen meine Kleider an mir wie Blei. Wie gefrorenes Blei. Ich zählte zwölf Personen, die im Wasser trieben. Sie hatten ihre Masken abgenommen, und die meisten von ihnen erkannte ich als die prominenten Geiseln. Wie viele hatten in den Fahrzeugen gesessen? Waren sie jetzt alle in Sicherheit?
    »Steckt noch jemand in den Autos fest?«, rief ich Kenneth Rubenstein zu, der neben mir im Wasser mit den Armen wedelte.
    Er blickte mich an, als würde ich Chinesisch mit ihm reden. Er stand unter Schock. Ich beschloss, lieber damit anzufangen, die Leute aus dem Wasser zu holen.
    Hier kam die Hubschrauberpilotin wieder ins Spiel. Sie
war wunderbar, einfach nur genial. Sie benutzte die Kufen wie einen Haken, so dass sie unsere unterkühlten Ärsche aus der Suppe ziehen und auf dem nahe gelegenen Dock absetzen konnte.
    Stämmige Arbeiter aus dem Fuhrpark der Kanalreinigung am Fluss waren zu uns geeilt und führten uns in ein herrliches, warmes Gebäude. Eine Decke wurde über meinen Rücken

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