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Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack

Titel: Totenmesse - Patterson, J: Totenmesse - Step on a Crack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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kehren. Hören Sie, Mann, ich weiß es. Ich war da drin. Ich kenne die Polizei. Nur Profis wie ihr konnten so etwas durchziehen. Oh, ja, und dann, wie praktisch, verschwinden alle. Sie sind Ihnen ganz knapp durch die Lappen gegangen, wette ich. Es waren Polizisten, die die Sache durchgezogen haben, und jetzt vertuscht ihr das. Wie ihr es schon immer getan habt.«
    Stimmte das? Ich hatte eindeutig meine Zweifel.
    Doch Solstice hatte zwei ernstzunehmende Fragen aufgeworfen: Woher wussten die Geiselnehmer so viel über Belagerungstaktik? Und woher hatten sie anscheinend immer gewusst, was wir als Nächstes tun würden?

108
    Es gibt zehn Gefängnisse auf Rikers Island in der Bronx, in denen insgesamt siebzehntausend Gefangene untergebracht sind. Rikers ist fast schon eine kleine Stadt mit Schulen, Krankenhäusern, Sportplätzen, Kapellen und Moscheen, Geschäften, Friseuren und Busdepot. Sogar eine Autowaschanlage gibt es.
    Als ich früh am nächsten Morgen dort eintraf, hatte ich wieder Hoffnung geschöpft. Mir war in der Nacht eine Idee gekommen, und jetzt konnte ich sie umsetzen.
    Kurz nach acht ging ich an dem Amnestiebehälter vorbei, wo Gefängnisbesucher ohne Angst vor Verfolgung Drogen oder Waffen deponieren konnten. Ich hatte beides nicht, so dass ich gleich in ein kleines Besprechungszimmer geführt wurde.
    Etwa ein Viertel der Insassen in Rikers sind arm und können auch bei geringeren Delikten keine Kaution von fünfhundert Dollar oder weniger hinterlegen, doch ich war eher an den harten Fällen interessiert. In den nächsten vier Stunden ließ ich mir nach und nach Dutzende von Insassen vorführen.
    Ich spielte ihnen ein Band mit Jacks Stimme von den Verhandlungen vor. Vielleicht würde jemand »Jack« aus früheren Gefängnisaufenthalten in Rikers oder anderen Einrichtungen rund um New York kennen.
    Aber auch Angelo, ein Betrüger, der, immer bereit zum Kampf, seine Schultern kreisen ließ wie ein Boxer, kannte ihn nicht.

    Auch Hektor kannte ihn nicht, ein Bandenmitglied mit zwei Tränentätowierungen im Winkel seines rechten Auges, was hieß, er hatte mit seinen einundzwanzig Jahren bereits zwei Menschen getötet.
    Auch J. T. kannte ihn nicht, ein wandelndes Pillenlexikon und weißer Gauner aus Westchester mit ernsthaftem Drogenproblem.
    Oder Jesse aus der 131st Street in Harlem mit seinem ruhigen Gesicht, einem zeitweilig schielenden Auge und kleinem Zipfelbart unter der Unterlippe, der in Rikers wegen mutmaßlichem Überfall einsaß.
    Eigentlich hatte mir keiner der neunundsiebzig Insassen, die mir in dem engen Zimmer vorgeführt wurden, etwas zu berichten. Ganz schön deprimierend.
    Bis mein achtzigster Besucher kam, Tremaine, ein dürrer »älterer« Kerl, vielleicht vierzig, auch wenn er wie fünfzig aussah. Mindestens. Er sagte, er denke, die Stimme vielleicht schon gehört zu haben - Jacks Stimme. »Weiß nicht sicher, aber vielleicht.«
    Auf dem Weg zurück von Rikers rief ich am Police Plaza an und bat Lonnie, die Fingerabdrücke des toten Geiselnehmers durch die städtischen, staatlichen und nationalen Mitarbeiterdatenbanken laufen zu lassen.
    Eine Stunde später ratterte das Faxgerät. Das Deckblatt verriet, dass es Lonnies Ergebnisse waren.
    Es kam mir vor, als müsste ich einen Monat warten, bis die zweite Seite durch war.
    Langsam nahm ich es in die Hände, darauf bedacht, die Tinte nicht zu verschmieren.
    Es war nicht das Foto mit dem lächelnden Gesicht des Geiselnehmers, von dem ich meinen Blick nicht abwenden konnte, als vielmehr die darunterstehenden Angaben.

    Überraschung, vermischt mit einem Schuldgefühl, ließen meinen Magen sich verkrampfen.
    Das war einfach nicht zu glauben.
    Ich zog mein Handy heraus und drückte die Kurzwahltaste mit Commander Will Matthews’ Nummer. »Hier ist Bennett«, meldete ich mich. »Ich glaube, wir haben sie.«

109
    Es begann zu schneien, als wir die Stadtgrenze Richtung Saw Mill River Parkway mit Höchstgeschwindigkeit überquerten. Ein Konvoi aus acht Pkws des FBI und Transportern der Spezialeinheit des NYPD hatte bereits den Harlem River überquert, jetzt fuhren wir durch den Wald von Westchester. Aber nicht zu Großmütterchens Haus.
    Wir nahmen die Abfahrt nach Pleasantville, von dort ging es weiter zum Hudson. Am Ufer des vom Wind aufgewühlten Flusses hielten wir vor einer hohen, grauen Betonmauer, die mit Stacheldraht geschmückt war. Ein kaum lesbares, sonnengebleichtes Schild hing an der Mauer.
    »Sing Sing, Strafvollzugsanstalt« stand

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