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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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von Blut. »Hier auch!«, rief er und schenkte seiner Zukunft bei der Nationalen Einsatztruppe einen kurzen Gedanken.
    Einer der NE-Männer öffnete sein Visier und bekam sein Babygesicht zurück. Er führte ein Walkie-Talkie ans Babyohr und sagte: »Hier Renberg. Bank ohne Verluste gesichert. Täter in Gewahrsam genommen.«
    Und nicht nur die, dachte Viggo Norlander und sah hinunter auf den Ausgeknockten.

    Der NE-Chef ließ das Walkie-Talkie sinken und hob sozusagen vom Schreibtisch ab. »Ja!«, brüllte er und streckte Hultin die erhobene Hand entgegen.
    Hultin starrte verblüfft die Hand an. Sie abzuklatschen wie ein amerikanischer Basketballspieler schien ihm nicht in den Sinn zu kommen. Der NE-Chef stand mit seiner erhobenen Hand ein bisschen hilflos da. Schließlich war es Waldemar Mörner, der ihn abklatschte.
    Der NE-Chef starrte eine Weile auf seine Hand, bevor er sich wieder fing. »Geschafft!«, schrie er.
    Â»Yippie!«, brüllte Mörner wie ein wild gewordener Cowboy.
    Jan-Olov Hultin dachte an eine wohlverdiente Abendsauna.

    Paul Hjelm blickte in die Augen, in die er in seinem Leben am häufigsten geblickt hatte. Er versuchte, sich über ihren Zustand klar zu werden. Hatte der Blick diese Prüfung bestanden?
    Er fand, dass dies der Fall war. Obwohl ihre Augen ziemlich müde wirkten.
    Augen, die zu viel gesehen hatten.
    Â»Cilla«, sagte er und nahm ihre Hand. Die Hand hielt krampfhaft das Handy. Er versuchte, es ihr zu entwinden.
    Â»Lass mein Handy los«, sagte Cilla Hjelm ruhig, aber bestimmt.
    Instinktiv ließ er ihre Hand los. »Du bist eine Heldin«, sagte Paul Hjelm. »Ich bin stolz auf dich.«
    Â»â€ºIch bin bei dir‹«, sagte sie. »War das Kerstin?«
    Er lachte, holte tief Luft und legte den Arm um sie. Sie machte keinen Versuch, ihn wegzustoßen. Es war sehr ungewöhnlich.
    Â»Ich dachte, ich wäre tot«, sagte sie. »Ich habe Danne am Herd gesehen. Weißt du noch?«
    Â»Danne?«
    Â»Ãœberall Licht.«
    Â»Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?«, fragte er. Sie versuchte hochzukommen. Es ging nicht. »Fahr mich nach Hause«, sagte sie.

    Â»Habe ich richtig verstanden?«, sagte Jan-Olov Hultin. »Du hast die Geisel k. o. geschlagen?«
    Â»Nur eine leichte Ohrfeige«, sagte Viggo Norlander. »Er hat geschrien wie ein durchgedrehtes altes Weib.«
    Â»Und durchgedrehte alte Weiber schlägt man k.o.?«
    Norlander schwieg. Wenn Hultin ihn nicht gekannt hätte, hätte er glauben können, Norlander sei seine Unzulänglichkeit bewusst geworden.
    Hultin hätte es nicht zu sagen brauchen, aber er sagte es trotzdem; es war ein größerer Teil der Belohnung als die noch ungeschriebene Beraterrechnung: »Viereinhalb Stunden lang haben sie da gesessen und sind gequält worden, angekettet und ununterbrochen in Lebensgefahr. Und als Schadensersatz für Schweiß und Schmerzen bekommt der Bankbeamte Nils Bernhardsson, 46 Jahre alt, einen Schlag auf die Schnauze.«
    Viggo Norlander blickte auf. Sein Blick war bemerkenswert defensiv. Vorsichtig sagte er: »Willst du mir die Augenbrauen kaputtstoßen?«
    Hultin betrachtete ihn einen Moment. Dann fing er an zu lachen. Ein Lachen, das erst sehr wenige Menschen gehört hatten. Viggo Norlander fühlte sich auserwählt.
    Â»Nimm zuerst den Helm ab«, sagte Jan-Olov Hultin.

    Â»Warte«, sagte Cilla Hjelm draußen auf dem Bürgersteig.
    Paul Hjelm blieb stehen. Er hielt sie fest an sich gedrückt, und es kam ihm vor, als wäre sie im Begriff zusammenzubrechen.Aber nicht jetzt. Ihr Körper stabilisierte sich zusehends.
    Â»Ja?«, sagte Paul.
    Â»Tovas Geschenk«, sagte Cilla mit Nachdruck.
    Â»Was?«
    Â»Es ist noch da drin. Sie wird morgen volljährig.«
    Â»Ich weiß.«
    Â»Meine Kleine wird erwachsen.«
    Â»Unsere«, sagte Paul und ließ sie los.
    Er betrachtete sie. »Geht es einen Moment so?«, fragte er und ging ein paar Schritte auf die Bank zu.
    Â»Es ist ein blaues Paket«, sagte Cilla Hjelm.

    Renbergnahm den Helm ab. Er fuhr sich mit der Hand übers kurz geschorene Haar und blickte über das Schlachtfeld. Er war zufrieden.
    Leute liefen hin und her und rutschten auf den Glassplittern aus. Sanitäter trugen Menschen auf Bahren hinaus, Kriminaltechniker waren auf dem Weg hinein, Polizeibosse gingen umher und nickten anerkennend.
    So sollte es

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