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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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vorn, zum Schließfachraum. Viggo hockt auf der einen Seite. Ein Mann auf der anderen. Ein Mann über diesem hockenden Mann. Fünf. Der Sechste steht und hält die Räuber. Oder nicht?«
    Kerstin Holm stand auf und trat an das angehaltene Bild an der Wand. »Und was ist das hier?«, fragte sie und zeigte auf etwas oberhalb von Viggo Norlanders Kopf.
    Ein Strich. Er wurde deutlicher, je länger man hinsah. Es war der Lauf einer Maschinenpistole.
    Â»Was zum Teufel!«, sagte der NE-Chef.
    Â»Ihr wart sechs«, sagte Kerstin Holm. »Das hier sind sieben.«
    Der NE-Chef rieb sich hart die Augenwinkel. Es sah aus, als wollte er seine Augäpfel ins Gehirn drücken. »Was soll das heißen?«, sagte er tonlos. »Dass plötzlich ein weiterer Einsatzpolizist aufgetaucht ist? Vom Rest der Gruppe nicht zu unterscheiden? Das ist doch absurd.«
    Â»Aber verflucht«, sagte Viggo Norlander und wurde blass. »Die Schritte.«
    Â»Was?«, fragte Kerstin Holm verwundert. Norlander blass werden zu sehen war so selten, wie Hultin lachen zu hören.
    Â»Ich hätte reagieren müssen«, fuhr Norlander fort. »Als wir über den Karlavägen gelaufen sind, waren wir zwei Glieder, drei Mann in jedem. Ich lief als Zweiter im linken Glied. Aber ich habe hinter mir Schritte von zwei Menschen gehört.«
    Â»War er also von Anfang an dabei?«, sagte Hultin. »Wo kommt der Kerl her?«
    Norlanders Blässe hielt an. Er sagte: »Wenn ich mich umgedreht hätte, statt um jeden Preis mitzuhalten, hätten wir die Räuber jetzt. Dann wäre alles anders gelaufen.«
    Von später Einsicht Blässe angekränkelt, dachte Kerstin Holm, sagte aber: »Könnt ihr zeigen, wo ihr hier auf diesem Bild seid? Einer nach dem anderen.«
    Einer nach dem anderen traten die Männer der NE-Einsatzgruppe vor und zeigten auf sich. Nicke Renberg kam als Letzter. Er zeigte auf den einsamen MP-Lauf.
    Der Einzige, auf den nicht gezeigt wurde, war der Mann mit den beiden Bankräubern.
    Â»Also dann«, sagte Hultin. »Ihr sechs folgt Grundström, der euch noch einmal eingehend vernehmen wird. Ihr könnt euch damit trösten, dass Dummheit nicht strafbar ist.«
    Von begossenen Pudeln zu sprechen wäre noch geschmeichelt gewesen.
    Jetzt waren nur noch die Einsatzleitung, die A-Gruppe und der Techniker im Raum. Die Expertengruppe war entlassen, und nun durfte auch der Techniker gehen. Mit einem Seufzer der Erleichterung nach einem beachtlichen Tageswerk zog er von dannen.
    Â»Aber um Dummheit handelt es sich bei dem hier wohl kaum, oder?«, sagte Hultin und zeigte auf den NE-Mann zwischen den Bankräubern im angehaltenen Videobild.
    Â»War das vielleicht der Grund, warum die Räuber so cool waren?«, sagte Arto Söderstedt. »Weil sie wussten, dass sie befreit werden würden? Von der Polizei? ›Die Polizei soll den Plan liefern …‹.«
    Â»Das wirkt logisch«, sagte Kerstin Holm und kehrte an ihren Platz zurück, »bis auf einen Punkt.« Sie konnte den Blick noch immer nicht von dem Standfoto mit den Bankräubern und den NE-Männern losreißen. Da war noch etwas. Sie kam nur im Moment nicht darauf.
    Söderstedt nickte: »Das Geld«, sagte er.
    Holm entwickelte den Gedankengang weiter: »Warum den Tresorraum öffnen und die Sporttaschen mit Bargeld füllen, wenn man sie nicht mitnehmen will?«
    Hultin sank schwer auf seinen Stuhl. »Sind sie also nicht befreit worden?«
    Â»In gewisser Weise deutet natürlich alles darauf hin«, sagte Kerstin Holm. »Es würde extreme Vorbereitungen erfordern, eine adäquate NE-Ausrüstung zu beschaffen. Gar nicht zu reden davon, dass man mit äußerster Aufmerksamkeit stundenlang am Karlavägen steht und den Augenblick abwartet, in dem die Nationale Einsatztruppe sich aufmacht, sich ihr dann anzuschließen und sie zu überlisten. Das verlangt eine lange Planungszeit und entsprechendes Training. Das ist kein Plan, den man in einer lumpigen Viertelstunde hinbastelt. Oder meinetwegen in vier Stunden.«
    Â»Es sei denn, man hat unbegrenzte Ressourcen im Rücken«, warf Sara Svenhagen ein.
    Â»Wie meinst du das?«, fragte der Reichskrimchef beunruhigt.
    Â»Sagen wir, die Räuber sind wirklich befreit worden«, fuhr Svenhagen fort, »dann ist alles vielleicht Teil eines größeren Plans. Was hat man denn mit diesem super

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