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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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nach.
    Tatsächlich, es funktionierte.
    Plötzlich zuckte es leicht in Renbergs Babygesicht. Norlander dachte an einen Eishockeyspieler in der Nationalmannschaft. Der Reißwolf Nicke Renberg.
    Â»Es geht los«, sagte Renberg und klappte das Visier herunter.
    Das Babygesicht war weg.

    Hultin war inkontinent und trug inzwischen Windeln. Er hatte gelernt, damit zu leben, und merkte gar nicht mehr, wenn er pinkeln musste. Die Blase war zu schwach dafür.
    Trotzdem hatte er das Gefühl, dringend zu müssen.
    Vielleicht trugen die Räuber auch Windeln?
    Auf jeden Fall gingen sie nicht auf die Toilette.
    Es war 15.13 Uhr. Das Geiseldrama in der Andelsbank am Karlavägen in Stockholm dauerte schon vier Stunden und dreiunddreißig Minuten, als der größere der Bankräuber plötzlich die Maschinenpistole ablegte und aufstand. Er näherte sich dem Kameraauge, zog sich die Maske vom Kopf und schüttelte eine Zigarette aus einem zerknautschten Päckchen.
    Dann verschwand er aus dem Bild.
    Paul Hjelm stand auf. Das Echo der göttlichen Töne in seinem Kopf so laut, dass es das ganze Esplanadensystem erfüllen müsste:
    Rex tremandae maiestatis, qui salvandos salvas gratis, salfva me, fons pietatis.
    Herr, dess’ Allmacht Schrecken zeuget, der sich fromm den Frommen neiget, rette mich, Urquell der Gnade.
    Â»Los«, sagte der NE-Chef ins Walkie-Talkie.
    Paul Hjelm ging auch los.
    Sie überquerten den Karlavägen im Laufschritt. Die beiden Reihen trennten sich vorübergehend bei den Bäumen in der Mittelallee. Viggo Norlander achtete sorgfältig darauf, sich einzureihen. Er blieb dem Ersten in der linken Reihe dicht auf den Fersen und hörte die Schritte von einem, nein, von zwei Männern hinter sich. Er wollte nicht überholt werden.
    Sie waren am Ziel. Die beiden Männer an der Spitze hoben ihre Schlagwerkzeuge gegen die pechschwarzen Fensterscheiben. Der Linke nickte.
    Und alles war Glassplitter.
    Die Fenster zerbarsten vorschriftsmäßig.
    Die Nationale Einsatztruppe stürmte ins Banklokal. Norlanders erster Eindruck war sehr klar, als sie um die Ecke zum Korridor einbogen. Der kleinere Räuber saß reglos da, ohne die Hände von der Schreibtischplatte zu heben. Norlander duckte sich mit der Waffe im Anschlag, um die Tür zum Tresorraum zu sichern. Ein NE-Mann hockte an der gegenüberliegenden Ecke, während ein Dritter vorbeistürzte und in den Büroraum gelangte. Er kam mit dem größeren Bankräuber zurück, der die Hände hinter dem Kopf verschränkt hatte; zwischen seinen Fingern steckte noch eine halb gerauchte Zigarette. Zwei Männer liefen an Norlander vorbei zum Tresorraum. Der NE-Mann im Büroraum klappte kurz sein Visier hoch, wie um klarer zu sehen, klappte es wieder herunter und bahnte sich rasch mit den beiden entwaffneten Räubern einen Weg durch den Korridor. Alles ging verblüffend schnell.
    Das Trio glitt gerade an Norlander vorbei, als aus dem Raum mit den Schließfächern ein ohrenbetäubendes Gebrüll aufstieg. Ein zweiter NE-Mann stürmte hinein, einer lief geradeaus weiter in den nun leeren Büroraum.
    Es war der Bankangestellte in mittleren Jahren, der so schrie. Er war vollkommen hysterisch. »Ihr verfluchten Idioten«, schrie er mit überschnappender Stimme. »Sie sprengen uns in die Luft. Wir sind alle tot.«
    Einer der NE-Männer ging zu dem links angeklebten Plastikpaket und riss eine Dynamexstange heraus. Er bog sie auseinander. Es sah aus wie eine leere Toilettenpapierrolle. Nur Pappe.
    Der Bankangestellte brüllte unvermindert weiter und überhäufte die Polizeikräfte mit Schimpfworten. Norlander trat in den Raum und stellte sich neben ihn.
    Â»Büro gesichert!«, schrie eine Stimme von außen, und eine zweite begleitende Stimme schrie: »Tresorraum gesichert!« Und eine dritte röhrte: »Schalterraum gesichert!«
    Â»Ihr verdammten Scheißarschgeigenwichser!«, schrie der Bankbeamte, woraufhin Viggo Norlander ihm eine schallende Ohrfeige gab und rief: »Bankfächer gesichert!«
    Eine vage bekannte Gestalt kam in den Raum gelaufen und hockte sich neben die nächste Geisel. Es dauerte einen Moment, bis Viggo Norlander schaltete. Dann sah er, dass es Paul Hjelm war.
    Â»Notarzt zur Schalterhalle!«, ertönte eine Stimme. »Eine bewusstlose Person.«
    Norlander blickte auf den Bankbeamten. Aus seiner Nase floss ein Strom

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