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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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es war zu spät. Die Einschließenden wurden eingeschlossen, von Bocks Falle schnappte zu.
    Wir drängen unglaubliche Mengen sowjetischer Soldaten zusammen. Wir löschen ganze Armeen aus.
    Ich muss zugeben, dass auch mich die Siegesgewissheit erfasst hat. Auch ich verspüre den blutsüßen Schlammduft der Siegeswitterung.
    Der Frontbogen von Isjum fällt um uns herum zusammen. Es ist das erste Mal, dass ich eine Stunde zum Schreiben übrig habe. Ich schreibe mitten in den Kämpfen. Das Getöse um mich herum ist gewaltig. Ich schreibe im Schatten von Leichenhaufen.
    Und es regnet. Es regnet die ganze Zeit.
    Bald gehen wir zur Wolga. Dort liegt eine Stadt mit Namen Stalingrad.
    Sie soll kein Problem darstellen. Sagt Hitler.

23
    Jan-Olov Hultin blickte hinaus auf den Karlavägen. Die Bäume der Mittelallee waren noch kahl, und die beiden von bräunlichem Schneematsch bedeckten Fahrbahnen lagen weiterhin verlassen da. Das graue Zwielicht begann in eine noch grauere Dämmerung überzugehen. Es kam ihm vor, als wäre es noch sehr lange bis zum Frühling.
    Und noch länger bis zur Sauna.
    Dass alles doch noch zu einem Fiasko geworden war … Er seufzte einmal tief und machte auf dem Absatz kehrt. Es war Zeit, in den Konferenzraum zurückzukehren, aus dem er sich schon verabschiedet hatte. Er trat in den Flur der Immobilienmaklerfirma hinaus.
    Dort stieß er mit Niklas Grundström zusammen.
    Der Chef der Sektion für Interne Ermittlungen zeigte ein schmales Lächeln und schüttelte seinem Freund die Hand. »Ich habe es geahnt, dass ich hinzugezogen werden würde«, sagte er.
    Er redete so.
    Â»Ich verstehe, was du meinst«, sagte Hultin.
    Â»Sind sie da?«
    Hultin nickte. »So heißt es«, sagte er und fügte hinzu: »Aber ich würde nicht darauf wetten.«
    Das ungleiche, aber vertraute Paar spazierte den Flur entlang und betrat an dessen Ende den Konferenzraum.
    Hultin nickte der Versammlung zu und sagte: »Dies ist Niklas Grundström, Interne Ermittlungen.«
    Ein Ruck ging durch die sechs Männer der Nationalen Einsatztruppe. Sie standen aufgereiht an der rechten Wand, hinter dem Stuhlkreis. Alle hielten ihre Visierhelme in den Händen.
    Â»Ihr versteht sicher, warum er hier ist«, sagte Hultin und wandte sich dem NE-Chef zu, dessen kahler Kopf indigofarben geworden zu sein schien und beim Sprechen geschüttelt wurde: »Welches Debakel …«
    Â»Wissen wir mehr?«
    Das Kopfschütteln des NE-Chefs ging weiter. Stumm.
    Kerstin Holm sagte: »Nachdem die beiden Täter im Büroraum in Gewahrsam genommen und durch den Flur und die Schalterhalle verfrachtet wurden, enden alle Spuren.«
    Â»Ich frage ein letztes Mal«, sagte Hultin und wandte sich an die sechs NE-Männer, darunter auch (mit intakten, wenn auch hochgezogenen Augenbrauen) Viggo Norlander. »Wer von euch hat die eigentliche Festnahme der Täter durchgeführt?«
    Wer von ihnen hatte die Bankräuber festgenommen und anschließend laufen lassen – oder einfach verloren?
    Es war ein entscheidender Augenblick ihres Lebens.
    Einer von ihnen hatte versagt.
    Â»Ich glaube, wir können die Videosequenz jetzt abspielen«, sagte Kerstin Holm und nickte dem Techniker zu.
    An der Wand erschien erneut das Bild. Wie ein Standfoto. Bis der größere Bankräuber plötzlich die Maschinenpistole weglegte und aufstand. Er näherte sich dem Kameraauge, zog sich die Mütze vom Kopf und schüttelte eine Zigarette aus einem zerknautschten Paket.
    Dann verschwand er aus dem Bild.
    Es verging eine Minute. Dann sah man, wie der kleinere der beiden Männer seinen Körper anspannte und den Kopf hob. Das war alles. Ein NE-Mann tauchte mit einer Maschinenpistole im Anschlag im Büroraum auf. Er stürzte auf die Kamera zu und zerrte den größeren Räuber zum Schreibtisch. Dieser hatte jetzt die Mütze übers Gesicht gezogen und hielt die Hände auf dem Kopf gefaltet; zwischen seinen Fingern steckte noch die halb gerauchte Zigarette. Der
    NE-Mann kam zum Schreibtisch und riss den Kleineren hoch. Dann hielt er einen Moment inne, an jedem Arm einen der Bankräuber. Er lüftete kurz das Visier, wie um sich klare Sicht zu verschaffen.
    Â»Da«, sagte Kerstin Holm.
    Das Bild wurde angehalten.
    Â»Guckt nach draußen in den Flur«, fuhr sie fort.
    Das Auditorium guckte.
    Â»Zwei Mann auf dem Weg nach

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