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Totenmesse

Titel: Totenmesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sie.
    Â»Sie schicken jetzt die Bombenhunde hinein«, sagte die Polizeipräsidentin und schien über ihre eigene Effizienz verblüfft zu sein.
    Â»Jetzt?«, stieß Hultin aus.
    Â»Die Bombeneinheit war vor Ort.«
    Hultin nickte. »Mit anderen Worten, sie haben herumgetrödelt und Kaffee getrunken?«, sagte er.
    Â»Sie waren vor Ort«, wiederholte die Polizeipräsidentin und wahrte meisterlich ihr Gesicht.
    Aller Blicke waren auf die Polizeipräsidentin gerichtet, die ihr Handy ans Ohr hielt.
    Â»Große Politik?«, sagte der Reichskrimchef nach einer Weile.
    Sara Svenhagen zuckte nur mit den Schultern. Der Reichskrimchef schien seltsamerweise damit zufrieden.
    Â»Jetzt«, sagte die Polizeipräsidentin.
    Alle starrten auf sie. Mit unterschiedlichen, aber zunehmenden Graden von Gereiztheit.
    Schließlich fuhr sie fort: »Die Bombenhunde sind wieder draußen. Nichts.«
    Ein kollektiver Seufzer.
    Dann die Fortsetzung: »Sie schicken jetzt einen Roboter mit einem Detektor hinein. Er soll hundertprozentig sein.«
    Â»Die Maske«, sagte Arto Söderstedt nach einer Weile. »Der größere Räuber geht zum Ventil, um zu rauchen. Er zieht sich die Maske vom Kopf – er ist also im Bild, wohlgemerkt. Aber als der falsche NE-Mann ihn wegzerrt, sitzt die Maske wieder am Platz.«
    Ein Versuch, räumte Söderstedt ein, doch nur für sich selbst.
    Keiner biss an.
    Â»Und warum?«, versuchte er weiter.
    Kerstin Holm starrte auf das angehaltene Bild an der Wand und wollte sich für die Maske interessieren. Es war wohl nicht die Maske, derentwegen das Bild die ganze Zeit ihre Aufmerksamkeit nicht losließ?
    Â»Der NE-Mann zieht sie ihm wieder über«, sagte sie.
    Â»Natürlich, so muss es doch sein?«, sagte Söderstedt, sehr zufrieden mit seiner Chefin. »Und warum?«
    Was ist mit diesem Bild? Dachte Kerstin Holm und sagte: »Weil er seine Identität verbergen will.«
    Â»Und warum?«
    Â»Hör schon auf«, sagte Kerstin Holm.
    Â»Jetzt«, sagte die Polizeipräsidentin.
    Nicht schon wieder, dachte Arto Söderstedt.
    Â»Okay«, fuhr die Polizeipräsidentin fort und drückte auf die Austaste ihres Handys. »Der Bombendetektor zeigt grünes Licht. Es ist keine Bombe in der Bank.«
    Keiner konnte wirklich sagen, ob der folgende kollektive Seufzer wirklich ein Seufzer der Erleichterung war.
    Â»Weil die Identität des Bankräubers uns direkt zu dem falschen Polizisten führt«, sagte Arto Söderstedt.
    Â»Große Politik?«, sagte der Reichskrimchef.

    Der Pensionär Jan-Olov Hultin steckte im Stau. Nichts Neues unter der Sonne. Obwohl die Sonne fort war. Es war sehr, sehr dunkel in Stockholm.
    Er schaltete das Autoradio ein. Es wurde vom Krieg im Irak berichtet. Amerikanische Truppen waren in den Süden des Landes eingedrungen.
    Ja, natürlich, dachte er. Heute hat ein Krieg angefangen. Zwischen Ost und West.
    Ein Gastspiel, dachte er dann.
    Der Pensionär als Gast bei der Wirklichkeit.
    Es war Zeit, dies alles zu vergessen und wieder man selbst zu werden.
    â€ºWenn wir Schatten euch missfielen/ denkt zum Trost von diesen Spielen, / dass euch hier nur Schlaf umfing, / als das alles vor sich ging. / Dies Gebild aus Schaum und Flaum / wiegt nicht schwerer als ein Traum.‹
    Ein sehr seltsamer Tag war zu Ende.
    Er sehnte sich nicht im Geringsten nach der Sauna.

24
    Paul Hjelm war zu Hause. Und doch ganz und gar nicht zu Hause. Er hatte eine Totalrenovierung erwartet. Dass alle seine Spuren getilgt wären. Aber nichts dergleichen. Als er über die Schwelle des Reihenhauses in Norsborg trat, war ihm, als beträte er ein paralleles Universum. In diesem Universum hatte er als Cillas Ehemann gelebt. Ihr gemeinsames Leben ging mit der gleichen zähen Gleichgültigkeit weiter wie vorher, in zwei getrennten Sphären. Er war immer noch Kriminalinspektor in der A-Gruppe. Und er schlief immer noch in diesem Bett. Mit dem Rücken einen Meter entfernt von Cillas Rücken.
    Er war zu Besuch bei seinem alternativen Ich.
    Sich vorzustellen, dass es wirklich so war. Dass bei allen Entscheidungen, die wir im Leben treffen, parallele Wirklichkeiten entstehen.
    Er blickte auf das Bett. Cilla lag darin und schlief.
    Alles, was ich wollte, war, geliebt zu werden, dachte er. Wie ich dich geliebt habe. Wenn du nicht aufgehört hast, mich zu lieben, hast du auf jeden Fall aufgehört,

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