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Totenmond

Totenmond

Titel: Totenmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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darüber. Schneider stopfte sich sogar ihre Brötchen rein. Alex hatte das Gefühl, jeden Moment zu explodieren.
    Veronika fuhr fort: »Der Staatsanwalt ist sehr zufrieden. Der Landrat lässt seine Glückwünsche ausrichten. Ich habe für heute Nachmittag eine Pressekonferenz angesetzt. Die Einladungen dazu sollten gleich rausgehen.«
    »Ist das nicht etwas voreilig?«, fragte Alex, um Fassung bemüht.
    »Bitte?«
    »Ich habe einige Erkenntnisse erlangt, die ich gerne überprüfen würde.«
    »Ich wiederhole gerne, dass ich deine Analysen schätze, Alex«, sagte Veronika, »die im Fall der dritten Leiche zu guten Ergebnissen geführt haben. Aber wir haben hier einen Hauptverdächtigen in U-Haft, und persönliche Eitelkeiten werden wir hier nicht mehr bedienen. Davon abgesehen, werden wir in Kürze Wochenpläne führen und darin persönliche Zielvereinbarungen formulieren …«
    Schneider hustete, als habe er sich am Brötchen verschluckt.
    »… deren bindende Einhaltung ich von euch einfordern möchte, um unsere Effizienz zu verbessern«, vollendete sie ihren Satz mit Blick auf Schneider. »Du hast eine Frage, Rolf?«
    Er winkte ab und wischte sich einen Brötchenkrümel vom Hemd. »Nee, alles super.«
    Alex sortierte einige vor ihr liegende Zettel und faltete einen davon mehrmals zusammen. »Persönliche Eitelkeiten«, sagte sie und versuchte, das Beben in ihrer Stimme zu unterdrücken, »haben wir ja auch schon genug gepflegt.«
    »Was soll das heißen?«, fragte Veronika ungerührt.
    »Ist es eine Dienstanweisung, das zu erläutern?«
    »Ja.«
    »Wir sind einige Male bei Befragungen gewesen, um jeweils zu erfahren, dass du schon jemanden hingeschickt hattest. Du hast es nicht für nötig befunden, uns mit ins Boot zu nehmen und über Resultate zu informieren. Statt koordiniert vorzugehen …«
    »Es gibt kein Uns und kein Euch«, erwiderte Veronika kalt. »Außerdem darf ich nur daran erinnern, wie ich neulich in eure kleine ›Lemfelder Runde‹ reinplatzte. Da kann man nun nicht gerade von kooperativem Verhalten sprechen, oder? Aber wir spielen hier kein Kasperletheater. Wir haben einen dringend Tatverdächtigen festgenommen.«
    »Mit dem ich nicht reden darf.«
    »Für die Befragung sind andere besser qualifiziert.«
    »Ich …«
    Veronika machte eine abschneidende Geste. »Schreib einen Bericht über deine Erkenntnisse, den wir in die Ermittlung einfließen lassen. Und du kannst dir bitte vor Augen führen, dass dein Konto nach der Sache im Gymnasium nicht mehr viel auf der Haben-Seite verbucht. Ob du nun von einem Irren belagert wirst, der dich verfolgt, oder nicht. Das zählt in der Sache nichts, Alex, auch wenn es dich zum Opfer stigmatisiert. Märtyrer haben noch keinem genutzt.«
    Alex gab ein ersticktes Keuchen von sich.
    Veronika fragte: »Habe ich mich verständlich ausgedrückt?«
    »Ja«, fauchte Alex in das betretene Schweigen.
    »Gut.« Veronika nickte. Dann wandte sie sich zur Tür. »Ich habe jetzt keine Zeit mehr. Wir werden eine größere Pressekonferenz anlässlich der Festnahme eines Tatverdächtigen geben, und die muss ich vorbereiten. Schönen Tag noch.«
    Alex’ Hals fühlte sich an, als habe sie einen Apfel hinuntergeschluckt, der irgendwo in der Mitte stecken geblieben war.
    Sie fragte: »Veronika?«
    Veronika verharrte in der offenen Tür, ohne sich umzusehen. »Ja?«
    »War Hankemeier einmal beruflich in Afrika?«
    »Nein. Nicht dass wir wüssten.« Sie knallte die Tür hinter sich zu.
    Schneider stieß einen Pfiff aus, der klang, als würde die Luft aus einem Wasserball herausgelassen. »Scheiße«, sagte er und zupfte sich in den Haaren herum, die er immer noch nicht hatte schneiden lassen.
    Alex sammelte sich einen Augenblick. Dann sagte sie: »Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass ihr keinen Piep dazu sagt, was diese Kuh da hinter unserem Rücken abzieht!«
    Reineking zuckte mit den Schultern. »Was nutzt das denn?«
    Schneider schüttelte vage den Kopf: »Ich rege mich inzwischen schon nicht mehr darüber auf. Und Drachenladys mit Widerhaken an den Ellbogen ist das doch eh total egal, was du denen erzählst. Das ist vergeudete Energie.«
    »Es ist aber nicht in Ordnung, so ein Verhalten zu tolerieren – ich meine: Wie soll das weitergehen? Dann muss eben Möbius dazwischenhauen!«
    »Die will klarmachen, wer der neue Sheriff ist. Sie arbeitet mit ihren Leuten zusammen, weil sie sie besser kennt als uns. Wenn ihre Bulldoggen wieder abgezogen sind, wird sie kapieren, dass

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