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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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einen Schritt nach vorn und hielt ein Ohr an die Tür.
    Keine Geräusche.
    Aber etwas anderes.
    Ich kauerte mich hin und hielt die Hand an die Ritze. Kalte Luft kam heraus.
    »Was ist?« Anne sprach noch immer mit ihrer Kirchenstimme.
    Ich richtete mich wieder auf.
    »Da drinnen ist eine Tür oder ein Fenster offen.«
    »Heißt das, der Ripper ist verduftet? Oder hat er sich’s mit Guinness und Garotte gemütlich gemacht?«
    In diesem Augenblick ging die Foyertür auf. Wir erstarrten.
    Stimmen. Männlich.
    Annes Arm mit der Keule schoss in die Höhe.
    Die Schritte verschwanden im gegenüberliegenden Korridor. Eine Tür wurde geöffnet und geschlossen.
    Stille.
    Dann wieder Schritte. Die in unsere Richtung kamen!
    Ich winkte Anne zu dem Treppenschacht neben meiner Tür. Wir drückten uns an der Wand entlang hinein.
    Im Eingang zu meinem Korridor erschien eine Gestalt, eine Zipfelmütze tief über die Augen gezogen. Das Dämmerlicht und die Kopfbedeckung verdunkelten das Gesicht des Mannes. Ich konnte nur die Körperform ausmachen. Groß. Schlank.
    Die Gestalt zögerte kurz, nahm dann die Mütze ab und kam auf uns zu.
    Annes Knöchel an der Sprühdose wurden weiß.
    Die Gestalt ging unter einer Wandleuchte hindurch. Sandfarbene Haare. Bomberjacke.
    Erleichterung durchströmte mich. Gefolgt von Verlegenheit. Und Gefühlen, die ich nicht benennen konnte.
    Ich gab Anne mit einer Handbewegung Entwarnung und trat aus dem Treppenschacht.
    »Was treibst du denn hier?« Geflüstert, aber dank des Adrenalins in meinem Kreislauf immer noch schrill.
    Ryans Lächeln wurde ein wenig dünner, verschwand aber nicht ganz. »Inzwischen betrachte ich diese Art der Begrüßung als Zeichen der Zuneigung.«
    »Ich sage das nur immer, weil du immer so unerwartet auftauchst.«
    Ryan legte sich die Hände auf die Brust. »Ich bin ein geschlagener Mann.« Dann breitete er die Arme weit aus. »Ich kann nicht wegbleiben.«
    Anne senkte den Arm, und auf ihrem Gesicht machte sich Verwirrung breit.
    Ryan drehte sich ihr zu und wollte schon Charme in ihre Richtung versprühen. Als er die Chemische Keule sah, verschwand sein Lächeln. Er schaute mich fragend an.
    Verärgerung und Verlegenheit lieferten sich in mir ein hitziges Gefecht mit Angst und Erleichterung. Falls es kein wirklicher Einbruch war, wollte ich mich nicht zum Narren machen. Falls es doch einer war, wollte ich nicht auf Ryans Hilfe angewiesen sein. Oder auf seinen Schutz.
    Leider befürchtete ich in diesem Augenblick, dass ich beides brauchte.
    »Es kann sein, dass bei mir eingebrochen wurde.«
    Ryan zweifelte keinen Augenblick an meinen Worten.
    »Wie lange wart ihr weg?«
    »Ein paar Stunden. Wir sind erst seit fünf Minuten oder weniger wieder da.«
    »Hast du beim Weggehen die Alarmanlage eingeschaltet?«
    Normalerweise bin ich sehr gewissenhaft, was die Sicherheit angeht. An diesem Abend waren Anne und ich zu sehr mit uns selbst beschäftigt gewesen.
    »Wahrscheinlich.« Ich war mir nicht sicher. Ryan steckte Handschuhe und Mütze in die Taschen, öffnete den Reißverschluss seiner Jacke, zog seine Glock und bedeutete uns, zurückzutreten.
    Anne drückte sich an der Wand entlang nach links. Ich stellte mich hinter Ryan.
    Ryan drehte sich an der Wand zur Seite und klopfte mit dem Pistolengriff an die Tür.
    » Police! On entre! «
    Keine Antwort. Keine Bewegung.
    Ryan rief noch einmal, auf Französisch, dann auf Englisch.
    Stille.
    Ryan deutete zum Schloss.
    Ich trat vor und schloss auf. Mit einem Arm schob Ryan mich wieder hinter sich und stieß die Tür mit dem Fuß auf.
    »Bleib da.«
    Die Pistole mit beiden Händen umfasst, den Lauf nach oben gerichtet, trat Ryan über die Schwelle. Ich folgte ihm.
    Etwas knirschte unter den Sohlen.
    Einen Schritt. Zwei.
    Die verspiegelte Wand in der Diele klaffte tiefschwarz. Licht aus dem Hof funkelte wie Phosphor auf dem Marmorboden.
    Drei.
    Ein safrangelbes Trapez glänzte auf dem Glastisch im Esszimmer direkt vor uns. Andere Umrisse schälten sich langsam aus der Dunkelheit. Der Schreibtisch. Eine Ecke der Anrichte.
    Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Ich hatte das Licht brennen lassen.
    Wieder rief Ryan.
    Wieder keine Antwort.
    Ryan und ich schlichen durch die Dunkelheit, wie Raubtiere auf Erkundung.
    Geräusche der Leere. Der Kühlschrank. Der Luftbefeuchter.
    Kälte, aus der Richtung des Wohnzimmers. Im Seitenflur streckte Ryan die Hand aus und betätigte den Lichtschalter. Während er mir bedeutete, stehen zu bleiben, bog er scharf

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