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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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»Können Sie uns sagen, was Sie an den Abenden des sechsten und vierzehnten November getan haben?«
    »Einen Moment«, nahm Wittkamp seinen Terminkalender zur Hand.
    »Als Versicherungsmakler arbeite ich viel von zu Hause aus, führe aber an den Abenden oftmals noch Kundengespräche. Ja, am sechsten November bin ich mit dem Auto auf dem Rückweg von einem Kundenbesuch in Elmshorn gewesen. Und am vierzehnten war ich im Kino.«

    »Welchen Film haben Sie sich angesehen?«
    »›Slumdog Millionaire‹, in der Spätvorstellung des Holi-Kinos.«
    »Gut, das wäre es erst einmal für heute«, sagte Weber und gab Martin Wittkamp eine seiner Visitenkarten. »Kommen Sie bitte morgen Vormittag um elf Uhr ins Präsidium, damit wir Ihre Aussage schriftlich aufnehmen können.«
    »So, und jetzt sorgen wir dafür, dass Rudolf Wallner, der Kellner aus dem Fischrestaurant, morgen ebenfalls zur selben Zeit im Präsidium ist«, sagte Weber zu Anna, als sie wieder im Auto vor Wittkamps Haus saßen. »Vielleicht erkennt er in Martin Wittkamp ja den Begleiter von Monika Jacobsen wieder.«
     
    Als sie wieder im Büro waren, rief Anna als Erstes ihre Freundin Paula an. »Hast du heute Abend schon etwas vor? Wenn nicht, würde ich nachher gern noch auf einen Sprung bei dir vorbeikommen.«
    »Geht leider nicht, Anna, ich habe mich mit Mike und den anderen Jungs vom Tennisclub zum Muschelessen im Maschener Hof verabredet. Aber komm doch dazu, ich gebe dir auch auf jeden Fall ein paar von meinen Miesmuscheln ab, versprochen. Sei aber bitte gegen sieben Uhr da, die kleinen Dinger schmecken nur gut, solange sie heiß sind.«
    »Paula, ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn ich dich inmitten deines Harems treffe. Ich wollte eigentlich ungestört mit dir reden.«
    »Ach was, Harem. Es tut dir nur gut, auch einmal mit anderen Leuten als immer nur deinen Arbeitskollegen
oder der Familie zusammen zu sein. Außerdem haben wir beide selbst im größten Trubel noch immer eine Gelegenheit gefunden, uns ungestört zu unterhalten. Also was ist, bist du dabei?«
    »In Ordnung«, gab sich Anna lächelnd geschlagen. »Ich sehe zu, dass ich pünktlich Feierabend machen kann.«
     
    Martin Volkers hatte sich gerade in die Kaffeepause verabschiedet. Endlich herrschte wieder Ruhe im Büro, und inzwischen schien Volkers auch begriffen zu haben, dass es keinen Sinn machte, ihn jedes Mal, sobald er Pause machte, zum Mitkommen aufzufordern. Außerdem hatte er seinen guten Willen an diesem Tag bereits unter Beweis gestellt, indem er eine Kollegin in die Kantine begleitet hatte, um sich kurz darauf mit dem Hinweis auf eine Magenverstimmung wieder zurückzuziehen. Nein, er hatte wirklich keine Lust, seine Zeit mehr als unbedingt nötig mit anderen Leuten zu verbringen. Schließlich war es schon quälend genug, tagtäglich viele Stunden mit so einem Blödmann wie Volkers in einem Raum arbeiten zu müssen.
    Dämlicher Kerl, dachte er, während er die Akte vor sich zuschlug und es sich in seinem Bürostuhl gemütlich machte, was sofort ein unangenehmes Ziehen in seinem Bauch zur Folge hatte.
    Normalerweise hätte er sich ein dickes Lob von seinem Dienststellenleiter verdient, weil er sich trotz der lästigen Magenschleimhautentzündung ins Büro geschleppt hatte. Andererseits war die gesamte Behörde ein solcher Hort von Dummköpfen, dass es nicht weiter verwunderlich
war, wenn niemand seinen Einsatz bemerkte. In einem Job wie diesem stieg man sowieso wie von selbst die Karriereleiter nach oben. Dazu musste man sich seinen Arsch nur so lange geduldig und beharrlich breitsitzen, bis man in die nächste Altersstufe kam. Aus diesem Grund waren seine Vorgesetzten auch keine besonders fähigen Kollegen, sondern nur die mit den dicksten Ärschen und dem größten Phlegma. Es war daher mehr als dumm von ihm, von diesen Leuten eine Belohnung für seinen herausragenden Arbeitseinsatz zu erwarten.
    Zweifellos war ein Mann seines Formats in einem Schuppen wie diesem völlig unterfordert. Allerdings bot der Job den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass er ihm genügend Zeit für seine privaten Projekte ließ.
    Da er die Mittagspause für einen Spaziergang durch die Stadt genutzt hatte, musste er sich nun als Erstes um seinen kranken Magen kümmern. Er wärmte eine von zu Hause mitgebrachte Portion Haferschleim in der Mikrowelle auf und schenkte sich dazu einen Becher Pfefferminztee ein. Während er den lauwarmen, zähen Brei herunterwürgte, warf er einen ersten Blick

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