Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenruhe

Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jörg Hennecke
Vom Netzwerk:
Polizei?«
    Humdorf ging nicht auf die Ironie des Polizeimannes ein. »Der Umschlagplatz für Drogen ist der Bergfriedhof. Da spielen einige Leute Satanisten, um ihre Aktivitäten dort zu verschleiern. Ihr Erkennungszeichen ist die germanische Rune N. Damit werden Lagerplätze gezeichnet. Und die befinden sich nicht etwa in der Kapelle, wo sie rein zufällig entdeckt werden könnten, sondern unter Runengekennzeichneten Grabsteinen und Denkmälern.«
    »Sie sind gut informiert«, bestätigte Stoll und machte sich Notizen. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Ich beobachte die Szene seit Wochen. Aus beruflichem Interesse, ich will darüber schreiben.«
    »Und wer sind die Leute? Sie werden mir doch sicherlich einige Namen nennen können?«
    »Nein, ich habe nur schwarz vermummte Gestalten gesehen, die haben ein kleines Holzkreuz abgefackelt. Ich denke, das war Bildmaterial für Ihre Firma. Wären Sie dort aufgetaucht, hätten die ihre Tarnung als Satanisten gehabt und sonst gar nichts. 50 Euro Geldstrafe wegen groben Unfugs, oder was steht auf praktizierten Satanismus?«
    Stoll schaute auf seinen Untergebenen. »Was steht auf Satanismus, Böker? Sie haben doch studiert.«
    Böker räkelte sich. »Satanismus? Ich denke, das fällt unter Religionsfreiheit. Hierzulande ist doch alles erlaubt. Vorausgesetzt, die hatten beim Kreuzabbrennen einen zugelassenen Feuerlöscher dabei.« Stoll schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, Herr Humdorf, deshalb interessiert sich die Polizei nicht für Satanisten und Satanismus. Wir sind konfessionell nämlich neutral. Weniger neutral sind wir bei Drogen. Wie Sie wissen, kümmern wir uns nicht um legale Drogen wie Alkohol, Nikotin und Buttercremetorten, aber die anderen sind schließlich unversteuert – und das lässt sich kein Staat gefallen. Also, jetzt helfen Sie mir mal auf die Sprünge: Wie kommen die Drogen auf den Friedhof? Wo kommen sie her? Wie und womit werden sie transportiert? Haben Sie da Erkenntnisse oder wenigstens eine Theorie?«
    Humdorf schaute verlegen auf den Hauptkommissar, er schien sogar etwas schuldbewusst. »Ich habe einige von den Vermummten verfolgt.«
    »Und wo gingen die hin?« Stoll war ganz Ohr.
    »Das weiß ich eben nicht. Ich habe ihre Spur bei der Cordes-Fabrik verloren. Sie haben sich in Luft aufgelöst.«
    Stoll triumphierte innerlich. Humdorf hatte keine Ahnung und bestätigte doch die Erkenntnis, die er ganz persönlich und ohne Beihilfe entdeckt hatte. Cordes war die Drehscheibe, Cordes und die Container für die Bundeswehr. Von nun an würden alle eingehenden Container einer Kontrolle unterzogen. Man sollte sich mit den Feldjägern kurzschließen. Immerhin waren das Kollegen. Zufrieden beschloss der Polizist nach diesen Gedanken, Humdorf in Sachen Preul Glauben zu schenken.
    »Haben Sie eine Idee, wer Preul auf dem Gewissen hat? Um es kurz zu sagen: Nach unseren Ermittlungen hat ein Unbekannter Karl Preuls Tod durch Erfrieren vorsätzlich veranlasst. Wir würden auch noch gern wissen, wer vor drei Jahren für den falschen Totenschein gesorgt hat. Na, was ist?«
    Humdorf war unsicher. Den durch das Fenster im Hause seines Freundes Alder geflogenen Stein wollte er zumindest vorerst für sich behalten. »Es gibt da einen Freundeskreis von Preul. Sellner, Aufderheide und andere, die ich nicht kenne. Was den Totenschein betrifft, habe ich eine starke Vermutung. Das hat Preul möglicherweise selbst veranlasst, um irgendwelchen Nachstellungen zu entgehen. Das erklärt natürlich nicht, dass er drei Jahre später wieder bei seinen Freunden aufgetaucht ist. Vielleicht brauchte er nur für eine begrenzte Zeit Ruhe.«
    »Eine Auszeit? Na schön, wir werden weiter ermitteln. Bleibt eine letzte Sache. Ihr Anruf als Sozialamt bei Himmelfahrt zur Namensgebung für einen unbekannten Toten. Was hat Sie da geritten?«
    »Ich habe nicht als Sozialamt angerufen. Ich habe gar keinen Namen genannt und der Bestatter hat auch nicht gefragt. Mir ging es nur darum, den armen Preul nicht namenlos ins Jenseits reisen zu lassen.«
    »Warum haben Sie uns nicht informiert?«
    »Preul war damals noch kein Fall für die Polizei, das dachte ich jedenfalls.«
    »Danke, Herr Humdorf. Das war es. Schönen Tag noch.«
     

33.
     
    Simone Witte schaute bewundernd auf Joachim Werendt. Ein gut aussehender Mann, groß und drahtig, mit Lebensart. Und er ist vermögend. Nein, befahl sich die NDR-Mitarbeiterin, darum geht es nicht. Geht es doch, antwortete eine andere Stimme in ihr. Na schön,

Weitere Kostenlose Bücher