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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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musst der kleine Racker sein, der Lil in den Wahnsinn treibt.«
    »Thelma!«, fauchte Lil, aber Thelma lachte nur.
    »Ich hab’s nicht so gemeint. Das weißt du doch - oder, Kleiner?«
    Ehe er antworten konnte, sagte Jack: »Mrs. Ducane und Miss Vanderveer wollten gerade gehen.«
    Wieder ertönte Thelmas Lachen, aber Lillian warf Jack einen kühlen Blick zu. »Zuerst der Prozess«, sagte sie, »und jetzt das. Vielleicht höre ich doch auf Daddys Vorschlag und gehe wieder mit Harold Linworth aus.«
    Jack lächelte. »Kapitale Idee. Und Kapital stünde ja auch dahinter, stimmt’s? Würde dem Cashflow bei Ducane-Vanderveer sicher gut tun.«
    »Das ist eine böswillige Unterstellung …«
    »Apropos böswillig - ich nehme an, Daddy würde nicht
wollen, dass du dich wieder mit deiner ersten Liebe triffst. Ach, warte mal, stimmt ja …«
    »Sei bloß still, du verdammter Kerl!«
    »Komm mit, Lil«, sagte Thelma und erhob sich schwankend. »Das wird ein bisschen langweilig. Gehen wir lieber mit großen Jungs spielen.«
    Lillian zögerte und gab Jack damit eine Gelegenheit, die er nicht ergriff. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, stand sie auf und ging. Als sich die Tür des Lokals hinter ihnen schloss, hörte O’Connor Big Sarah murmeln: »Na endlich.«
    »Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee, Sarah?«, fragte Jack, ehe er O’Connor herbeiwinkte. »Setz dich.«
    O’Connor schlüpfte auf der anderen Seite in die Nische, wo es immer noch nach einer Mischung aus Damenparfüm, Rauch, Alkohol und den klebrigen Resten eines Bananensplits roch. Jack sah, wie er die Dessertschale musterte, und sagte: »Von Alkohol kriegt Thelma immer Lust auf was Süßes.«
    »Ich mag sie nicht«, platzte O’Connor heraus.
    »Thelma?«
    Er nickte.
    »Ich mag sie auch nicht besonders«, gestand Jack. »Aber ihr Vater macht Geschäfte mit Lillians Vater, und deshalb sind die beiden Mädchen mittlerweile schon seit Jahren befreundet. Ich glaube, Thelma hat es geschafft, Lillian in schlechte Gesellschaft zu bringen.« Er hielt einen Moment inne und sagte dann: »Aber das ist keine Geschichte für Kinderohren.« Angewidert von sich selbst schüttelte er den Kopf. »Unfein von mir, es überhaupt anzusprechen.«
    Big Sarah kam mit einer Tasse heißem schwarzen Kaffee herüber und stellte sie vor Jack hin. O’Connor schwieg, während sie das schmutzige Geschirr abräumte. Sie zwinkerte ihm zu und fragte: »Möchtest du irgendwas?«
    »Nein danke, Ma’am.«
    Sie ging und bediente zwei Männer, die am Tresen saßen.

    O’Connor dachte sich, dass er Jack die schlechten Nachrichten am besten gleich erzählte, dann hätte er es hinter sich. »An der Ecke ist heute etwas passiert.«
    Jack hielt auf halbem Weg zum Mund mit seiner Tasse inne.
    »Miss Swan ist zu mir hergekommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie weiß, dass ich mit Ihnen rede.«
    Die Tasse klirrte gegen die Untertasse, als Jack sie hinstellte und zu lachen begann. »Swanie? Swanie hat es schon rausgekriegt?« Er lachte erneut. »Helen Swan ist klüger als jeder Mann in diesem Haus - der alte Wrigley eingeschlossen. Ich ziehe wirklich meinen Hut vor ihr, bei Gott!«
    O’Connor war baff. »Sie sind nicht wütend?«
    »Nein, warum sollte ich? Ist doch großartig. Sie muss neidisch sein wie der Teufel.« Er hielt inne. »Hat sie dir Angst gemacht?«
    O’Connor zuckte die Achseln. »Ein bisschen. Am Anfang.«
    »Und jetzt?«
    »Sie hat irgendwas an sich - ich weiß nicht.«
    »Und du willst Reporter werden?«, spottete Jack. »Da musst du aber besser sein. Was ist das für ein ›irgendwas‹?«
    Der Junge zog die Augenbrauen zusammen. »Na gut. Sie erinnert mich an eine Königin.«
    Corrigan grinste. »Ah ja. Diese Wirkung hat sie auf Männer aller Altersstufen. Und im Handumdrehen haben sie ihr schon ihre ungeteilte Loyalität und Ergebenheit versichert, laufen los und tun, was sie will.«
    »Ich nicht«, widersprach O’Connor. »Ich stehe loyal zum Express , aber hundertprozentig!«
    »Das habe ich nie bezweifelt, Mr. O’Connor.«
    Sie unterhielten sich eine Weile über O’Connors Schultag und die Artikel, an denen Jack arbeitete. Jack trank noch eine Tasse Kaffee und schlug dann vor, gemeinsam einen langen Spaziergang zu machen. »Du willst doch noch nicht nach Hause, oder?«, fragte er.

    Nein, das wollte O’Connor nicht.
    Das Kino in der Stadtmitte entließ gerade seine Besucherscharen aus der Doppelvorstellung, und Jack nahm O’Connor bei der Hand, als sie sich einen

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