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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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einer hohen Pyramide von Geburtstagspäckchen ab. Als er ein vertrautes Lachen hörte, wandte er sich lächelnd dorthin um.
    Todd! Todds Lachen. Im nächsten Moment sagte er sich, dass das nicht sein konnte … oder doch? Die Erinnerung an dieses Lachen war so klar …
    Er hörte es erneut und begriff, dass es ein Kinderlachen war. Er konnte seine Enttäuschung nicht unterdrücken, nicht einmal, als er sich selbst für seine Reaktion schalt. Das Lachen eines Jungen, der vor einem anderen davonlief, das war alles. Der
lachende Junge stellte sich vor Warren. Ein dunkelhaariger Junge mit dunklen Augen.
    Er musterte ihn und blickte dann zu dem Päckchen hinüber, das Warren dem Geschenkestapel hinzugefügt hatte. »Hast du mir das mitgebracht?«
    »Bist du Kyle?«
    »Ja.«
    Es erstaunte Warren, dass der Kleine unter so vielen Geschenken dieses eine wahrgenommen hatte, doch er antwortete: »Ja, das ist für dich. Alles Gute zum Geburtstag, Kyle.«
    »Was ist da drin?«
    »Etwas, das dir hoffentlich gefällt.«
    »Hoffentlich«, wiederholte der Junge und lief zu den anderen Kindern zurück.
    »Hoffentlich«, sagte eine Stimme hinter Warren und schreckte ihn auf. Als er sich umdrehte, stand Mitch Yeager vor ihm.
    Er fragte sich, wie lange Yeager wohl schon da gestanden hatte. »Sie müssen mir sagen, ob es ihm gefallen hat«, stieß er hervor.
    »Setzen Sie sich doch - Sie ziehen ja ein Gesicht, als hätten Sie einen Geist gesehen.«
    Warren lachte. »Danke, mir fehlt nichts. Ich kann bloß keine großen Gesellschaften mehr vertragen.« Das wusste Yeager bereits von ihm. Yeagers Miene hellte sich auf, und so fügte er hinzu: »Ich kann wirklich nicht länger bleiben.«
    »Nein? Warum denn nicht?«
    »Ich habe heute Nachmittag eine Verabredung mit Auburn Sheffield.«
    Yeager runzelte die Stirn. Die Erwähnung von Warrens Abmachungen mit Auburn verdarb ihm regelmäßig die Laune - und beunruhigte ihn. »Ich werde nie begreifen, warum Sie diesem alten Knacker derart freie Hand über Ihr Vermögen gegeben haben. Ich hätte Ihnen dazu verhelfen können, wesentlich
mehr daraus zu machen, und bis dahin hätten Sie auch nicht wie ein Bettler leben müssen. Sind Sie sicher, dass Sie aus dieser Vereinbarung nicht rauskommen?«
    »Keine Chance«, erwiderte Warren. Zeke Brennan hatte dafür gesorgt, dass Yeager ihn nie aus dieser Abmachung herauslösen konnte. Warren zuckte hilflos die Achseln und setzte erneut die Wahrheit ein, um Yeager aus der Ruhe zu bringen. »Ich habe mich noch nie gut mit Geld ausgekannt. Deshalb habe ich mich ja an Sheffield gewandt. Und Sie haben gesagt … ich wusste, dass Sie keinen Kontakt zu mir wollten.«
    Yeager sah sich hastig um, ehe er mit leiser und ärgerlicher Stimme entgegnete: »Passen Sie auf, was Sie sagen, und wo Sie es sagen, Warren.«
    »Entschuldigung.«
    »Und benehmen Sie sich nicht die ganze Zeit so bescheuert.«
    Warren war froh, dass er sich, kurz nachdem er diesen Ratschlag erhalten hatte, aus dem Staub machen konnte.
     
    Warren hatte diesen Teil der Geschichte geschönt, als er sie an diesem Tag erzählte. Seine Mutter hatte ihm gegenüber zwar einmal angedeutet, dass Lillian Vanderveer Linworth als junge Frau ein wildes Leben geführt hatte, aber das hätte jetzt keiner mehr von ihr gedacht. Heute war sie der Inbegriff von Kultiviertheit und Selbstbeherrschung. Ob Katy wohl auf die gleiche Weise gealtert wäre? Irgendwie konnte er sich das nicht vorstellen.
    Sie ließ ihn zu Ende erzählen, ehe sie fragte: »Du glaubst also allen Ernstes, dass Kyle Yeager der Sohn von Todd und Katy ist - dass er also in Wirklichkeit Max Ducane ist?«
    »Ja.«
    »Warren, das ist unmöglich. Er wurde adoptiert, bevor Max entführt worden ist.«
    Warren sah zu Auburn hinüber.

    »Zuerst war ich genauso skeptisch wie du, Lillian«, sagte Auburn.
    »Zuerst?«
    »Die Adoptionsunterlagen liegen natürlich unter Verschluss«, erklärte Zeke Brennan, »und diskrete Ermittlungen durch einen Detektiv, der für uns arbeitet, haben mich zu der Überzeugung gebracht, dass die Aussichten, Mr. Ducanes Verdacht vor Gericht zu beweisen, gering sind.« Er hielt inne. »Trotzdem haben wir einiges herausgefunden.«
    »Und zwar einiges, das mich glauben lässt, dass Warren sich die Ähnlichkeit mit Todd nicht nur eingebildet hat«, fuhr Auburn fort. »Erstens steht der Richter, der die Adoption beurkundet hat, seit geraumer Zeit in dem Verdacht, dass er, na, sagen wir mal, Mitch Yeager und dessen Verbündeten

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