Totenruhe
keinem Wort auf Warrens Angebot anzusprechen.«
Warren hob die Hand, als müsste er einen Eid ablegen. »Mit keinem Wort.«
»Und sie müssen damit einverstanden sein, dass wir eine Weile unter uns bleiben wollen.«
»Versprochen«, sagte Auburn.
»Verzeihen Sie bitte, Mrs. Linworth«, sagte Zeke Brennan, »aber ich bin leider schon verabredet.«
»Dann auf ein andermal, Mr. Brennan. Und Sie, Kyle?«
»Einverstanden«, sagte Kyle. »Ja, vielen Dank. Um wie viel Uhr soll ich da sein?«
»Sagen wir um sieben. Und ganz zwanglos - wäre Ihnen das recht?«
»Ja, Ma’am.«
»Gut. Auburn kann Sie an Ihrem Hotel abholen, und ich lasse Sie von meinem Fahrer nach Hause bringen, wann immer Sie möchten. Wir sehen uns dann alle um sieben.«
Als sie aufstand, erhoben sich die Männer ebenfalls, und sie verließ den Raum.
Kyle sah ihr nach.
Auburn lachte. »Lillian ist schon immer eine Kraft gewesen, mit der man rechnen muss, Kyle.«
Kyle schmunzelte. »Das sehe ich.« Er wandte sich zu Warren um und sagte: »Es tut mir Leid, ich wollte nicht so unfreundlich zu Ihnen sein. Ihr Angebot ist sehr großzügig, aber ich würde mich nicht wohl dabei fühlen, wenn ich es annähme.«
Warren zuckte die Achseln. »Ich dränge es Ihnen nicht auf, aber ich wäre froh, wenn Sie mir sagen würden, dass Sie sich ein paar Tage Zeit lassen, ehe Sie eine endgültige Entscheidung treffen.« Mit nach außen gerichteten Handflächen hob er die Hände, als wollte er sich ergeben. »Ich sage kein Wort mehr darüber, solange Sie mir nicht signalisieren, dass Sie noch einmal darüber reden wollen.«
»In Ordnung. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen, aber machen Sie sich keine großen Hoffnungen. Abgemacht?«
»Abgemacht. Bis heute Abend.«
Zeke Brennan brachte Kyle zur Tür.
Als sie den Raum verlassen hatten, setzte sich Warren mit
einem Seufzer hin. »Gott sei Dank war Lillian dabei, sonst würde er wohl nichts mehr mit uns zu tun haben wollen.«
»Stimmt«, sagte Auburn. »Und wenn ich du wäre, Warren, würde ich die Fotoalben deiner Mutter durchforsten und nachsehen, ob sie Fotos von Estelle gemacht hat. Es kann nicht schaden, wenn du selbst auch ein paar Gaben zu offerieren hast.«
Sobald sie zu Hause war, rief Lillian Helen Corrigan an.
»Swanie, hier ist Lil. Hör mal, ich habe einen Notfall und brauche deine Hilfe.«
»Was ist passiert?«
»Gar nichts. Du sollst dir nur jemanden ansehen. Eine lange Geschichte - ich erzähl’s dir heute Abend. Komm doch um sieben zum Essen zu mir - ganz zwanglos. Und bring Conn mit, aber mach ihm klar, dass das nicht für die Zeitung bestimmt ist, ja?«
»Okay, Miss Mysterium.«
»Miss - ach! Helen, du bist genial.«
»Ja, nicht?«
»Also, finde ich wirklich. Kennst du eine gut aussehende, ungebundene junge Frau, die du mitbringen könntest? Aber keine dumme Mieze - ein intelligentes Mädchen, das auch im Gespräch bestehen kann. In deiner langjährigen Laufbahn als Dozentin muss dir doch irgendwann mal eine Studentin mit ein bisschen Grips begegnet sein.«
Helen lachte. »Du lieber Gott, Lil.«
»Das ist mein Ernst.«
»Na gut. Mal sehen …« Sie lachte erneut auf und sagte dann: »Wenn sie Zeit hat, dann weiß ich die ideale Kandidatin.«
»Swanie, ich kenne dich schon viel zu lang. Und dieses Lachen auch. Du führst doch Übles im Schilde.«
»Ich möchte lediglich Conn eine Herausforderung bieten. Nur keine Sorge. Ich bringe eine junge Frau mit, von der du begeistert sein wirst. Aber du musst Conn selbst einladen, und
du darfst ihm nicht sagen, dass ich noch jemanden mitbringe, okay?«
»Helen …«
»Lillian, ich verspreche, ich halte meine beiden Schützlinge auf Kurs.«
»Ist sie von der Zeitung?«
»Ja.«
Lillian seufzte. »Aber sie schreibt nichts über diesen Abend?«
»Nein. Habe ich dich jemals enttäuscht?«
Lillians Stimme wurde weich. »Ach, Helen, entschuldige bitte. Ich bin ganz aufgelöst. Nein, du hast mich noch nie enttäuscht, deshalb wende ich mich ja auch jedes Mal an dich, wenn ich in der Patsche sitze. Dann bis um sieben.«
23
Schon vor dem Amoklauf beim Abendessen machte mich der alte Sack wahnsinnig.
Amoklauf beim Abendessen. Katastrophe auf dem Klo. Nervenkrieg und Namensnennung. Langsam lief mein Leben in der Nachrichtenredaktion in Form schlechter Filmtitel vor mir ab.
Am Montag nach der großen Katastrophe auf dem Klo schlenderte O’Connor an meinem Schreibtisch vorüber und sagte mit übertrieben lauter Stimme: »Super, der
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