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Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Totensonntag: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Totensonntag: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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an.
    »Schon a bissl komisch, wenn Sie uns hier erzählen, Sie wüssten nimmer, wer Ihnen damals den Befehl gegeben hat.«
    »Des … des is so lange her. Ich hab nimmer gewusst, dass des der Kieling war. Jetzt, wo Sie’s sagen, fällt’s mir natürlich wieder ein.«
    »Sie, Obacht!« Höhn stieß wütend Rauchwolken aus. »Wenn Sie meinen, Sie müssten uns net ernst nehmen, dann können mir auch ganz anders.«
    »Ja, ich gib’s zu, ich … ich hab natürlich gewusst, dass das damals der Kieling war. Ich wollt ihn einfach raushalten aus der G’schicht. Des müssen S’ mir glauben.« Sebastian Haltmayer war den Tränen nahe.
    »Wie kommen Sie dazu, Herrn Kieling da rauszuhalten?«, fragte Lukas und stützte sich auf seine Ellbogen.
    »Mei, mir sind befreundet. Und die G’schicht is ja auch schon lang vorbei. Des bringt doch nix mehr.«
    »Seltsame Rechtsauffassung. Die vom Gesetz in keinster Weise geteilt wird. Mord verjährt nämlich nicht.«
    Haltmayer schwieg.
    »Wissen S’, was ich glaub?« Höhn lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Haltmayer mit sichtbarem Widerwillen. »Sie wollten Albert Kieling da raushalten, damit er uns net erzählt, wer Frieda Jonas erschossen hat. Das waren nämlich Sie.«
    »Nein! Ich hab die Frau net erschossen! Hat er das gesagt?«
    »Das hat er nicht.« Lukas war ruhig und emotionslos. »Noch nicht. Ihm ist allerdings klar, dass seine Situation nicht die beste ist. Warum sollte er sich also selbst in Gefahr bringen, wenn er stattdessen auch den Hauptbelastungszeugen geben kann?«
    »Der wird net gegen mich aussagen. Ich war’s nicht.«
    »Ob Sie es waren, lassen wir mal dahingestellt. Und ob das für Herrn Kieling wichtig ist – keine Ahnung. Ich denke, als SS-Mann hat er noch ganz andere Schweinereien begangen.«
    In Haltmayers Kopf arbeitete es. Er schwitzte und dachte anscheinend über seine Optionen nach. Das strengte ihn an, und er schwitzte noch mehr.
    Lukas sah ihm väterlich in die Augen. »Wenn Sie gesehen haben, dass Albert Kieling die Frau erschossen hat, dann gibt es keinen Grund, den Mann zu schützen. Wenn Kieling als Erster gegen Sie aussagt, dann sieht es schlecht aus für Sie. Denn wenn Sie anschließend sagen, er war es, dann riecht das natürlich nach Schutzbehauptung.«
    Haltmayer atmete schwer. Er war ein einfacher Mann, aber nicht dumm.
    »Sagen Sie uns ehrlich und wahrheitsgemäß, was Sie wissen. Wenn Sie selbst Frieda Jonas getötet haben – ein Geständnis zum jetzigen Zeitpunkt könnte Ihnen viele Jahre Gefängnis ersparen.«
    Haltmayer schüttelte den Kopf und sah Lukas verzweifelt an.
    »Wir lassen Sie mal kurz alleine«, entschied Lukas. »Denken Sie nach über das, was wir Ihnen gesagt haben.«

    Im Gang vor dem Vernehmungsraum gruppierten sich die drei Kommissare um einen Aschenbecher. »Sie haben Haltmayer ganz schön unter Druck gesetzt«, sagte Wallner.
    »Wir haben nichts gesagt, was so nicht in einem Vernehmungsprotokoll stehen könnte«, entgegnete Lukas. »Wir haben ihm die möglichen Szenarien vor Augen geführt. Und ihn aufgefordert, die Wahrheit zu sagen. Wie immer sie lautet.«
    »Sie haben ihm nahegelegt, gegen Kieling auszusagen.«
    »Nur, wenn es Kieling war. Das ist ja selbstverständlich. Mal ganz ehrlich – was glauben Sie, wer die Frau erschossen hat?«
    Wallner zuckte mit den Schultern. In diesem Augenblick wurde die Tür zum Vernehmungsraum geöffnet, und ein Wachbeamter schaute heraus. »Sie sollen bitte reinkommen.«
    Haltmayer wirkte gefasst, als die Kommissare den Raum betraten.
    »Und? Haben Sie uns was zu sagen?«, fragte Lukas, bevor sie sich setzten.
    Haltmayer nickte, und die Ermittler setzten sich ihm gegenüber an den großen Tisch.

42
    2. Mai 1945
    Ä gidius Haltmayer saß auf der Bank vor seinem Hof, sein Neffe, Sebastian Haltmayer, stand in SA-Uniform vor ihm. Hinter ihm hatten sich die Leute vom Volkssturm aufgebaut sowie die SSler Kieling und Lohmeier.
    »Wo ist sie?« Sebastian Haltmayer versuchte, mit militärisch aufrechter Haltung Eindruck auf seinen Onkel zu machen.
    »Habt’s es immer noch net begriffen? Es is aus. Zwölf Jahre Gottlosigkeit. Jetzt kommt endlich das Gericht über euch. Traust dich ja was, immer noch mit der Uniform rumzulaufen.«
    »Noch hab ich sie an. Also noch mal: Wo ist sie?«
    »Hier nicht.«
    »Wo dann?«
    »Sucht sie doch. Aber ich tät mich beeilen. Das Tausendjährige Reich is bald vorbei.«
    SS-Hauptscharführer Kieling trat nach vorn, packte Ägidius

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