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Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
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nein, solch eine Taktik würde ihr in der Kehle stecken bleiben; sie hatte schon genug brutale Doppelzüngigkeit erleben – und daran teilhaben – müssen, das reichte ihr für den Rest ihres Lebens. Sie würde diese Liste nicht in Form von verschleierten Drohungen gegenüber jemandem, der gerade zugestimmt hatte, ihr zu helfen, erweitern.
    »Aber ich danke Ihnen«, sagte sie stattdessen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um Ron Babbet auf die Wange zu küssen.
     
    Ihr Anruf kam zehn Minuten bevor Moreno aufbrechen wollte, und Justin musste mit sich ringen, um den Hörer, um sie loszulassen. Aber dies war nicht die Zeit für zärtliche Ablenkungen. Er musste in einer halben Stunde mit dem Verstand eines Kerls ringen. Er sagte ihr, dass er sie liebe, und beließ es dabei.
    Zehn Minuten später saß er neben Moreno in dessen Wagen, und keiner von ihnen war in besonders redseliger Laune. Moreno nahm nicht die Fähre, sondern überquerte den Fluss über eine Brücke, wobei er die ganze Zeit eine kleine Straßenkarte auf den Beinen liegen hatte.
    »Ihnen gefällt das ebenso wenig wie mir, nicht wahr?«, meinte Justin, als sie den Fluss gerade hinter sich gelassen hatten.
    »Was?«
    »Ihn gehen zu lassen. Unser Leben wiederzubekommen und es dabei zu belassen.«
    Morenos Hände spannten sich um das Lenkrad, und seine Knöchel traten weiß hervor. »Wie kommen Sie darauf? Ich will nichts weiter als eine friedliche Lösung finden.«
    »Ich habe Ihre Reaktion am Samstag gesehen, als Granvier uns erzählte, wie Mullavey und sein Bruder die Haitianer hergebracht haben. Ich habe Sie gesehen. Das hat Ihnen zugesetzt, nicht wahr? Das war mehr als ein normaler moralischer Ausbruch. Das ist Ihnen wirklich unter die Haut gegangen.«
    Moreno kaute auf seiner Unterlippe herum und sah ihn nicht an. »Vielleicht hat es mich ja so aufgeregt, dass ich sie am liebsten tot sehen würde. Aber es gab schon viele Menschen, denen ich gern wehgetan hätte, es aber nie tat.« Er sah auf die Uhr und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Lenkrad, und als Justin nichts erwiderte, schien ihm die Stille zu laut zu werden. »Bauern … ich habe großen Respekt vor ihnen. Nicht nur vor den Haitianern. Vor allen. Ich war zweimal in Vietnam, mit den Special Forces, und es gab Zeiten, da mussten wir uns mehr auf die Bauern verlassen als aufeinander. Man kann nicht dabei zusehen, wie sich jemand aus dem Nichts ein Leben aufbaut, und dann nichts für ihn empfinden. Man kann nicht … dabei zusehen, wie jemand, der in einer Hütte lebt … seinen eigenen Reis nimmt, mit dem er seine Kinder füttern will, und ihn einem anbietet … und dabei aus dem Bauch heraus keinen Respekt empfinden. Das geht einfach nicht.«
    Und hier streiten wir uns, wenn das Kabelfernsehen mal wieder spinnt. Wahrscheinlich sah er die Sache viel zu romantisch, aber es kam ihm noch immer so vor, als hätte das Landleben etwas inhärent Nobles an sich. Auch wenn es dem Untergang geweiht war.
    »Ich weiß, dass Christophe denkt, sie hätten hier ein besseres Leben«, fuhr Moreno fort. »Vielleicht haben sie das auch. Aber das sind die letzten Menschen auf der ganzen Welt, die ausgebeutet werden sollten.«
    Justin nickte, er konnte ihm hier nichts vormachen. »Dieser Reis – haben Sie ihn gegessen?«
    Und nun sah ihn Moreno endlich an, er starrte ihn an wie ein Mensch, der sich entschlossen hatte, sich nie wieder selbst zu belügen. »Ja.«
     
    April fuhr die letzten Blocks in Gretna durch einen Platzregen. Als sie den Wagen auf dem Motelparkplatz abstellte, war sie eine schmale, einsame Gestalt im Regen, die in ihrer eigenen Geschwindigkeit dahintrottete, während alle um sie herum unter gefalteten Zeitungen herumeilten oder ihre Regenschirme geneigt hatten, als wollten sie der Attacke damit genauso fruchtlos Einhalt gebieten, wie es Don Quichotes Lanze gegen die Windmühlen getan hatte.
    Als sie an Christophes Tür klopfte, war sie völlig durchnässt, und er hielt bereits ein Handtuch für sie bereit. Sie hatte vergessen, den Schlüssel zu ihrem Zimmer mitzunehmen.
    Im Inneren trocknete sich April so gut es ging ab, dann ging sie in ihr eigenes Badezimmer, um die feuchte Kleidung abzulegen, die sie als durchweichten Haufen zurückließ, und suchte sich weitere Frotteehandtücher zum Abtrocknen. Dann warf sie sich frische Kleidung über und ließ ihr Haar an der Luft trocknen; aber sie konnte diese nutzlosen Stunden unmöglich allein verbringen.
    Christophe lächelte, als

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