Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenstadt

Totenstadt

Titel: Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Hodge
Vom Netzwerk:
bloß Mama Charitys Laden. Sie verkauft dort Kerzen und Pulver, Weihrauch, Lotionen, Tränke … ein bisschen von allem.«
    »Ist sie eine Mambo?«
    »Eine was?«
    »Eine Vodoun- Frau? Vodoun?«
    »Meinst du etwa Voodoo?«
    Napolean grinste schief und zuckte mit den Achseln. »Vielleicht nennt ihr das so.«
    Magenta lachte erneut ihr kehliges Lachen. »Ich glaube, sie wird dich mögen.«
    Und er lächelte.
    Vielleicht würde er sich doch mehr zu Hause fühlen.

16
E RBE
     
    Justin kam Montagabend eine Stunde zu spät zum Essen. Ganz der treusorgende Ehemann, hatte er zumindest vorher zu Hause angerufen und Bescheid gesagt. Nach Sonnenuntergang ging er mit schweren Beinen ins Loft und ließ sich laut seufzend aufs Sofa plumpsen. Er sank an einem Ende hinunter und legte seine müden Beine quer über Aprils Schoß, einen Arm ließ er über den Boden baumeln. Ajax schlenderte mit langsam schwankendem Schwanz herbei, und er zog seinen Arm wieder in sichere Gefilde. Wenn er seine Hand auf Katzenhöhe ließ, konnte er nicht sicher sein, wo seine Finger enden würden.
    »Ein weiterer Tag im Paradies«, sagte er. Mit trägem Grinsen sah er zu April hinauf. Er schniefte und roch keinen Essensduft. »Hast du schon gegessen?«
    Sie knetete seine Unterschenkel. Himmel, oh Himmel, für jeden Muskel schien sich die Himmelspforte zu öffnen. »Ja. Pitasandwiches und Krabbensalat. Dein Essen steht im Kühlschrank. Soll ich es dir holen oder kannst du in die Küche kriechen?«
    Wie seltsam sein Leben doch zuweilen war. Er konnte es völlig losgelöst betrachten und die Absurdität darin erkennen. Im Büro war er für die Schadenskontrolle angeschlagener Images verantwortlich und steckte seine Finger und Zehen in immer mehr Löcher, bevor der komplette Deich über allen einstürzte.
    April rückte näher und piekste ihm auf die Nasenspitze. »Du brauchst Urlaub, mein überarbeiteter Schatz. Du hast diesen ganz speziellen Blick.«
    »Und welcher Blick wäre das?«
    Ihre kalten Finger unter seinem Kinn, dann fuhren sie seine Wangenknochen entlang bis zu den Augenwinkeln. »Diese sorgsam verschleierte funktionelle Verrücktheit.«
    Diesen Blick hätte ich bei Weitem nicht so oft drauf, wenn wir zusammenarbeiten würden, beinahe hätte er das laut gesagt. Die Verlockung war groß. Aber ebenso groß war auch sein gesunder Menschenverstand, und so hielt er den Mund. Die Wiedererweckung dieser alten Idee hatte bei April nicht gerade Begeisterung hervorgerufen, und in gewisser Weise konnte er ihr das auch nicht verdenken. Er dachte ja selbst, dass er aus den falschen Gründen darauf herumritt. Es war nebensächlich, dass sie gut zusammenarbeiten würden. Er sah sie bloß als leichten Ausweg. Vielleicht hatte April das ganz bewusst oder auch intuitiv erkannt.
    Oder sie wollte einfach nur einen Teil ihres Ichs für ihre eigene Individualität bewahren. Jedenfalls wollte er nicht weiter auf dem Thema rumreiten, April musste schon selbst wieder davon anfangen.
    Sie umkreiste inzwischen seine Augen mit dem Finger. »Siehst du? Es ist genau hier. Deine Augen sind ein kleines Stück weiter geöffnet als sonst. Und sie bleiben so.«
    »Ah.« Er hielt ihre Hand fest und zog sie an seine Lippen. »Du klingst nicht, als ob dir das Angst machen würde.«
    »Es hat auch seine guten Seiten.« Ein schnelles Zwinkern hinter langen Ponyhaaren. »Du bist im Bett unermüdlich. Wenn du diesen Blick drauf hast, muss ich am nächsten Morgen immer etwas länger schlafen.«
    Sie streichelte sein Ego, und er ließ sich nur zu gern darauf ein. Frauen waren auf diesem kognitiven Level so unglaublich einfühlsam. Sie konnten einfach alles miteinander verbinden, Ursache und Wirkung. All diese endlosen Zusammenhänge wurden von ihnen einfach erkannt und bloßgelegt. Manchmal dachte er, dass sein Geschlecht nicht einmal die Verbindung zwischen dem Waschmittel und sauberer Kleidung begreifen konnte.
    Sie küssten einander eine Minute lang, dann verschmolzen sie miteinander und hielten sich ganz fest. Er hielt die Augen geschlossen und drückte sein Kinn und seine Wange in ihr Haar, das so schön schwarz schimmerte. Die Institution der Ehe wurde oft genug in den Dreck gezogen, hauptsächlich von den Zynikern dieser Welt, und einen Großteil der Zeit zählte er sich auch zu ihnen, doch niemals in Bezug auf die Ehe. Er war dafür geschaffen, er brauchte diese Verbindung, diese Quelle, aus der allein er ab und zu seine Reserven beziehen konnte.
    Sie ließen voneinander ab, und

Weitere Kostenlose Bücher