Totenstätte
Bände: Ist das nicht klar?
»Sie will, dass Sie mich ausspionieren?«
»So hat sie es nicht ausgedrückt.«
»Ich kümmere mich darum«, sagte Jenny.
»Das bringt mich in eine unangenehme Situation.«
»Ich werde Ihren Namen nicht erwähnen.«
Alison sah sie misstrauisch an.
»Sie können mir vertrauen, wirklich. Sonst noch etwas?«
Alison sog die Wangen ein und wischte nervös eine imaginäre Fluse von ihrem Revers. »Sie wissen, dass ich so etwas normalerweise nie sagen würde …«
»Hallo? Jemand zu Hause?« Eine unverkennbare Stimme erklang im Empfangsbereich. McAvoy.
Alison warf Jenny einen anklagenden Blick zu. »Was macht der denn hier?«
Jenny zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung.« Sie stand auf.
Alison trat zwischen sie und die Tür. »Bitte, Mrs. Cooper, lassen Sie mich das übernehmen. Ich habe Ihnen doch gesagt, Sie sollen sich von diesem Mann fernhalten.«
»Er hat uns die einzige Spur geliefert.«
»Sie können ihm nicht trauen. Er ist die Pest. Ich war bei seinen Verhören dabei.«
An der Bürotür klopfte es.
»Mrs. Cooper?«
»Einen Moment bitte!«, rief Jenny, dann wandte sie sich an Alison. »Lassen Sie mich ihn wenigstens fragen, was er will.«
Sie ging an Alison vorbei und betrat den Vorraum. McAvoy stand im Wartebereich und blätterte in Alisons Kirchenblatt.
»Mr. McAvoy.«
»Entschuldigen Sie bitte, dass ich unangemeldet hier hereinplatze«, sagte er höflich, indem er ihre förmliche Art imitierte. »Ich dachte, wir könnten vielleicht kurz über Mrs. Jamal sprechen.«
Alison erschien hinter Jenny. »Davon würde ich abraten, Mrs. Cooper. Mr. McAvoy ist ein Zeuge. Sie möchten sicher nicht das Risiko eingehen, Ihre Untersuchung zu diskreditieren.«
»Schön, Sie zu sehen, Mrs. Trent«, sagte McAvoy mitmehr als nur einem Hauch Ironie in der Stimme. »Ist ja schon eine Weile her.«
Alison ging in Kampfstellung, ganz die Polizistin, die sie früher gewesen war. »Sie sollten wissen, dass Mr. McAvoy wegen Rechtsbeugung im Gefängnis saß. Er hat in einem brutalen Raubüberfall ein Alibi gefälscht. Dafür hat man ihn rangekriegt.«
McAvoy lächelte und legte das Kirchenblatt auf den Tisch zurück. »Wie ich hörte, behauptet Ihr alter Chef Pironi, er habe Jesus gefunden. Meiner bescheidenen Meinung nach könnte es dafür ein wenig zu spät sein. Er war einer der schmutzigsten und korruptesten Polizisten, die mir je über den Weg gelaufen sind. Die Kleine hat er damals persönlich bei mir vorbeigeschickt. Aber ich denke, Sie wissen das.«
»Sehen Sie, mit wem Sie es zu tun haben?«, sagte Alison.
»Haben Sie sich je gefragt, warum mein Büro an jenem Tag zufällig verwanzt war? Oder warum diese Zeugin gar nicht genug für die Polizei tun konnte, wo doch jeder Mensch mit gesundem Verstand die Kripo meidet, wenn es nur geht?«
»Können wir bitte damit aufhören?«, sagte Jenny. Sie wandte sich an McAvoy. »Denken Sie, es ist gut für Sie, jetzt hier zu sein?«
»Dieser Fall hat mich meine Freiheit und meine Karriere gekostet …«
Alison schnaubte abfällig.
Er ignorierte sie und fuhr fort: »Falls Sie sich erinnern, Mrs. Cooper – es war unmittelbar nachdem ich auf die Spur mit dem Toyota gestoßen war, dass Ihre Assistentin und die Kollegen mich geschnappt haben.«
»Damit hatte das nichts zu tun«, sagte Alison.
»Bei allem Respekt«, gab McAvoy zurück und wurde jetzt lauter, »als Kriminalmeisterin hatten Sie keinen blassen Schimmer, Mrs. Trent. Irgendjemand hat Pironi bearbeitet, damit man mich wegsperrt und dieser Wagen nicht gefunden wird. Dann der Anruf am nächsten Tag – der Typ, der mich in die Kiste stecken wollte. Und dann, bevor ich eingebuchtet wurde, der Anruf von diesem Amerikaner, der dieselbe Frage gestellt hat: Was wissen Sie ?« Er sah Alison an. »Ich denke mir diesen Haufen Scheiße aus und lasse es mir gut gehen, das glauben Sie doch, oder? Aber was ist mit Mrs. Jamal? Und wer ist wieder mal für den Fall zuständig? Na?«
»Mrs. Jamals Wohnung gehört zu seinem Revier.«
»Und wie lange hat er den Posten schon? Drei Monate, wie ich gehört habe. Pironi wurde zur selben Zeit versetzt, als Mrs. Jamal den Antrag eingereicht hat, um ihren Sohn für tot erklären zu lassen. Ich möchte keinem Glaubensbruder eine Todsünde unterstellen, aber man macht sich allmählich so seine Gedanken.«
»Er hat mit Mrs. Jamals Tod nichts zu tun«, fuhr Alison ihn an.
»Ich bin mir sicher, dass Sie eine intelligente Frau sind, Mrs. Trent, aber selbst
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