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Totenstätte

Totenstätte

Titel: Totenstätte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. R. Hall
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Gespräch zu beginnen, aber er antwortete kaum. Mit halb geschlossenen Augen starrte er in die graue Landschaft. Der ewige Nieselregen verwandelte sich in Schneeregen, als sie tiefer nach South Wales hineinfuhren.
    Sie fragte, ob ihn irgendetwas bedrücke, und erhielt ein missmutiges » Mhm « zur Antwort. Seine Stimmung war undurchschaubar.
    Die Autovermietung lag am Stadtrand, in einem Industriegebiet mit Blick auf gleichförmige Hügel, die aus dem Abraum entstanden waren, als die mittlerweile stillgelegten Bergwerke die Erde noch von innen nach außen gekehrt hatten. McAvoy wachte auf, als Jenny parkte, und folgte ihr hinein. Kunden waren nicht da, nur ein fülliger Angestellter, der gerade ein Sandwich aß. Er wischte sich die Krümel vom Mund, als sie durch die Tür traten. McAvoy ignorierte seine Begrüßung und ging zur Kaffeemaschine, um sich einen Gratiskaffee zu holen.
    Jenny zog eine Visitenkarte hervor und erklärte dem Angestellten, dass sie wissen müsse, ob jemand in der Nacht des 28. Juni 2002 den Toyota gemietet habe, und wenn ja, wer es gewesen sei. Der Angestellte erklärte, keinen Zugang zu den Akten zu haben, man könne ihr nur im Hauptbüroin Cardiff weiterhelfen. Er suchte in seinem Computer nach der Nummer, fügte aber hinzu, dass er sich keine großen Hoffnungen machen würde: Die Firma behalte ihre Fahrzeuge nur ein, höchstens zwei Jahre.
    Von hinten hörte Jenny McAvoys Stimme. »Was hat das denn damit zu tun, verdammt noch mal?«
    »Wie bitte, Sir?«
    »Was hat die Frage, wie lange Sie ein Fahrzeug behalten, mit Ihren Akten zu tun? Die archivieren Sie doch für die Steuerbehörde. Wo sind sie also?«
    Jenny sah, dass der Mann zauderte, als er McAvoy musterte.
    »Es besteht kein Grund zum Fluchen.«
    McAvoy ging zum Tresen, stellte seinen Kaffee ab und starrte ihn aus roten, verquollenen Augen an. Jenny spürte, wie sich ihr der Magen umdrehte.
    »Ich entschuldige mich«, sagte McAvoy. »Die Gesellschaft, in der ich mich im Rahmen meiner Arbeit zumeist bewege, bringt mich manchmal dazu, unangemessene und zügellose Worte zu benutzen. Bitte vergessen Sie meinen Ausfall.«
    Jenny krümmte sich innerlich zusammen und senkte vor Scham den Blick. Der Angestellte wandte sich wieder seinem Bildschirm zu. McAvoy trank seinen Kaffee und schaute ihm böswillig zu.
    »Hier ist die Nummer, Ma’am«, sagte der Mann. »Null, eins, zwei, neun, null …«
    »Die Verträge …«, unterbrach ihn McAvoy. »Die Formulare, die man unterschreibt, wenn man ein Auto mietet – wo bewahren Sie die auf?«
    Der Angestellte schaute Jenny an. »Ist schon okay. Ich werde die Nummer anrufen«, sagte sie.
    »Was ist da hinten drin?«, fragte McAvoy und zeigte aufeine Tür im Büro. »Da bewahren Sie doch die Akten auf, richtig? Die Steuerfritzen gehen doch direkt dorthin durch, um zu kontrollieren, ob Ihr Papierkram in Ordnung ist.«
    »Ich bin nicht befugt, die Dokumente herauszugeben, Sir.«
    »Vorhin haben Sie noch gesagt, Sie hätten keinen Zugang dazu«, sagte McAvoy leise, aber mit einem bedrohlichen Unterton. »Da haben Sie gelogen, was, mein Sohn?«
    Der Angestellte wischte sich eine Schweißperle von der Unterlippe. Sein Blick huschte zum Telefon auf dem Tresen hinüber.
    Zu Jenny sagte McAvoy: »Nur zu. Man muss nicht tausend Umwege machen.« Dann nahm er seinen Kaffee und ging hinaus.
    Jenny und der Angestellte sahen sich an. Er wartete darauf, dass sie die Führung übernahm.
    »Ich denke, es ist das Beste, wenn Sie mir einfach die Akten für dieses Datum heraussuchen«, sagte Jenny.
    Er nahm einen Schlüssel aus einer Schublade und verschwand im hinteren Büro. Während er in den Aktenschränken herumwühlte, schaute Jenny hinaus und sah McAvoy zum Outlet für Teich- und Aquarienbedarf auf der gegenüberliegenden Straßenseite schlendern. Er blieb stehen, um einer jungen Frau, die sich mit einem Kind im Buggy und schweren Einkaufstüten herumplagte, die Tür aufzuhalten. Als er etwas sagte, lachte sie, dann bückte er sich und tätschelte dem Kind den Kopf.
    Der Angestellte kam mit verschiedenen Unterlagen wieder. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen Kopien machen«, sagte er. »Der Wagen wurde am 24. Juni für zwei Wochen an das Pflegeheim von Fairleas vermietet. Hier sind der unterschriebene Vertrag und der Kreditkartenbeleg. Möchten Sie sonst noch etwas sehen?«
    Jenny blätterte in den vergilbten Dokumenten. »Nein. Das reicht.«
    Mit quietschenden Reifen verließ sie das Industriegebiet und fuhr aus der

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