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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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Magier der Westlichen Königreiche (Werk in Vorbereitung)
     
    »Sieht nicht sehr belebt aus hier, was, Jungs?« ließ sich der Reiseführer vernehmen, aber seine Begeisterung war nicht sehr ansteckend in diesem grauen Glühen. »Kein Wunder – wenn ich jemals eine tote Gegend gesehen habe, dann die hier! Ha, ha, ha! War ein Scherz, Jungs. Ja, wir sind am Ziel, im Land des großen Gleichmachers! Aber die Reise hat gerade erst begonnen! In den nächsten Minuten streifen wir alle Orte, die touristisch erwähnenswert sind, und wenn wir Glück haben, erhaschen wir sogar einen Blick auf den Big Boß persönlich!«
    Wir würden Tod sehen? Ich vermutete, daß es keine Möglichkeit gab, diese Begegnung zu vermeiden, nun, da wir in sein Reich eingedrungen waren. Ich wünschte mir allerdings sehnlich ein Gespräch mit meinem Meister, bevor ich mich mit dem knochigen Gespenst anlegen müßte.
    Ich sah aus dem Fenster, aber es gab noch keine Spur von Tod. Eigentlich war da draußen gar nichts. Die Landschaft bestach durch ausgewogene Farblosigkeit, unterbrochen durch nicht vorhandene landschaftliche Besonderheiten. Ein Vergleich drängte sich mir auf: Grauer Nebel auf grauem Schnee. In dem diffusen Licht schienen sich in weiter Entfernung Gestalten zu bewegen, Gestalten an der Grenze zur Unsichtbarkeit.
    »Wir besichtigen gerade die Zone der Ungebrochenen Gräue!« erklärte unser Fahrer. »So nennen sie es zumindest hier. Bei so einem Namen ist es auch kein Wunder, daß hier so wenig los ist!«
    »Zu schade, daß wir diesen Kerl brauchen, damit er uns zu deinem Meister führt«, flüsterte Snarks mir zu. »Andernfalls könnten wir ihn erwürgen.«
    Ich antwortete ebenso leise, daß Snarks sich gefälligst zusammenreißen möge. Jeden Augenblick mochte es soweit sein, daß wir den Bus und seinen göttlichen Fahrer verlassen mußten – und das war der Moment, an dem es wirklich gefährlich werden würde.
    »Gott sei Dank erstreckt sich die Region der Ungebrochenen Gräue nicht in alle Ewigkeit!« verkündete der Führer fröhlich. »Nein, wir haben sie gleich hinter uns, und dann besichtigen wir die anderen Zonen von Tods Reich. Diese Zonen sind unterschiedlich wie die Seelen, die sich hier tummeln, ausgesucht aus all den Welten, zu denen Tod Zutritt hat.«
    Während der Reiseführer schwatzte, wurde es draußen heller. Die Luft klärte sich langsam, und ich konnte Spuren von Farbe ausmachen, ein fahles Blau hier, ein wenig Rosa dort, ein Klecks Grün auf dem Boden. Dann, als hätte jemand – oder etwas – mit dem Finger geschnipst, war die Luft auf einmal ungetrübt, und draußen war es so hell wie an einem Sommertag zur Mittagszeit, außer daß ich befremdlicherweise keine Sonne ausmachen konnte. Wir befanden uns auf einem saftigen, grünen Rasen unter einem strahlend blauen Himmel, und vor uns erstreckte sich eine Reihe von Zelten, jedes von ihnen in einer anderen Farbe und, obwohl das unmöglich klingt, jedes irgendwie heller als das andere.
    »Zur Linken können wir eine von Tods Spielereien bewundern«, fuhr unser Cicerone fort. »Wir kommen später noch an einer anderen vorbei, es gibt genug von ihnen in seinem Reich. Wie einige von euch vielleicht wissen, liebt Tod Spiele.«
    Ich konnte ein Schaudern nicht unterdrücken. Mir war Tods Vorliebe für Spiele nur zu gut bekannt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich all mein Trachten auf das Auffinden meines Meisters gerichtet. Nun jedoch sollte ich mir langsam überlegen, was ich bei einer Begegnung mit Tod zu tun gedachte. Was für ein Spiel würde ich spielen müssen, um Ebenezum zu retten?
    »Es gibt Orte hier, die gar nicht so verschieden von euren Heimatländern sind, Jungs«, unterbrach die Stimme des Fahrers meine Gedanken. »Tatsächlich durchqueren wir gerade die Region, die Tods Vorstellung von den Westlichen Königreichen am nächsten kommt. Wie ihr seht, sind wir von ungebrochenem Grün umgeben. Das ist fast genauso langweilig wie das andere, was, Jungs?«
    Westliche Königreiche? Langweilig? Vielleicht sollte ich das Angebot von Snarks, diesen Herrn zu erwürgen, noch einmal überdenken.
    »Warum existieren diese Orte hier?« ertönte die – natürlich rein rhetorische – Frage unseres Guide. »Was ist der Grund für graue Zonen direkt neben immerwährendem Licht? Wer kann die Welt der Toten wirklich anfassen?« Die Busgottheit machte eine dramatische Kunstpause. »Die Antwort auf diese Fragen werden wir wohl nie erfahren. Aber vielleicht erhalten wir einige

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