Totentanz im Monsterland
Einblicke in diese Geheimnisse bei unserem ersten Halt, direkt da drüben. Und als Extrabonus bekommt ihr so viele köstliche Erfrischungen, wie ihr wollt!«
Der Bus wendete scharf und bremste. Wir hielten neben einer kleinen Holzkonstruktion, auf deren Dach ein einladend aufgemachtes Schild befestigt war:
LAND DER TOTEN
REISEANDENKEN
und Imbiß
(und Tourist Information)
Alle Toten kommen hier vorbei
Andere, kleinere Schilder waren in die Fenster gehängt:
VERSTEINERTES HOLZ IM INNEREN!
Wir befriedigen all Ihre Wünsche nach Asche und Staub!
420 verschiedene Arten!
Die trägsten Objekte des Universums!
Wenn es nicht wegläuft, dann haben wir es!
»Alles aussteigen!« rief der Reiseführer. »Und nicht trödeln. Die Fahrt geht in einer Viertelstunde weiter!« Mit diesen Worten kletterte Devorno die Stufen hinunter und verließ den Bus.
»Sollen wir?« fragte ich den Dämonen.
»Ich tue alles, um hier wegzukommen«, erwiderte Snarks.
Wir verließen ebenfalls das fremdartige Gefährt.
»Das ist doch was, oder?« rumpelte Hubert von seinem luftigen Platz auf dem Dach.
»In der Tat«, sagte ich. »Dann ist die Reise bis hierher also zu deiner Zufriedenheit verlaufen?« Ich mußte mir eingestehen, daß ich während der Ereignisse auf dieser Reise völlig das Wohl von Hubert vergessen hatte, der sich an das Dach klammern mußte. Wenn ich mir nicht so viele Sorgen um meinen Meister machen müßte, hätte ich mich gewiß mehr um die Sicherheit des Drachen gesorgt.
»Ich bin mehr als zufrieden!« begeisterte sich der Drache. »Als ich mich an die plötzlichen Szenenwechsel gewöhnt hatte, wirkte der Trip richtig befruchtend!«
»Befruchtend?« der Dämon wurde mißtrauisch. Er kletterte aus dem Bus und stellte sich neben mich.
»Genau!« röhrte der Drache stürmisch. »Denkt doch nur mal daran, was für tolle Lieder und Shows aus dieser Erfahrung geboren werden. Etwas wie…« Hubert räusperte sich und sang:
Das Leben war fade bis zu dem Tag,
an dem ich sah das Königreich der Toten.
Gern ich dran zurückdenken mag,
denn dort wird dir was geboten!
So besucht diesen Ort, er ist wirklich toll,
sobald eure Haut erbleichet!
Besucht diesen Ort, er ist auch nicht so voll,
wenn euch der Todesruf erreichet!
Seine Schnauze klappte zu, und er blickte uns um Begeisterung heischend an…
»In der Tat«, bemerkte ich.
»Oder so ähnlich«, meinte Hubert. »Schließlich ist es nur ein erster Entwurf.«
»In der Tat«, bemerkte ich erneut. Ich bohrte meine Absätze in den Boden unter meinen Füßen, der sich genauso wirklich anfühlte wie der Boden in den Westlichen Königreichen. »Sollen wir reingehen?«
»Ich denke, wir sollten«, antwortete Snarks trocken. »Zumindest, wenn wir den Gegenwert für unser Geld haben wollen.«
»Wenn es euch nichts ausmacht, Freunde«, sagte Hubert, »dann bleibe ich hier draußen und sammele künstlerisch verwertbare Erfahrungen!«
Ich nickte; dann fiel mir ein, daß es noch einen anderen Grund gab, um hineinzugehen. Wo wir jetzt im Reich von Tod waren, mußten wir meinen Meister suchen. Und was für einen besseren Platz für den Beginn meiner Suche mochte es wohl geben als ein Informationszentrum?
Als ich die Tür des Gebäudes öffnen wollte, begann sich Tap in meiner Tasche zu regen und irgend etwas wie »Ich poliere die Schnalle in einer Minute« zu murmeln. Ich fand, daß es an der Zeit war, den schlafenden Tap zu wecken.
Die Tür gab beim Öffnen Geräusche von sich, die irgendwo zwischen einem Quietschen und Tods düsterem Gelächter angesiedelt waren. Für einen Moment hatte ich geglaubt, daß Tod auf der anderen Seite auf mich warten würde.
»Das erregt eure Aufmerksamkeit, was?« rief Devorno von drinnen. »Ich sage euch, Tod ist ein Werbegenie!«
Snarks runzelte die Stirn, als er sich im Raum umblickte, der mit Steinen und Staub gefüllt zu sein schien. Auf den einzelnen Haufen steckten Schilder:
Sonderangebot!
Räumungsverkauf!
Alles muß weg!
»Das soll von einem Werbegenie stammen?« fragte Snarks skeptisch.
»Nun«, erwiderte Devorno, »vielleicht ist dieser Ort hier nicht das beste Beispiel. Aber es ist auch nur ein kleiner Einblick in Tods Handwerk. Wer kam denn schließlich auf die Idee, Krieg einzuführen?«
»In der Tat«, unterbrach ich. »Ihr erwähntet die Möglichkeit einer Erfrischung?« Wenn wir – wer weiß wie lange noch – das Königreich von Tod auf der Suche nach meinem Meister durchstreifen würden,
Weitere Kostenlose Bücher