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Totentanz im Monsterland

Totentanz im Monsterland

Titel: Totentanz im Monsterland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Craig Shaw Gardner
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ich fand ihn mit offenem Mund aus dem Fenster starrend.
    »Ich habe noch nie so viele weibliche Dämonen auf einem Fleck gesehen!« flüsterte er ergriffen.
    »Weibliche Dämonen?« wunderte ich mich. »In der Tat.« An dieser Stelle von Himmel erblickte man offensichtlich nur das, was für einen selbst bestimmt war. Ich fragte mich, ob das auch für den Drachen galt, der oben auf dem Dach hockte. In diesem Augenblick hörte ich seinen Schwanz rhythmisch auf das Dach klopfen.
    »Jetzt müssen wir uns von unseren lieblichen Mädchen verabschieden«, unterbrach die Stimme unseres Fahrers meine Gedanken, »denn wir erreichen eine neue Ebene.«
    Das Licht wechselte von Gold zu fahlem Blau. Das war nicht die einzige Änderung, denn die Landschaft unter uns war plötzlich mit Tausenden von Leuten bevölkert, Männer, Frauen und Kinder aller Altersstufen, Geschlechter und Rassen; es waren so viele, daß der Boden unter ihren Füßen einzusacken schien. Und unter ihnen befanden sich wiederum einige, die ich erkannte, inklusive eines Riesen und eines Drachen.
    »Dieser Ort ist ja leer«, erklärte Snarks, der neben mir aus dem Fenster sah.
    »Ja, meine Herren«, fuhr der Fahrer fort, »in dieser Ebene sind die Personen versammelt, die eure Freunde sein könnten. Alle, mit denen auch ein freundschaftliches Band verbinden würde, warten hier auf euch – wie ihr auf sie an anderen Orten wartet.«
    Da draußen standen ja Tausende!
    »Sechs?« flüsterte Snarks. »Alles was ich erreiche, sind – sechs Freunde? Und die Hälfte von denen kenne ich schon!
    Du bist da, ich erkenne dich überall an deiner schlechten Haltung. Und der Typ da drüben mit seinem Harnisch, in den zwei oder drei normale Leute passen – das muß Hendrek sein. Warte mal – da bewegt sich noch etwas, etwas so Kleines, daß ich es beinahe übersehen hätte. Klein?!« Entsetzen machte sich auf einmal breit, wo vorher nur dämonische Gelassenheit gewesen war. »Das kann doch nicht wahr sein! Das ist nicht mein Freund! Kein – Schuhbert!«
    »Ich bringe Euch die Schnürsenkel…« murmelte Tap aus seiner Tasche, wo er noch immer schlief. Den Worten folgte ein sanftes Schnarchen.
    »In der Tat«, antwortete ich, denn was hier geschah, gab mir zu denken. Ich sah Tausende da draußen stehen, während Snarks nur sieben sah. Was war für diesen Unterschied verantwortlich? Vielleicht war ich ja wirklich der Ewige Lehrling. Warum sonst sollten bei mir so viele stehen und bei dem Dämonen so wenige?
    »Der Schuhbert?« flüsterte Snarks erneut. »Gibt es eine Möglichkeit, seine Freunde zurückzuschicken?«
    Entweder war ich wirklich der Ewige Lehrling, oder es lag an der Natur von Snarks, jeden, den er traf, so vor den Kopf zu stoßen, daß seine Freunde an einer Hand abgezählt werden konnten. Auch dieses Rätsel würde wohl für immer ungelöst bleiben.
    Hubert produzierte irgendwelche undefinierbaren Geräusche auf dem Dach. Nach einem Moment des Nachdenkens entschied ich, daß es sich um Verbeugungen handeln müsse.
    »Und schon haben wir auch diese Ebene hinter uns gelassen«, kommentierte der Fahrer, »und jetzt kommen wir in eine gefährliche Ecke des Universums.«
    Das Licht wechselte erneut, diesmal zu einem zornigen, roten Glühen. Wieder waren Personen auf der himmlischen Landschaft aufgereiht, nur sahen sie diesmal nicht besonders freundlich aus. In der Tat schienen sie mir Monster und Dämonen der übelsten Sorte zu sein.
    »Wir passieren nun«, erklärte unser Reiseführer, »und das recht zügig, wie ich hinzufügen möchte, die Ebene der Furcht und der Gefahr. All eure Probleme sind da draußen versammelt und warten nur darauf, euch jetzt in die Finger zu bekommen, anstatt auf ihre Zeit zu warten. Glücklicherweise ist dieser Bus außerhalb ihrer Reichweite. Es handelt sich um eine winzige Zusatzausrüstung, die wir ›Klimakontrolle‹ nennen.«
    Ich konnte meine Augen nicht von den draußen vor dem Fenster vorbeiziehenden Horrorkompanien abwenden. Einigen der gräßlichen Gestalten war ich bereits begegnet, entweder mit Cuthbert, meinem Schwert, oder mit meinem alten, massiven Eichenstab. Allen anderen würde ich dann wohl in Zukunft gegenübertreten müssen.
    Aber vielleicht würde ich auch niemandem mehr gegenübertreten müssen, denn dort, inmitten der Menge stand er, Tod, und lachte aus vollem Halse.
    »Das reicht jetzt«, bemerkte unser Reiseführer. »Und nun, da die himmlischen Gefilde immer weiter hinter uns zurückbleiben, durchqueren wir

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