Totentanz im Monsterland
von irgendeiner Sache in der letzten Zeit so in Anspruch genommen wurde, daß er sich um Personen wie mich nicht mehr kümmert; statt dessen läuft er den ganzen Tag herum und murmelt ›Ewig, ewig‹ vor sich hin. Was immer das auch heißen mag.«
»In der Tat«, antwortete ich grimmig. »Ich hätte da so eine Idee.«
Der Händler nickte glücklich. »Das dachte ich mir. Ich hatte bemerkt, daß um dich herum immer so aufregende Sachen passieren – und das war genau das, was ich brauchte. Ich meine, es ist zwar sehr nett hier, aber doch ein wenig zu ruhig, wenn du verstehst. Ich habe kein Wildschwein mehr erwürgt, seit ich hierhergekommen bin!« Er seufzte wieder. »Hand aufs Herz: Wie soll man etwas erwürgen, das bereits tot ist?«
Die Hände des Händlers schlossen sich um einen imaginären Nacken, als er weitersprach. »Ich hätte vielleicht meine Erwartungen nicht so hoch schrauben sollen. Aber als ich den Drachen da draußen sah, da dachte ich…« Seine Stimme verstummte, und er verlor sich in seinen würgerischen Träumen.
»In der Tat?« fragte ich. »Du bist also gekommen, um uns zu helfen?«
»Natürlich«, antwortete der Händler. »Du bist derjenige, der solche Dinge anzieht.«
Ich konnte nicht anders, als zu nicken, denn dieses Talent von mir war auch der Grund, warum Tod mich für sich haben wollte. Aber ich würde nicht verzweifeln, denn das Leben meines Meisters war in Gefahr.
»In der Tat«, begann ich nach einem tiefen Atemzug. »Dann hilfst du mir bei meiner Suche nach dem Zauberer Ebenezum?«
»Natürlich, wenn das dein Wunsch ist«, versicherte der Händler mir. »Es tut gut, wieder eine Aufgabe zu haben. Schließlich ist ein Assassine im Reich von Tod ziemlich überflüssig.«
»Dann vorwärts!« Ich deutet auf die Tür. »Auf in das Reich von Tod!«
»Wartet mal eine Sekunde!« rief Devorno. »Was ist mit der Reise?«
»Es tut mir leid, edler Führer«, antwortete ich. »Aber die Reise muß warten. Ein Zauberer ist zu befreien und außerdem die Welt zu retten!«
»He, wenn es euch nicht gefallen hat, dann sagt das doch einfach!« verlangte der Fahrer anklagend. »Ausreden, Ausreden, nichts als Ausreden!«
»Nein, wirklich!« verteidigte ich mich und versuchte, die Gefühle des beleidigten Gottes nicht weiter zu verletzen. »Wir müssen Euch hier verlassen, und die Gründe liegen nicht bei…«
»Sicher, sicher«, jammerte der Führer verzweifelt. »Dreht den Dolch nur noch in der Wunde um. Warum sagst du mir nicht offen und ehrlich…«
»In Ordnung«, unterbrach mich Snarks, bevor ich zu weiteren Erklärungen ansetzen konnte. »Ihr habt uns angeödet. Ich habe noch nie einen so langweiligen Führer wie Euch gehabt. Wir wollten nicht mit Euch reisen, ist das klar? Und jetzt, da wir Euch entronnen sind, haben wir vielleicht die Möglichkeit, wieder wach zu werden.«
»Was?« kreischte Devorno aufgebracht. »Nun, wenn das so ist!«
Der göttliche Fahrer stürmte vor uns aus dem Laden. Einen Augenblick später hörten wir das merkwürdige Geräusch, welches der Bus machte, wenn er in Bewegung gesetzt wurde, und dann verschwand das Geräusch in der Ferne.
Snarks nickte selbstzufrieden. »Grausam, aber fair. So sind wir Dämonen eben. Ansonsten hätten wir noch Stunden gebraucht, um ihn loszuwerden.«
»In der Tat«, sagte ich und fragte mich, ob es nicht eine andere Möglichkeit gegeben hätte. Aber vielleicht hatte der Dämon ja ausnahmsweise mal recht, denn nun waren wir ungebunden und konnten mit der Suche nach meinem Meister beginnen.
Ich wandte mich an die anderen und teilte ihnen mit, daß wir keine Zeit mehr zu verlieren hatten. Wo aber sollten wir anfangen?
»Überlaßt das mir«, sagte der Händler ruhig und bedeutete uns, ihm zu folgen. »Ich hatte Zeit, mich hier umzusehen, und ich habe den perfekten Startpunkt gefunden.«
Snarks und ich folgten dem Händler nach draußen, wo wir einen stark verstimmten Drachen vorfanden.
»Alles, was ich dazu zu sagen habe«, brüllte das wütende Reptil, »ist folgendes: Wenn ihr das Dach von eurem Bus zurückhaben wollt, dann braucht ihr nur zu fragen.«
Er hielt inne und wischte sich etwas imaginären Staub von seinem Schwanz.
»Hier saß ich und sinnierte in dem wundervollen Glanz, der mich umgab, so vor mich hin und plötzlich – zack! – verschwindet der Bus, und ich finde mich auf dem Zeug wieder, das sie hier Boden nennen, und ich kann euch versichern, das Zeug ist verdammt hart.« Der Drache verzog schmerzerfüllt
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