Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
Vom Netzwerk:
links in ein Zimmer neben der Garage, in dem sich nur ein schmales Bett befand. Nachdem er sie mit dem Gesicht voran aufs Bett gestoßen hatte, band er ihre Hände und ihre Füße los, drehte sie um wie ein Stück Fleisch und fesselte ihre Handgelenke erneut vor dem Körper. »Versuchen Sie nicht, abzuhauen«, sagte er. »Sie wären tot, ehe Sie den nächstgelegenen Ort erreichen.« Dann ging er und verschloss die Tür.
    Hinter dem Haus ertönte ein Geräusch, wie von schlurfenden Füßen. Sie trat an das einzige Fenster, doch durch das engmaschige Holzgitter davor konnte sie praktisch nichts sehen. Sie hörte Mabus mit schweren Schritten durch den Raum gehen und eine Hintertür öffnen. Ein leiser überraschter Aufschrei, eine Männerstimme.
     
    »Du Arschloch!«
    Verzweifelt versuchte sie, durch das Gitter irgendwas zu erkennen. Sie sah nur schattenhafte Bewegungen, meinte aber, Jacobs Stimme erkannt zu haben. Er stritt sich mit Mabus.
    »Du hast ihn umgebracht!«, schrie Jacob. »Du Schwein hast ihn umgebracht.«
    Miriam verlor den Boden unter den Füßen, sie musste sich am Fensterrahmen festhalten.
    »Ich hab ihn nicht umgebracht«, sagte Mabus. »Jacob, leg die Pistole weg.«
    »Und was hat er dann hier draußen gemacht?« Jacob klang hysterisch.
    »Er hat mir bei was geholfen«, sagte Mabus.
    »Schwachsinn. Er hätte seine Frau nicht mitten in der Nacht in Dschidda sitzen lassen. Und er hätte mir Bescheid gesagt, wenn er hier rausgefahren wäre!«
    »Ich hab ihn gebeten, das nicht zu tun.«
    Miriam hörte ein Ächzen, eine Rangelei, als würden sie miteinander ringen. Ein Körper prallte dumpf gegen eine Wand, Schuhe scharrten durch Geröll und Sand, ein dumpfes Klatschen, als ein Faustschlag sein Ziel fand.
    Krach . Ein Schuss. Sie fuhr zusammen. Vor lauter Panik begann sie, gegen das Holzgitter zu schlagen.
    »Jacob!«, schrie sie. »Hilfe!« Sie rannte zur Tür und trommelte dagegen. »Hilfe!«
    »Verdammt!« Mabus’ wütender Ausruf ließ sie erstarren. Sie hörte jemanden ins Haus kommen, und die aggressiven Schritte auf dem Holzboden verrieten ihr, dass es Mabus war. Es klang, als würde er etwas Schweres schleifen.
    Miriam rauschte das Blut in den Ohren. Sie packte den Türknauf und zerrte daran, aber die Tür klapperte nur im Rahmen. Jetzt durchquerte Mabus erneut das Wohnzimmer und ging hinten hinaus. Gleich darauf schien er wieder etwas zu schleifen, diesmal ums Haus herum. Sie lief wieder ans Fenster. Durch die Ritzen am Rand des Gitters sah sie Mabus, der den Körper eines Mannes hinter sich herzog. Mit jähem Entsetzen erkannte sie das leuchtende Blau von Erics neuem Hemd. Sie schlug die Hand vor den Mund. Reglos, atemlos stand sie da, vor Schock wie gelähmt. Eric war tot. Und Mabus hatte soeben Jacob erschossen.
    Verstört taumelte sie auf zitternden Beinen zum Bett und setzte sich auf die Kante. Als Nächstes würde er sie erledigen. Sie blickte sich hektisch um, suchte nach irgendetwas, mit dem sie sich verteidigen konnte, aber bis auf das Bett war das Schlafzimmer vollkommen leer. Sie hörte das Schlagen einer Autotür, dann noch mal. Und dann kam Mabus zurück ins Haus.
    Seine Schritte stockten im Wohnzimmer. Er blieb lange dort stehen. Sie konnte nicht atmen, starrte die Tür an und betete, dass sie verschlossen bleiben möge, betete um ihr Überleben.
    Endlich ging Mabus wieder nach draußen. Die Haustür knallte zu, und einen Moment später hörte sie, wie die Autotür geschlossen wurde. Der Motor sprang an, der Wagen rollte knirschend über den Schotter davon. Erst als das Geräusch verklang, wurde sie sich langsam wieder ihres Körpers bewusst.
    Sie nahm Anlauf und warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Vergeblich. Sie trat zurück und trat gegen den Knauf, einmal, noch einmal, mit einer Kraft, die sie sich selbst nie zugetraut hätte. Schließlich brach der Knauf mit einem lauten Krachen ab, und die Tür flog auf.
    Sie stolperte durch den Hauptraum in die Küche, riss Schubladen auf, bis sie ein Messer fand. Es war nicht leicht, aber sie schaffte es, den Strick zu durchschneiden, mit dem ihre Handgelenke gefesselt waren. Sobald sie die Hände frei hatte, steckte sie sich das Messer in die Gesäßtasche und lief nach draußen.
    Mabus’ Wagen war natürlich weg. Sie lief ums Haus herum und sah auf der Rückseite die Blutlache auf dem Boden, wo Jacob erschossen worden war. Ihr Blick fiel auf einen Werkzeugschuppen, dessen Tür offen stand. Er war leer, und Schleifspuren auf der

Weitere Kostenlose Bücher