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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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deutete auf seine Brust. »Er hat mich gegen die Wand gepresst und angefangen, mir leise zu drohen, als wollte er mich auf der Stelle umbringen. Ich wusste überhaupt nicht mehr, was los war. Nur, dass die Karte aus Miriams Tasche verschwunden war und Eric vor Wut tobte. Ich hab ehrlich gedacht, der bringt mich um. Er war viel zu wütend für den Anlass. Ich habe versucht, ihn zur Vernunft zu bringen, aber er hat gar nicht zugehört.
    Ich hab abgewartet, bis er mich losließ, und dann hab ich zugeschlagen. Er ist nach hinten gestolpert und die halbe Treppe runtergefallen. Ich wollte ihn bloß von der Pelle haben, um abhauen zu können, ihn höchstens k. o. schlagen, aber er ist mit dem Kopf auf die Betonstufen gefallen. Ich hab ein Knacken gehört, als wäre sein Genick gebrochen, und ich wusste sofort, dass das schlimm war. Ich bin zu ihm gelaufen, und er atmete nicht mehr. Starrte nur so zur Decke hoch. Er war tot.« Mabus blickte sich verwundert um, als könnte er noch immer nicht fassen, wie schnell ein Mensch sterben konnte.
    »Ich wollte ihn erst liegen lassen«, fuhr er fort, »aber dann dachte ich, falls mich jemand gesehen hatte, könnte ich zu leicht identifiziert werden, wenn die Polizei noch in der Nacht anfangen würde, die Nachbarn zu befragen.« Er deutete kläglich auf sein blondes Haar. Seine Hände zitterten. »Ich musste ihn da wegschaffen. Also hab ich ihn, so schnell ich konnte, zu meinem Wagen geschleift. In allen Wohnungen lief der Fernseher, deshalb hat wohl keiner was gehört. Ich hab ihn auf den Beifahrersitz gesetzt und bin nichts wie weg.«
    »Sind Sie direkt in die Wüste gefahren?«
    »Nein. Ich hab mir eingeredet, er wäre ja vielleicht doch nicht tot und würde bald wieder zu sich kommen«, beteuerte Mabus. »Drei Stunden bin ich mit ihm durch die Gegend gefahren, aber er ist nicht aufgewacht.«
    Osama vermutete, dass Mabus, falls er tatsächlich drei Stunden herumgefahren war, die Zeit eher dafür gebraucht hatte, seinen Fehler zu verarbeiten.
    »Dann hab ich ihn in die Wüste gebracht«, sprach Mabus etwas ruhiger weiter. »Raus aus der Stadt. Ich hatte keinen richtigen Plan, ich wollte ihn einfach nur irgendwo hinbringen, wo niemand seine Leiche finden würde. Auf der Schnellstraße hab ich immer wieder angehalten und überlegt, ihn irgendwo auszuladen, aber mir kam es nirgendwo sicher genug vor, und ehe ich es richtig registriert hatte, war ich vor meinem Haus in Qaryat. Da draußen würde ihn keiner suchen.« Mabus lehnte sich heftig zurück. »Ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl. Ich hätte mich nie mit dem Typen einlassen sollen.«
    »Also haben Sie seine Leiche in dem Schuppen versteckt?«, fragte Osama.
    »Ich hatte keine Zeit, ihn zu begraben. Der Einzige, der regelmäßig hinkommt, ist der Kamelhüter, und der geht nie ins Haus, sondern direkt zum Stall und verschwindet gleich wieder. Sicherheitshalber hab ich den Schuppen abgeschlossen. Ich musste wieder nach Dschidda, zu Miriam, aber als ich zurückkam, war sie weg.« Seine Stimme wurde wieder lauter, und sein ganzer Körper strahlte eine wütende Hitze ab.
    »Verstehe«, sagte Osama. »Waren Eric, Jacob und Leila die Einzigen, die von Ihrer Arbeit wussten?«
    »Ja, aber Jacob war zu blöd, um sie richtig zu verstehen, und die möglichen Folgen interessierten ihn nicht. Jacob war bloß ein lustiger Kumpel, mit dem ich zelten und tauchen gehen konnte. Mehr nicht.«
    »Und Leila haben Sie vertraut«, sagte Osama.
    »Ja. Leila hat meine Arbeit respektiert und geschätzt. Ich wusste, dass sie keinem was davon erzählen würde, ehe sie fertig wäre – mit dem Dokumentarfilm, meine ich.«
    »Aber Sie müssen doch die Möglichkeit einräumen, dass Sie vielleicht –«
    »Nein.« Mabus schüttelte entschieden den Kopf. »Sie hätte mit niemandem darüber gesprochen.«
    Osama nickte. »Herr Mabus, Sie sind verantwortlich für den Tod von Eric Walker und Jacob Marx«, sagte er. »Und Sie werden sich dafür vor Gericht verantworten müssen.«
    Diese Worte schienen an Mabus abzuprallen. Er sah nicht mal beschämt aus. »Wie gesagt, es war ein Unfall. Und mit dem Mord an Leila hab ich nichts zu tun. Das wart ihr.«
    Die Glasschiebetüren des Krankenhauses öffneten sich, und Nayir trat nach draußen. Er kam sich albern vor mit dem Arm in der Schlinge. Irgendwann während des Wüstenabenteuers hatte er sich die Schulter gebrochen. Die Luft, die ihm entgegenschlug, war stickig heiß, doch nach sechs Stunden im Krankenhaus

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