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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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später aus New York zurückgekommen und hatten auf dem Rückflug den Platz neben Miriam Walker.«
    Mabus blickte wieder wütend, sein Gesicht verfärbte sich rot, er straffte die Schultern und senkte angriffslustig den Kopf. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Sie haben heimlich etwas in ihre Handtasche gesteckt.« Osama nahm die Speicherkarte aus der Akte und hielt sie hoch. Mabus sagte kein Wort. »Wir wissen, was auf dieser Karte ist. Sie haben verfälschte Versionen des Korans ins Land geschmuggelt.«
     
    Mabus starrte ihn wütend an. »Ich habe mir Forschungsmaterialien besorgt, die ich schon lange haben wollte.«
    »Illegale Dokumente.«
    »Illegal sind sie nur hier!«, zischte Mabus. »Und es sind keine verfälschten Versionen des Korans. Es sind authentische frühe Handschriften – die frühesten, die je gefunden wurden – und nur weil sie nicht in Ihre Sichtweise der Dinge passen, sind sie noch lange nicht falsch.«
    In seiner Stimme lag der kindische Trotz eines Menschen, der wusste, dass er schuldig war, es aber niemals zugeben würde. »Und die haben Sie in New York gekauft?«, fragte Osama mit einem genau dosierten Maß an Skepsis.
    »Auf Wunsch des Verkäufers; er wollte das Geschäft dort abwickeln«, schrie Mabus ihn an. »Und das hatte nichts mit Leila zu tun, klar? Gar nichts. Ich hatte mich schon lange darum bemüht. Ich konnte nicht riskieren, damit am Flughafen erwischt zu werden, und ich wusste, dass Miriam von New York aus zurückfliegen würde. Da hab ich mir gedacht, ich nutze das für meine Zwecke aus.«
    »Woher wussten Sie, wann Miriam Walker zurückkommen würde?«
    »Von Eric.« Mabus runzelte missbilligend die Stirn, als hätte Osama sich das doch wohl denken können. »Sie hatte ihren Rückflug etwa zur gleichen Zeit geplant wie ich meinen. Das kam mir wie gerufen. Ich brauchte ihr die Speicherkarte bloß heimlich in die Handtasche zu stecken und sie mir zurückzuholen, sobald Miriam durch den Zoll war.«
    »Also haben Sie sich im Flugzeug einen Platz direkt neben ihr verschafft.«
    »Ja klar.« Mabus winkte gereizt ab. »Ich hab alles arrangiert. Das war nicht weiter schwer, und ich wollte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.«
    »Ich frage mich nur, warum Sie die Karte mit den Handschriften ausgerechnet Eric Walkers Frau untergeschoben haben. Was wäre wohl passiert, wenn er es gemerkt hätte?«
    »Die Ironie der Lage war mir durchaus bewusst, ja.«
    »Ironie? Mir erscheint das ausgesprochen boshaft, zumal Sie wussten, was Eric von Ihrer Arbeit hielt.«
     
    Mabus atmete langsam aus. »Wie gesagt, es war eine Gelegenheit.«
    »Und wie wollten Sie sich die Karte zurückholen?«
    »Irgendwie. Ich hätte ihr die Handtasche auf dem Flughafen geklaut oder so. Wichtig war erst mal nur, dass die Karte in Sicherheit war und ich wusste, wo sie sich befand.«
    Osama lehnte sich zurück und musterte Mabus angewidert. »Sie hatten also nicht vor, sie mit der Speicherkarte nach Hause fahren zu lassen?«
    »Nein! Aber gleich als sie durch den Zoll war, hat ein Wachmann sie in den Raum für unbegleitete Frauen verfrachtet, und ich konnte nichts machen. Nur Eric konnte sie da rausholen, und der war nicht da. Ich hab vor dem Flughafen gewartet, bis ich Eric reingehen sah. Dann bin ich ihm und Miriam nach Hause gefolgt. Kaum waren sie da, fuhr Eric gleich wieder weg, und ich bin hoch zu der Wohnung. Ich habe natürlich einen Schlüssel und bin einfach rein. Es war keiner da. Ich glaube, Miriam war oben auf dem Dach. Die Hintertür stand offen, und ihre Handtasche lag auf dem Tisch. Ich hab sie durchsucht, aber die Speicherkarte war nicht mehr drin. Ich weiß nicht, wieso sie die so schnell gefunden hatte; jedenfalls war die Karte weg.«
    »Also haben Sie Eric entführt, um die Karte zurückzubekommen?«, fragte Osama mit einem verwirrten Kopfschütteln.
    »Nein.« Mabus fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Nein, er kam zurück, als ich noch da war. Er hat mich in der Wohnung erwischt und ist ausgeflippt. Er dachte, ich wollte seiner Frau was tun oder so. Ich schwöre bei Gott, er wurde richtig gemeingefährlich. Er hat glatt gedroht, er würde die Polizei rufen.« Mabus sagte das völlig fassungslos und mit einem Hauch Selbstgerechtigkeit. »Er dachte noch immer, ich hätte was mit Leilas Verschwinden zu tun.«
    »Und da haben Sie ihn geschlagen?«
    »Es war ein Unfall. Er hatte mich aus der Wohnung in den Flur gezerrt. Er war bärenstark und hielt mich vorne am Hemd fest.« Mabus

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