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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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bedrängen; er sah aus, als ob ihm schlecht wäre. »Ihre Schwester war …« Er sah in seinen Notizen nach, »dreiundzwanzig Jahre alt?«
    »Ja«, sagte Abdulrahman. »Diese Ehe war von Anfang an eine schlechte Idee.«
    »Wieso?«, fragte Osama.
    »Weil sie arrangiert war. Er war ein Cousin von uns. Sie kannte ihn überhaupt nicht. Als sie dann gemerkt hat, wie er wirklich war, hat sie sich von ihm scheiden lassen. Meine Mutter war schuld, Allah yarhamha .«
    Faiza verschränkte die Arme und legte eine Hand ans Kinn.
    Ra’id stieß ein leises Schnauben aus, das Osama fast entgangen wäre, aber es war offensichtlich, dass die Männer nichts weiter zu diesem Thema sagen würden. »Was ist mit dem Rest Ihrer Familie?«, fragte er.
    »Meine Eltern sind tot«, antwortete Abdulrahman. »Ich habe vier Brüder, aber die leben in Syrien. Meine Mutter stammte aus Syrien, mein Vater aus Dschidda. Wir sind hier aufgewachsen. Nach dem Tod meines Vaters sind meine Brüder nach Damaskus zurückgekehrt. Leila blieb hier.«
    Osama nickte und dachte gleichzeitig, dass Leila als junge Frau, die ohne Begleitung und noch dazu mit einer Videokamera in der Hand herumlief, für die Religionspolizei ein leichtes Ziel abgegeben haben musste.
    »War sie normalerweise sittsam gekleidet, wenn sie ausging?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Abdulrahman. »Sie trug immer Umhang, Kopftuch und Neqab.«
    »Sie hat doch bestimmt Kopien von ihren Aufnahmen aufbewahrt«, sagte Osama hoffnungsvoll. Fuad nickte. »Könnte ich mir das Material ansehen?«
    Fuad begann, in einer Schreibtischschublade herumzukramen, und Ra’ids Augen folgten ihm nervös.
    »Sie hat also bei Ihnen gewohnt, als sie verschwand?«, fragte Osama.
    Abdulrahman blickte ihn finster an. »Ja«, sagte er.
    Osama nickte. »Mir ist klar, dass Sie schon einige Male mit der Polizei gesprochen haben, aber wären Sie bereit, mir ein paar Fragen zu dem Tag, an dem sie verschwand, zu beantworten?«
    Es kostete Abdulrahman sichtlich Überwindung, denn er hatte die Geschichte zweifellos schon etliche Male erzählt. »Ich bin an dem Morgen zur üblichen Zeit ins Geschäft gefahren.« Osama notierte sich das, obwohl es nicht sehr aufschlussreich war. Abdulrahman hatte den ganzen Tag gearbeitet. Leila hatte irgendwann das Haus verlassen, nachdem ihre Schwägerin und ihre Neffen zum Supermarkt gefahren waren. Wohin sie wollte, hatte sie niemandem gesagt. Ihre Schwägerin hatte erst gegen Mittag gemerkt, dass sie nicht mehr da war.
    »Und sie hatte keinen Fahrer?«, fragte er.
    »Nein. Meine Frau bestellt sich immer ein Taxi, aber wir haben schon bei dem Unternehmen nachgefragt. An dem Tag haben sie nur ein Taxi zu uns nach Hause geschickt, und das war für meine Frau.«
    Osama kam zu der unangenehmen Frage, die er bislang vermieden hatte. »Was haben Sie an dem Tag gemacht?«
    »Ich war fast den ganzen Vormittag unterwegs«, sagte Abdulrahman und warf Ra’id einen warnenden Blick zu. »Es war ein Donnerstag, und da mache ich meistens den Stoffeinkauf.«
    »Kann irgendjemand das bestätigen?«
    Er überlegte kurz. »Die Verkäufer auf dem Stoff-Souk vielleicht. Fuad war hier. Das Geschäft war natürlich geöffnet.«
    Osama blickte zu Ra’id hinüber, der ihn finster anstarrte. »Ich war auch hier.«
    Fuad saß seltsam reglos am Schreibtisch, und Osama fragte ihn: »Ich vermute, die Verkäufer hier können bestätigen, dass Sie hier waren?«
    »Ja, falls die neue Bagage hier nicht völlig beschränkt ist.« Fuad stieß einen Seufzer aus.
    »Haben Sie telefoniert oder E-Mails verschickt?«
    Fuad schüttelte den Kopf. »Ich hab an einem neuen Muster gearbeitet und war kaum hier im Büro, genauso wenig wie Ra’id.«
    Osama spürte, dass Fuad nervös war, schätzte aber seine Offenheit. Er versuchte, möglichst beiläufig zu wirken, während er sich letzte Notizen machte. Faiza hatte die Arme trotzig verschränkt und sah aus, als hätte sie die drei am liebsten vom Fleck weg verhaftet. Irgendwie beunruhigte ihn das.
    »Wie viel hat Leila mit ihrer Arbeit verdient?«, fragte er.
    Abdulrahmans Gesicht verfinsterte sich, und keiner antwortete.
    »Ihr Geschäft läuft gut?«, fragte Osama ihn.
    »Ja«, lautete die schroffe Antwort.
    Ra’id stand abrupt auf und verließ den Raum. Das Telefon klingelte, und obwohl niemand ranging, merkte Osama, dass die Männer es nicht erwarten konnten, dass sie gingen. »Eine letzte Frage«, sagte er. »Gab es jemanden, der sie regelmäßig belästigt hat? Von dem sie

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