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Totenverse (German Edition)

Totenverse (German Edition)

Titel: Totenverse (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Ferraris
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nachdem Nayir die Frage übersetzt hatte. Sie löste ihre Hand aus Katyas. »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Bitte.« Sie blickte vielsagend zur Küchentür, und Nayir stand widerstrebend auf. Auch Katya erhob sich, einen finsteren Ausdruck im Gesicht.
    Sie folgten Miriam zur Wohnungstür, wo sie sich von ihnen verabschiedete, ohne sie anzusehen. »Danke noch mal«, sagte sie mit zittriger Stimme. Dann fügte sie aufrichtiger hinzu: »Ich hoffe, Sie finden den Mörder.« Sie wollte schon die Tür schließen, als Nayir sie aufhielt.
    »Mrs Walker«, sagte er und suchte in den Taschen seines Gewandes herum, bis er eine abgegriffene und zerknitterte Visitenkarte herauszog. Er hatte immer eine dabei, für den Fall, dass er einem potenziellen Kunden über den Weg lief, obwohl das so gut wie nie vorkam. Die Karte hatte außerdem noch Wasserflecken, aber eine bessere hatte er nicht. Er reichte sie Miriam. »Nur für den Fall, dass Ihnen noch etwas einfällt, was uns weiterhelfen könnte.«
    Miriam betrachtete die Karte und nickte ernst. »In Ordnung«, sagte sie.
    Katya hatte das einzigartige Gefühl, dass sie an der Oberfläche eines gewaltigen Sees trieb und darunter ihr Verstand eifrig arbeitete. Jeden Augenblick musste eine große und offensichtliche Erkenntnis darüber, was sie gerade erlebt hatten, aus dem Wasser auftauchen wie ein dicker Wal.
     
    Sie spähte in die glasige Tiefe, auf der Suche nach Dingen, über die sie sich Gedanken machen sollte – den vermissten Ehemann, Miriams unbegreifliches Sträuben dagegen, die Situation zu erklären –, doch stattdessen sah sie vor sich bloß den breiten glitschigen Rücken des altvertrauten Wesens Eifersucht. Sie stellte sich Miriam vor, so zierlich und exotisch hübsch mit diesen wunderbar blauen Augen, den schwarzen Wimpern und Wangen so weiß und samtig wie Schmetterlingsflügel. Und Nayir, der sich Katya gegenüber plötzlich unterkühlt verhalten und wie aus einer widernatürlichen Laune heraus auf Miriam ungemein zugänglich reagiert hatte, beschützend und sanft, überhaupt nicht abwertend oder verurteilend. Natürlich nicht, weil man ja über Ungläubige nicht urteilt. Sie leben nicht nach denselben Regeln, daher kann man sie auch nicht danach messen. Sie hätte nicht gedacht, dass Nayir zu einem solchen moralischen Aussetzer fähig war, aber anscheinend verlor er bei weinenden Frauen den Verstand.
    Nayir spürte ihren Blick und verkrampfte sich. »Findest du es nicht auch seltsam, dass ausgerechnet der Mieter der Wohnung vermisst wird, bei der wir auftauchen?«, fragte er.
    »Doch, das ist allerdings seltsam.«
    »Möchtest du jetzt direkt dahin fahren?« Er hielt den Zettel hoch, auf dem er die Adresse des Vermieters notiert hatte, aber nichts in seiner Stimme deutete darauf hin, dass er wirklich Lust hatte, die Spur weiter zu verfolgen. Er schien es kaum erwarten zu können, sie loszuwerden.
    »Eigentlich muss ich zurück zur Arbeit«, sagte sie. »Ich finde, ich sollte Osama diese Adresse geben.«
    »Osama?«
    »Der Inspektor, der die Ermittlungen leitet«, sagte sie.
    Nayir sah aus, als wollte er etwas sagen, hielt sich aber klugerweise zurück. Er gab ihr die Adresse.
    »Ich hatte gehofft, du würdest vielleicht mit ins Präsidium kommen«, sagte sie. »Vielleicht könntest du dir diese Koranschriften anschauen, die wir in Leilas Zimmer gefunden haben.«
    Er sah sie nicht an, als er leicht gequält antwortete. »Ja, gern.«
    Langes Schweigen füllte den Wagen, und sie fragte sich, ob er bloß höflich sein wollte.
    »Weißt du«, sagte sie schließlich, »in Leilas Neqab hab ich zwei Haare gefunden.« Nayir schaute vage in ihre Richtung. »Sie waren blond«, fügte sie hinzu. »Und kurz.«
    »Und was heißt das – dass das Opfer einen blonden Mann gekannt hat?«
    »Na ja, jedenfalls muss sie ziemlich engen Kontakt zu einem gehabt haben.«
    »Und du denkst, der verschwundene Ehemann könnte blond sein?«
    »Araber sind selten blond«, entgegnete sie.
    Er überging ihren Sarkasmus. »Aber die Haare könnten doch von zig anderen Männern stammen«, sagte er. »Weißt du, wie viele Amerikaner in Dschidda leben?«
    »Viele, ich weiß«, sagte sie ein wenig zu rasch. »Aber ich werde Osama von dem vermissten Ehemann erzählen müssen. Das könnte wichtig sein.«
    Nayir sah aus, als ob er seine nächsten Worte bereuen würde, sie aber trotzdem aussprechen musste. »Tu das nicht. Noch nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Du weißt genau, dass sie Mrs Walker

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