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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Truett. »Schließlich weiß ich, wie beschäftigt Sie sind.«
    »Es ist mir eine besondere Ehre«, erwiderte Zohar lächelnd. »Für zukunftweisende Projekte habe ich immer Zeit. Vielleicht könnten Sie mir noch etwas genauer erklären, welche Rolle Sie diesem Gremium zugedacht haben.«
    Truett ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken und verschränkte die Hände auf dem Schoß. »Ich würde den Rat gerne mit rund einem Dutzend hochkarätiger Ethikspezialisten aus allen philosophischen Lagern besetzen.«
    Zohar lächelte. »Dann brauchen Sie das Gremium also vor allem für PR-Zwecke. Wie enttäuschend.«
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte Truett. »Unsere Aktivitäten hier bei PharmaGen werden gewiss eine Reihe von bioethischen Fragen aufwerfen - etwa zum Datenschutz. Ich möchte, dass wir solchen Einwänden von vornherein offensiv entgegentreten. Dabei habe ich dem Ethikrat die entscheidende Rolle zugedacht.«
    Zohar folgte mit dem Zeigefinger dem Rand seines Glases. »Waren Sie selbst schon mal in einem Ethikrat?«
    »Nein, wieso?«
    »Dann darf ich Ihnen vielleicht erklären, wie so ein Gremium funktioniert. Am Anfang gehen alle Beteiligten sehr höflich miteinander um. Alle haben ein und dasselbe Ziel und bemühen sich um ein Höchstmaß an Kollegialität. Dann kommt es zu ersten Meinungsverschiedenheiten -nicht etwa wegen Lappalien, sondern wegen philosophischer Grundsatzfragen. Das heißt, jeder verschanzt sich hinter seiner eigenen Position und verteidigt verbissen
die eigenen Prämissen. Und am Ende sind alle heillos zerstritten«, sagte er. »Die Mitglieder solcher Gremien sind wie ein Trupp Wanderer, die an einen Scheideweg gelangen und dann in verschiedenen Richtungen weitergehen. Erst später fällt ihnen auf, dass sie sich immer mehr aus den Augen verlieren. Irgendwann fangen sie an, sich gegenseitig lautstark aufzufordern, endlich auf den einzig richtigen Weg zurückzukehren. Und das ist selbstverständlich für jeden der Weg, auf dem er gerade selbst unterwegs ist. Aber natürlich vermag keiner den anderen umzustimmen, weil alle Beteiligten dazu schon zu weit gegangen sind. Für eine Umkehr ist es nun zu spät. Irgendwann haben alle genug von dem ewigen Hickhack, und das Gremium implodiert wie eine sterbende Sonne. Dass ein solcher Ethikrat zu einer von allen Beteiligten gemeinsam getragenen Entscheidung kommt, ist genauso unwahrscheinlich wie eine an Sachthemen orientierte Debatte im US-Kongress.«
    Truett schaukelte in seinem Stuhl langsam vor und zurück. »Und was schlagen Sie dann vor?«, fragte er.
    »Ich kann Ihnen für Ihr großartiges Projekt zweierlei anbieten, Mr. Truett. Doch vorweg möchte ich Ihnen zu der klugen Entscheidung gratulieren, diesen Ethikrat überhaupt ins Leben zu rufen. Ihr Projekt wird in der Öffentlichkeit gewiss Besorgnis auslösen. Doch gerade dann wird es sich als immenser Vorteil erweisen, dass Sie die Augen vor diesen Fragen nicht verschließen, sondern sich damit offensiv auseinandersetzen. Offen gestanden bleibt Ihnen ohnehin keine andere Wahl. Allerdings ist Ihnen mit einem Sammelsurium ethischer Meinungen auch nicht geholfen. Oder holen Sie etwa jedes Mal, wenn Sie vor einer strategischen Entscheidung stehen, den Rat einer Kommission ein? Das lässt sich ja unmöglich mit der operativen Führung eines Unternehmens vereinbaren. Und
genau darin besteht das Dilemma: Einerseits müssen Sie auf ethische Vorbehalte der Öffentlichkeit Rücksicht nehmen, andererseits darf diese Rücksichtnahme nicht zu Lasten des operativen Geschäfts gehen. Darf ich vielleicht eine einfache Lösung vorschlagen? Sie brauchen eine klare ethische Position.«
    »Ich nehme an, Sie meinen damit Ihre eigene Position.«
    Zohar lächelte und hob die Hände. »Warum eigentlich nicht? Ich glaube, Sie werden schon bald feststellen, dass wir vieles gemeinsam haben, Mr. Truett -eine Vision für die Zukunft, eine hohe Wertschätzung der Technik und vor allem einen starken Willen . Außerdem möchte ich etwas bewegen - genau wie Sie. Das ist das Erste, was ich Ihnen bieten kann, Mr. Truett - ich kann Ihnen dabei helfen, etwas zu bewegen.«
    »Und das Zweite?«
    »Ich kann Ihnen dabei helfen, Ihre Vision zu präzisieren.«
    »Das heißt, Sie glauben, dass meine Vision einer solchen Präzisierung bedarf.«
    »Bitte verzeihen Sie mir, aber - ja, das glaube ich. Wissen Sie, was einen Träumer von einem Visionär unterscheidet? Die Präzision der Zielvorgabe. Jedes Kind kann sich in grandiose Träume

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