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Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Totenzimmer: Thriller (German Edition)

Titel: Totenzimmer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Staun
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mein Vater noch ich sagten etwas. Nicht eine Silbe kam über unsere Lippen. Wir entspannten uns und genossen das Essen, während sie vor Angst fast zugrunde ging.
    Diese jämmerliche Frau. Auch wenn ich es mit ihr trieb, starb sie jedes Mal vor Angst, aber gesagt hat sie nie etwas. Nicht ein Wort. Beim ersten Mal meinte sie noch: »Was? Was machst du da? Was? Nein! Das geht doch nicht!« Aber ich legte meine Hand fest auf ihre Lippen, und seitdem schwieg sie. Schließlich war ich ja ihr einziges Kind, ihr ganzer Stolz.

ODENSE, 13. JULI 2009
     

7
     
     
    Es war die Wut, an der ich festhielt, die Wut, die mich durch den Tag bringen und alles andere auf Abstand halten sollte. Ich war mit Wonne dazu bereit, alles und jeden zu zerkratzen, der sich mir in den Weg stellte.
    Als ich die Chipkarte in die Tür der Rechtsmedizin steckte, schloss ich die Augen, um nicht in das Spiegelbild meines mitgenommenen Gesichts blicken zu müssen, und bemerkte daher nicht, dass mein Chef Bonde Madsen gerade auf dem Weg nach draußen war. The Voice dröhnte aus meinem iPod, weshalb ich von der Außenwelt nichts mitbekam und vollkommen schockiert gegen seinen ausladenden Bauch stieß. Irgendein Geräusch kam über meine Lippen, das spürte ich ebenso wie die Tatsache, dass er für einen Moment meine Oberarme festhielt und dann wieder losließ. Seine Lippen bewegten sich, wir blickten uns in die Augen, und mein iPod wiederholte fast liturgisch:
     
    Bow down to me, bow down to me, bow down to me, bow down to me
     
    Die ganze Situation war so absurd, dass ich lächeln musste. Etwas unfreiwillig, denn nun würde der leitende Rechtsmediziner dank seines ungeheuren Selbstvertrauens garantiert wieder denken, ich sei irrsinnig scharf auf ihn.
    Ich hastete weiter durch einige Türen und schließlich über den mit Nadelfilz ausgelegten Flur, wo ich feststellte, dass es inzwischen 8.35 Uhr war. Mit einer ganzen Reihe von Dingen war ich ganz und gar nicht zufrieden. Zunächst hätte ich dieses Hühnchen-Schinken-Sandwich, das ich an der Q8-Tankstelle am Hjallesvej gekauft hatte,nachdem ich den Motorradbullen untersucht hatte, nicht aus dem Fenster werfen dürfen. Dummerweise war der Schinken im Brötchen aber nicht nur verkohlt, sondern auch noch eiskalt gewesen. So kalt wie mein Hirn, das sich wieder einmal anfühlte, als klirrten Eiswürfel darin herum – ein sicheres Anzeichen dafür, dass ich im Begriff war zu unterzuckern.
    Die Kriminaltechniker und Tommy Karoly würden gegen zehn kommen, um der Obduktion von Emilie beizuwohnen. Ich hatte Ruth mitgeteilt, dass der Motorradpolizist gegen vierzehn Uhr obduziert werden würde, denn eine Obduktion war nicht zu vermeiden. Der Mann war weder angefahren worden, noch hatte er selbst einen Unfall verursacht. Alles deutete darauf hin, dass er durch ein paar gezielte Schläge auf den Kopf, die seinen Schädel zertrümmert und sein Hirn verletzt hatten, ins Jenseits befördert worden war. Ich wusste jetzt schon, dass ich es nicht bis vierzehn Uhr schaffen würde, hatte diesen frühen Zeitpunkt aber angegeben, um im Falle eines Falles nicht selbst warten zu müssen. Auf jeden Fall wollte ich vorher die Obduktion von Emilie voll und ganz abschließen – mitsamt allen Erklärungen und der Analyse der entsprechenden Proben.
    Plötzlich, gerade als mir The Voice
Nothing Sweet about Me
servierte, stand Ruth vor mir und bewegte ihre Lippen. Der Text des Songs traf exakt auf mich zu, vor allen Dingen, wenn ich nicht bald etwas zu essen bekam. Ich schaltete den iPod aus und rang mir ein vorsichtiges Lächeln ab.
    »Entschuldigung, ich habe nicht gehört, was du gesagt hast«, sagte ich und nahm zur Erklärung meinen Kopfhörer heraus.
    »Nicht schlimm, ich habe dir bloß einen guten Morgen gewünscht«, erwiderte sie mit irritierend frischem Lächeln und ergänzte dann vollkommen unnötig: »Du hast heute ja richtig viel zu tun.«
    Ja, deshalb habe ich dich ja vor einer halben Stunde angerufen,
dachte ich und erwiderte kurz und knapp: »Ja«, bevor ich einen Bogen um ihren diätplankontrollierten Körper machte und eilig weiterging,damit sie gar nicht erst in Versuchung geriet, meinen Tag zu organisieren. Mit ihr wollte ich keinen Kaffee trinken, nein, ich wollte einen schwarzen Kaffee in Gesellschaft der schwarzen Nkem, nicht nur, weil sie immer irgendwo ein paar Kohlenhydrate versteckt hatte, sondern auch, weil ich fünf Minuten in der Gesellschaft ihres warmen, dunklen Blickes und ihrer stets passenden

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