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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Fahrraddieb bis zum Richter. Sie werden mit Flugblättern informiert, bevor sie das Präsidium betreten. Alle dürfen es wissen, es wird überall darüber geredet.
    Sein Handy klingelte. Es lag auf dem Bett. Er kannte die Nummer und meldete sich nicht. Es klingelte wieder. Er starrte auf das Display. Es war seine Nummer oder vielmehr seine ehemalige Nummer. Es konnte Ada sein. Nein, dazu war es jetzt zu spät. Für alles ist es zu spät, dachte er. Martina. Lieber Gott, lass die Nacht vergehen, damit ich wieder arbeiten darf. Ich haue ab und fahre ein bisschen durch die Gegend. Das ist besser, als hier herumzusitzen, alles ist besser. Vielleicht finde ich wieder ein verlassenes Auto. Sein Handy klingelte und klingelte.
    »Ja?«, sagte er.
    »Ich ... bin's.« Ihre Stimme klang sehr leise, ein Flüstern. »Martina.«
    »Was tust du, Lars?«
    Sie nannte ihn Lars. Es war ein anderer Lars, er war ihm vertraut.
    »Nichts.«
    »Bist du allein?«
    »Ja.«
    Schweigen. Was wollte sie sagen? Was sollte er sagen? »Wie geht es Ada?«, fragte er.
    »Ich ... weiß es nicht, Lars. Was meinst du?«
    Die Verantwortung trug er, keine Frage. Er allein war der Verantwortliche, der Schuldige. Mit ihm stimmte etwas nicht. Es war nie die Schuld der anderen gewesen, nur seine. Das wusste er jetzt. Früher hatte er es nicht verstanden, aber nach der Hölle in den vergangenen Wochen war es ihm klar geworden. Er war es, er, er. Du bist es, du, du, du.
    »Ich ruf sie morgen an.« »Willst du nur anrufen?« »Klar will ich sie auch sehen.« »Und wann?«
    »Bald ...«
    »Was willst du ihr sagen?« Er antwortete nicht.
    »Bis jetzt hast du ihr nicht gesagt, dass du uns verlassen hast. Kein Wort der Erklärung hat sie von dir bekommen. Ich auch nicht. Jedenfalls so gut wie keine Erklärung. Aber Ada ...«
    Ihre Stimme brach ab. Er erkannte Tränen, wenn er sie nur hörte. Sie schienen sich durch die Telefonleitung zu brennen. Als wollten sie ihn zwingen, den Hörer loszulassen.
    »Ich werde mit ihr sprechen«, sagte er.
    »Was willst du ihr sagen?«
    »Ich werde mit ihr reden.«
    »Ich hab ihr noch kein Wort gesagt. Ich habe keine Kraft mehr.«
    »Ich werde mit ihr reden«, wiederholte er zum dritten Mal. »Wo denn? Wo willst du sie treffen?«
    »Das ... weiß ich nicht. Spielt das eine Rolle?«
    »Sie glaubt, dass du nie mehr nach Hause kommst«, sagte Martina.
    Er schwieg. Es stimmt ja. Ich werde nie mehr nach Hause kommen. Nicht zu euch. Es gibt noch andere Orte, wo ich mich zu Hause fühlen kann. Nicht hier, nicht bei Samuel. Irgendwann finde ich ein eigenes Zuhause. Oder? Wenn ich es wert bin. Aber ich bin es nicht wert. Ein eigenes Zuhause? Ha, ha.
    »Glaubst du, ich verstehe es nicht?«, sagte sie.
    Um halb sieben stand Winter auf. Er hatte nicht viel geschlafen, Angela auch nicht. Bis tief in die Nacht hinein hatten sie darüber gesprochen, was werden sollte. Auf welchem Weg befanden sie sich? Etwas war passiert, sie wussten nur nicht, was. Ich habe Angst, hatte sie gesagt. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, hatte er geantwortet. Du bist nicht mehr derselbe, hatte sie gesagt. Wann ist man das?, hatte er gefragt. Werde kein anderer, hatte sie gebeten. Darauf hatte er geschwiegen. Die Kopfschmerzen waren davongeglitten wie Nebel in den frühen Morgenstunden. Sie konnten wiederkommen. Vielleicht war es einfach so. Für kurze Zeit war er ein anderer geworden, weil sein Körper diesen Schmerz erzeugt hatte. Er hatte es getan, weil etwas nicht stimmte. Was stimmte nicht? War es seine Schuld? Lag es an seiner Arbeit, der größeren Verantwortung, die er jetzt trug? Aber es hatte sich doch nichts verändert.
    Er holte das Foto von dem kleinen Kreuz hervor, das sie in Roger Edwards' Auto gefunden hatten. Winter hatte ihn noch nicht genauer befragt. Damit hatte er warten wollen, bis sie es identifiziert hatten, was bis jetzt nicht gelungen war. Keine vergleichbaren Fingerabdrücke. Niemand hatte etwas Vergleichbares gefunden, aber sie hatten auch noch nicht viel Arbeit darauf verwandt. Er hatte erwogen, jemanden mit dem Kreuz zum Schifffahrtsmuseum zu schicken.
    Winter hielt das Bild in das Licht der Morgendämmerung. Irgendwie kam es ihm bekannt vor. Der Stern im Kreuz, wie die Waffe eines Kreuzritters. Mitten im Stern das wachende Auge. Ein Kreuz in einem Auto mitten auf einer Brücke über einen Fluss in der Nähe des Meeres. Kreuzfahrer. Kreuzritter. Meer. Er dachte an die See. In Göteborg wurde das Meer die See genannt. Seefahrer. Ein

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