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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Sellberg. Der Nachbar heißt Sellberg.« »Das klingt normaler. War er normal?«
    »Wo verläuft die Grenze?«
    »Geh mal von mir aus.«
    Aneta Djanali lächelte.
    »Dann wirkte er vielleicht normal. Aber trotzdem ... irgendetwas ... tja, war nicht normal.«
    »Was?«
    »Ich weiß es nicht. Der Mann wirkte, als fiele es ihm schwer, sich zu beherrschen. Der Schriftsteller, Ademar, hat gesagt, er hat erlebt, dass der andere keine Kontrolle über sich hatte. Und in diesem Punkt glaube ich ihm.«
    »Also wollte vielleicht jemand diesen Sellberg erschießen. Eine alte Abrechnung.«
    »Aber Ademar behauptet, der Schuss habe ihm gegolten.«
    »Es war dunkel, da kann man schwer etwas erkennen. Womöglich hat sich der Schütze getäuscht. Es ist eine abgelegene Straße. Dieser Ademar hat vor Sellbergs Haus gestanden, wenn ich es richtig verstanden habe. Kann man die beiden an einem dunklen Abend verwechseln?«
    »Ich nehme es an. Sie sind beide ungefähr gleich groß, mittelgroß.«
    »Und es war dunkel«, sagte Halders. »Ich vermute, dass die Straßenbeleuchtung ziemlich mies ist.«
    »Ja.«
    »Man kommt sich vor wie im Mittelalter, und es gibt noch genug andere Stellen in dieser Stadt. Mittelalterliche Beleuchtung mitten in der schönen neuen Welt. Aber wahrscheinlich ist das gut. Bald haben wir sowieso keine Elektrizität mehr auf der Welt.«
    »Er hat gelogen«, sagte Aneta Djanali. »Wer von bei den ?«
    »Sellberg. Er hat gelogen. Aber ich weiß nicht, in welcher Beziehung.«

8
    Das Mädchen war verschwunden. »Hilfe! Hilfe!« Wer konnte ihr helfen ? Wer schrie da? »Hilfe! Hilfe!« Ist sie das? Ist es ihr Schrei? Er fliegt über die Bucht wie ein Vogel. Ein schwarzer Vogel. Schwarzer Vogel. Schwarz. Er sah von der Tastatur auf. Las die Worte auf dem Bildschirm, »schwarzer Vogel«. Was bedeutet das? Wo ist der Unterschied? War überhaupt ein Adjektiv nötig? Reichte nicht Vogel? Nein, dann schwebt dieser Schrei zu leicht dahin. Es ist kein leichter Schrei. Es ist ein Angstschrei. Aber wer schreit? Wer hat geschrien? Ich weiß es. So muss es gewesen sein.
    Das Telefon klingelte. »Ademar.« »Wie geht's?«
    Es war sein Verleger. Er rief manchmal an, um sich zu erkundigen, ob er schrieb, statt unnütze Dinge zu tun. »Es geht ziemlich schleppend voran.«
    »Reg dich nicht auf.«
    »Warum? Warum soll ich mich aufregen?« »Genau, es gibt nichts, worüber du dich aufregen müsstest.« Das klang fast tröstend. Als brauchte er Trost. Ich brauche jedenfalls keinen Trost.
    »Wenn ich das Manuskript nicht vor dem Sommer fertig bekomme, finde ich das schon beunruhigend.«
    »Du wirst fertig.«
    »Ach? Und du weißt das so genau.«
    »Ich bin ganz sicher, Jacob.«
    »Ich muss mehr recherchieren, Stefan. Ich sehe die Bilder noch nicht richtig. Ich kann das Mädchen nicht vor mir sehen. Als sie verschwand. Als sie weg war. Ich muss es sehen, verstehst du?« »Ja.«
    »Etwas sehen, das man nicht sehen kann und das es vielleicht nicht gibt. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Ich glaube nicht, dass du es verstehst. Ich verstehe es nämlich selbst nicht.«
    »Recherchiere weiter. Unbedingt.« »Hm.«
    »Geh zur Polizei.«
    »Ich hatte schon das Vergnügen.« »Gut.«
    »Nicht deswegen.« »Ach?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Ich erzähle sie dir, wenn wir uns treffen.«
    »Wann treffen wir uns, Jacob?« »Vielleicht nächste Woche?« »Was war denn mit der Polizei?«
    »Ich kann jetzt nicht darüber reden. Ich hab gearbeitet, als du angerufen hast.«
    »Sonst legst du den Hörer doch immer daneben, wenn du schreibst.«
    »Ich bin ein bisschen durcheinander. Wahrscheinlich habe ich es deshalb vergessen.«
    »Was ist dir passiert?«
    »Erst bin ich überfallen worden, und dann ist auf mich geschossen worden.«
    »Herr im Himmel, wovon redest du?«
    »Von der Realität. Ich rede von der Wirklichkeit. Überfall, Zerstörung, Schüsse.«
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?« »Im Augenblick nicht.«
    »Mein Gott! Was sagt die Polizei?«
    »Bis jetzt gar nichts. Es steht nicht fest, ob etwas passiert ist.« »Also, ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
    »Genau. Es muss passiert sein, damit man es versteht. Aber bis jetzt ist es nur in meiner Wirklichkeit passiert. Und das reicht denen nicht. Es muss auch in der Wirklichkeit anderer passiert sein.« »Was?«
    »Die Schüsse, zum Teufel!« »Was ist los, Jacob? Bist du ...«
    »lm Gleichgewicht? Wolltest du das fragen? Und ob, hier sind wir im Gleichgewicht. Im Augenblick fällt das

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