Toter Mann
er?«, fragte Winter.
»Keine Ahnung. Ich habe ihn nicht gefragt.« »Wie heißt er noch?«
»Ademar, Jacob Ademar.«
»Ungewöhnlicher Name. Von dem hab ich noch nie was gehört.«
»Womöglich nennt er sich nur Schriftsteller«, sagte Halders. »Warum sollte er das tun?«, fragte Winter.
»Um sich wichtig zu machen.«
»Dann sollte er lieber einen anderen Beruf als Schriftsteller wählen«, sagte Aneta Djanali. »Welchen denn?«
»Tja, Polizist zum Beispiel«, sagte Halders. »Ich geh rauf zu Torsten.« Winter erhob sich.
»Gangster«, sagte Halders. »Der Schriftsteller sollte sich Gangster nennen.«
Roger Edwards' Auto wurde noch immer kriminaltechnisch untersucht. Winter stand daneben. Sonnenschein fiel durch die Fenster hoch oben im Dach. Die Untersuchungshalle sah aus wie eine Werkstatt. Aber die Mechaniker hier waren mehr daran interessiert, Autos auseinanderzunehmen, als sie zusammenzubauen.
»Es ist sehr sorgfältig gereinigt worden«, sagte Lars Östensson. Winter nickte.
»Als hätte man damit gerechnet, dass wir etwas suchen würden«, sagte er.
»Das Einzige, was wir gefunden haben, ist das da.« Östensson zeigte auf einen der Sitze. »Es lag hinten unter dem Sitz mit dem Einschussloch.«
Winter trat näher und nahm die Plastiktüte mit dem kleinen Gegenstand in die Hand.
»Ein Kreuz«, sagte er.
»Ja, irgend so was in der Art. Sieht aus wie eine Medaille.« Der Gegenstand hatte nur wenige Zentimeter Durchmesser. Das Kreuz war nicht schwer und aus Metall, Silber oder Gold, oder aus etwas weniger Wertvollem hergestellt.
»Habt ihr keine Kette gefunden?«, fragte Winter.
»Nein.«
»Ich muss Edwards anrufen.«
Winter nahm sein Handy aus der Jacketttasche und wählte eine Nummer. Edwards meldete sich nach dem zweiten Klingeln.
Winter beschrieb den Gegenstand, das Kreuz.
»Das gehört nicht mir«, sagte Edwards. »Ich habe es noch nie gesehen.«
Winter hielt es gegen das Licht. Es hatte ein Auge, das ihn betrachtete und das er vorher noch gar nicht bemerkt hatte.
»Jemand, den Sie kennen, könnte es verloren haben«, sagte er. »Glaub ich nicht.«
»Warum nicht?«
Edwards schwieg.
»Warum nicht?«, wiederholte Winter.
»Wollen Sie sich nicht endlich auf die Autodiebe konzentrieren?«, fragte Edwards. »Und auf den, der den Schuss abgegeben hat? Übrigens können Sie das Auto behalten. Ich will es nicht wiederhaben.«
9
Die Lobbybar des Hotels II war schwarz und rot gehalten. Er sah, wie die Leute das Cafe Eriksber betraten und wieder verließen. Es war erst elf, aber viele kamen schon zum Essen. Was waren das für Menschen, die am Vormittag um elf zu Mittag aßen? Er selber saß vor einem Glas Caffe Latte, für ihn war das ein ausreichend kräftiges Frühstück.
Das Licht bahnte sich seinen Weg durch die neuen Straßen von Västra Eriksberg. Es war ein stiller Vormittag. Er war in der Sonne am Maskinkajen entlanggegangen und hatte die Schiffe beobachtet, die sich gemächlich auf dem Fluss bewegten. Alle sagten, der Hafen sei tot, aber so sah er es nicht. Er kannte anderes, was tot war. Oder bald tot sein würde. Doch daran hatte er nicht gedacht, dort am Kai, und auch nicht, als er den Eriksbergstorget überquerte und die Hotellobby betrat.
Jetzt sah er, wie sich der Mann näherte, bevor dieser ihn bemerkte. Er schaute auf seine Armbanduhr. Perfekt.
Der Mann setzte sich neben ihn in den schwarzen Ledersessel und fragte:
»Ist der Kaffee heiß?«
»Er war heiß, als ich ihn bekommen habe.« Der Mann sah sich um.
»Gibt's hier auch Personal?«
»Irgendwo sicherlich.«
Der Mann stand auf, durchquerte die Lobby und betrat den Speisesaal. Überall Glaswände. Keine Flächen, zwischen denen man sich verbergen konnte. Aber sie brauchten sich nicht zu verstecken. Noch nicht. Nicht hier.
Der Mann kam zurück.
»Hast du jemanden gefunden?«
»Der Kaffee ist schon unterwegs.« Der Mann schaute auf sein Glas. »Vielleicht möchtest du auch noch einen haben?« Er schüttelte den Kopf.
»Wann ist es so weit, Lejon?«
»Mensch, du kommst aber ziemlich schnell zur Sache.« »Kommt es nicht genau darauf an?«
Eine Kellnerin brachte den Kaffee. Es war ein Cappuccino. Der Milchschaum ragte über den Tassenrand. Lejon bemerkte die Schokoladenflocken obendrauf. Ein ausreichendes Frühstück. Ihm ging es nicht hundertprozentig gut. Gestern hatte er wohl ein bisschen zu viel Cognac getrunken, das Gesöff des Teufels, sogar noch schlimmer als Whisky.
Christian Lejon, Gangster. Er mochte
Weitere Kostenlose Bücher