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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Sein Auto ist in der Werkstatt.«
    »Wo?«
    »Sie meinen, wo die Werkstatt ist? Das weiß ich nicht. Danach
    müssen Sie Sellberg fragen.« Winter nickte.
    »Warum stellen Sie mir all diese F ragen?«
    »Vor Sellbergs Haus sind heute Nacht Schüsse gefallen.« Richardsson verzog keine Miene, soweit Winter erkennen konnte. Vielleicht sah der Politiker erstaunt aus, was aber nicht mit einer übertriebenen Mimik verbunden war. Politiker verzichteten auf allzu auffälliges Mienenspiel. Das war Winter aufgefallen, als er durch seine Arbeit mit Politikern in Berührung gekommen war. Wenn Politiker übertrieben, war es genau kalkuliert.
    »Es sind Schüsse gefallen?« »Ja.«
    »Ist jemand verletzt worden?« »Nein.«
    »Was ist passiert?«
    »Befanden Sie sich gestern irgendwann in der Nähe?« »Ich? Nein.«
    »Wo waren Sie?«
    »Wann?«
    Winter nannte einige Zeitpunkte, zwischen denen Richardsson
    wählen konnte. Der Politiker hatte reichlich Auswahl. »Also abends war ich zu Hause«, antwortete er. »Den ganzen Abend?«
    »Ja.«
    Er log, Politiker oder nicht. Das war nicht schwer zu erkennen.
    Vielleicht konnten Politiker gar nicht so gut lügen. Aber mit der Wahrheit hatten sie noch mehr Probleme. Winter wollte sich in diesem Fall jedoch nicht von Vorurteilen leiten lassen.
    »Wer kann bezeugen, dass Sie zu Hause waren?«
    »Müssen wir überhaupt darüber reden? Das ist ja fast ... demütigend.«
    »Wer kann es bezeugen?«, wiederholte Winter. »Ein Alibi, meinen Sie das?«
    Winter antwortete nicht.
    »Meine Frau.« Richardsson schaute aus dem Fenster. Er sah Winter nicht mehr in die Augen. Ein Paar mittleren Alters ging vorbei. Der Mann sagte etwas, und die Frau nickte. Sie überquerten die Straße. Eine Straßenbahn fuhr vorbei.
    Seine Frau wird es nicht wagen, etwas anderes auszusagen, dachte Winter. Richardsson verlässt sich auf sie. Verdammt, er war nicht den ganzen Abend zu Hause gewesen.
    20·55
    Wasser kann grün sein oder schwarz. Vielleicht auch blau und weiß. All diese Farben gibt es, doch der Grund ist schwarz. Dort unten existieren keine anderen Farben. Aber Schwarz ist keine Farbe, es ist der Gegensatz. Genau wie Weiß, das einen Gegensatz zu anderen Farben bildet.
    Sie mochte Farben. Sie hatte sich noch nie eine farblose Welt vorgestellt. Das wäre so langweilig. Wie ein Schwarzweißfilm, der keinen Inhalt hatte. Nur Bilder, Bewegungen und Menschen, die kein richtiges Leben zu haben schienen. Oder wie sollte man es nennen? Sie wusste nicht, was das richtige Leben war. Gab es jemanden, der es wusste?
    Unter dem blauen Himmel zu schwimmen, das war das richtige Leben. Das warme Wasser. Es wurde immer wärmer, je weiter hinaus sie in die Bucht kam. Das war seltsam. Vielleicht würde es wieder kälter werden, wenn sie sich der anderen Seite näherte?
    Ich will auf die andere Seite, dachte sie, bald bin ich da.
    »Wie bist du denn hierhergekommen?« »Ich bin geschwommen.«
    »Geschwommen? Von wo?«
    »Von der anderen Seite der Insel.« Er sah beeindruckt aus.
    »Tolle Leistung.«
    »Danke.«
    »Hat dich niemand gesehen?« »Ich '»glaube nicht.«
    »Du weißt, dass du so etwas nicht tun solltest?« »Ja ...«
    »Es hätte schiefgehen können.«
    »Ich bin eine gute Schwimmerin. Ich kann weit schwimmen!« Er schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab und schaute über die Bucht. Es sah aus, als hätte sich das Sonnenlicht in weißes Wasser verwandelt, das die Klippen umspülte.
    Hier gab es niemanden, der sie rufen konnte. Manchmal war sie es leid, die Rufe, die Schreie zu hören. Nie allein zu sein. Danach sehnte sie sich am meisten. Allein zu sein. Nicht sich einsam zu fühlen, daran war sie gewöhnt, sondern für sich sein zu können. In einem eigenen Zimmer. An einem eigenen Strand. In einem eigenen Meer.
    »Zurück können wir mein Segelboot nehmen«, sagte er. »Es liegt da unten.«
    »Ist es weit bis zum Boot? Ich bin barfuß.«
    »Nein. Durch die Büsche dahinten führt ein weicher Pfad direkt hinunter. Dort gibt es keine Klippen.«
    Er nickte mit dem Kopf zu den Büschen.
    »Okay», sagte sie.
    Im Dickicht roch es nach Tannen und Kiefern. Sie konnte nicht genau bestimmen, was es war. Es roch nach Sonne, wie immer sie auch roch. Das konnte man nicht beschreiben.
    Hier drinnen war fast nichts zu hören.
    Er ging voran. Einige Male drehte er sich um und lächelte. Sie lächelte zurück.
    »Es ist fast wie in einem geschlossenen Raum », sagte er.
    Und in dem Augenblick meinte sie ihn zu

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