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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Antworten gab. Wenn jemand Sellberg hatte erschießen wollen ... warum dann erst einen Warnschuss auf das Gebäude abgeben? Winter glaubte nicht, dass die Schüsse für Ademar bestimmt waren. Nicht jetzt, noch nicht. Noch nicht? War er dennoch irgendwie in den Fall verwickelt? Nein, nicht mehr, als dass er in dem Nachbarhaus wohnte. Er hatte gesagt, dass er so bald wie möglich ausziehen wollte, aber er war nicht ausgezogen. Vielleicht hatte Sellbergs Tod ihm die ersehnte Ruhe gebracht. Des einen Tod. Es klang wie der Titel eines Krimis. Winter könnte Ademar einen Tipp geben. Aber Ademar schrieb ja keine Kriminalromane, sondern Dokumentarromane. Er schrieb über den Tod, den richtigen Tod. Er schrieb über seine Schwester.
    Winter blieb in der Küche stehen. Was war das für ein Geruch?
    Als er das Haus betreten hatte, hatte er überhaupt nichts gerochen. Allenfalls Staub oder nur den kalten Geruch nach nichts. Doch hier war etwas in der Luft ... es hing wie eine dünne Haut in der Küche. Winter ließ den Strahl der Taschenlampe über die Wände gleiten ...
    Eine Tür im Haus wurde aufgerissen!
    Fast hätte Winter die Taschenlampe fallen lassen. Ihr Strahl zeichnete ein gelbes Zickzackmuster auf die Küchenwand, als würde jemand heftig dagegenpinkeln.
    Er stürzte in die Diele und spürte einen Luftzug im Gesicht. Die Haustür war geschlossen. Der Zug kam aus dem Wohnzimmer. Er hob die Taschenlampe. Es war die Verandatür, sie stand offen und schwang im Wind, der inzwischen aufgekommen war. Er stürmte durch das Wohnzimmer und zur Verandatür hinaus. Er schwenkte den Taschenlampenstrahl über Bäume, Büsche und Rasen. Ein Stück Himmel. Sonst nichts. Winter hielt die Luft an und lauschte. Waren das Schritte? Draußen auf der Straße? Verdammt, es waren Schritte! Winter lief nach links, um das Haus herum, er sah sein Auto und eine Gestalt, die sich entfernte, die kleine Anhöhe hinauf zum Wäldchen, wie ein Schatten.
    »Hallo!«, schrie Winter. »Hallo! Stehenbleiben! Polizei!«
    Es war natürlich sinnlos. Die Person, die im Haus gewesen war, hatte ihn bemerkt und wusste vermutlich auch, wer er war. Ein Polizist, und kein Mensch blieb wegen der Polizei stehen, es sei denn, man sprach eine Drohung aus.
    Winter lief der Gestalt nach. Die Straße war gesäumt von Einfamilienhäusern. Er lief nach links, sprang über eine Hecke, lief über einen Rasen, sprang über eine weitere Hecke, erreichte den hinteren Teil des Wäldchens, das nicht größer als einige hundert Quadratmeter war. An dem Hang zur Stadt hinunter lagen mehr Häuser. Ihre Lichter flimmerten wie ein Sternenhimmel. Er lauschte auf Schritte, konnte aber nichts mehr hören. Im monotonen Verkehrsbrausen der Stadt war es schwerer, einzelne Geräusche zu unterscheiden. Das Wäldchen schützte die nördliche Seite vor dem brausenden Verkehrslärm. Die Person war entkommen. Winter wusste es, drehte aber trotzdem eine halbe Runde im Wald. Er nahm das Handy heraus und wählte die Nummer der Zentrale. Er spürte seinen Atem. Seine Waden schmerzten. Er hatte keine Zeit zum Dehnen gehabt. Dazu sollte einem Zeit gelassen werden, selbst wenn man hinter fliehenden Gestalten herjagen musste. Jemand hatte sich im Todeshaus eingenistet. Noch ein Titel für einen Krimi. Das Todeshaus. Er informierte den Wachhabenden über das Wichtigste und wählte eine neue Nummer.
    »Ringmar .«
    »Ich bin gerade zweihundert Meter Heckenhürden gelaufen«, sagte Winter.
    »Wie spät ist es?« Ringmars Stimme klang verschlafen. War er schon im Bett? Winter sah auf seine Armbanduhr. Oh. »In Sellbergs Haus war jemand«, sagte er.
    »Bist du dort?«
    »Jemand ist abgehauen, als ich kam.«
    »Teufel auch, so was mögen wir aber gar nicht.« »Bist du nicht nüchtern, Bertil?«
    »Ich bin absolut nüchtern. Da war also jemand?«
    »Ja, jemand hat sich dort versteckt, würde ich behaupten.« »Klingt seltsam. Womöglich war es nur ein Einbrecher.«
    »Vielleicht. Oder ein Mörder.« »Oder ein Politiker.«
    »Vielleicht ist das ein und dasselbe.«
    »Richardsson? Aber warum sollte er ausgerechnet in Sellbergs Haus einsteigen?«
    »Weil er nicht wusste, wohin.«
    Winter fiel der Geruch ein, den er im Haus wahrgenommen hatte. Es war Angst. Ein schwacher Geruch nach kaltem Schweiß.

21
    Ringmar blieb in Winters Büro stehen. Er war gerade hereingekommen. Winter war aufgefallen, dass er sich immer seltener auf den Hintern setzte. Es musste etwas mit dem Rücken sein oder noch schlimmer:

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