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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ganzen Scheiß Anfang der achtziger Jahre abgerissen«, sagte Ademar.
    »Das wusste ich gar nicht.«
    »Die Zeiten der Sommerlager waren vorbei.« Ademar schaute blinzelnd über die Bucht. Das Schilf war wie ein Vorhang. »Und das ist auch gut so.«
    In einiger Entfernung fuhr ein junges Mädchen sehr schnell auf einem Fahrrad vorbei und verschwand hinter den Klippen. Winter hörte das Lachen der Möwen. Er spürte die Sonne auf dem Scheitel. Die Schmerzen hatten erst über dem einen Auge und dann über dem anderen wieder angefangen, während sie über den Berg gegangen waren. Der Schmerz war schwach, fast mild und bewegte sich zwischen den Augen hin und her. Er dachte an das Mädchen, das hier gewesen war.
    »Warum hat sie nicht in dieser Bucht gebadet?«, sagte er.
    »Die Frage habe ich mir auch schon unzählige Male gestellt«, entgegnete Ademar.
    »Und wie lautet Ihre Antwort?«
    »Sie war mit jemandem verabredet«, sagte Ademar. »Wissen Sie das?«
    »Nein, ich glaube es. Aber ich weiß es nicht.«
    »Wussten Sie wirklich nicht, dass Sellberg Ihr Nachbar war?« »Nein, das ist die absolute Wahrheit.«
    »Ich bin misstrauisch gegenüber absoluten Wahrheiten«, sagte Winter. »Was wissen Sie über Sellberg, über seine Arbeit hier draußen?«
    »Nichts. Er hat in der Küche gearbeitet. Irgendwelche Hilfsarbeiten. Mehrere Abende in der Woche.«
    »Wir sind dabei, seinen Hintergrund zu überprüfen.« »Was haben Sie herausgefunden?«
    »Wollen Sie das in Ihrem Buch benutzen?«
    »Das kommt mir jetzt so weit weg vor«, sagte Ademar. »Sellberg war damals arbeitslos«, sagte Winter.
    »Aha.«
    »Er kam aus der Stadt und schien hier keine Verbindungen zu haben.« Winter sah Ademar an. »Haben Sie ein Verzeichnis von allen, die hier in jenem Sommer gearbeitet haben?«
    »Ja, falls sie was wert sind.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Die Namen. Kann man sich darauf verlassen, wie die Leute heißen?«
    Um sechzehn Uhr fünfzig nahmen sie die Skarven von Brännö Rödsten zurück in die Stadt. Auf Asperö Norra ging eine Frau in Winters Alter von Bord, stellte ein Fahrrad auf den Anleger und kam wieder zurück. Sie nickte und lächelte, als sie an Winter vorbeiging, der am Bug stand.
    »Eine Bekannte?«, fragte Ademar. »Nicht dass ich wüsste«, sagte Winter.
    Er drehte sich um, aber die Frau war in den Salon gegangen.
    Die weiße eiserne Tür war geschlossen.
    Auf Saltholmen gingen sie an Land. Als Winter sein Auto aufschloss, sah er die Frau wieder. Sie war auf dem Weg zur Straßenbahn. Vielleicht erinnerte er sich an sie, aber nicht an ihren Namen.
    »Stehe ich unter Verdacht?«, fragte Ademar auf dem Weg in die Stadt.
    »Weswegen?«
    »Ermitteln Sie nicht in einem Mordfall?«
    Er fuhr durch die Allen, als sein Handy klingelte. »Ja?«
    »Bist du unterwegs, Erik?«
    »Wohin soll ich unterwegs sein, Angela ?«
    »Nach Landvetter natürlich. In einer halben Stunde landet deine Mutter.«
    »Ach herrje, ich wusste doch, da war noch was.« »Und ich wusste, dass du nicht dran denkst.« »Ich hab's glatt vergessen.«
    »Soll ich anrufen, wenn sie gelandet ist, und sie bitten, ein Taxi zu nehmen?«
    »Nein, nein, ich fahre sofort hin. Tschüs.«
    Winter drängte sich mit anderen Wartenden in der Ankunftshalle. Einige Gesichter meinte er zu erkennen. Viele Göteborger besaßen ein Haus an der Costa del Sol. Es war nur wenige Jahre her, da war er einer von ihnen geworden. Aber er küsste niemals auf die Wange.
    Siv Winter kam allein durch den Zoll. Auf ihrem Gepäckwagen türmten sich mehrere Koffer. Sie will wirklich bleiben, dachte ihr Sohn. Sie will zurückziehen an die Costa del Regen. Aber jetzt regnete es nicht. Die Sonne schien, eine ewige Sonne, die das Flugterminal durchflutete. Staub tanzte wie Goldkörnchen in ihren diagonalen Strahlen. Es war eine vergoldete Heimkehr.
    »Erik!«
    Sie rief seinen Namen unnötig laut. Einige Leute drehten sich um und lächelten. Er hob die Hand. Es war eine lahme Bewegung.
    Als sie bei ihm war, küsste sie ihn auf die Wange. Der Wagen rollte davon. Er bekam ihn zu fassen, ehe er jemanden rammen konnte.
    »Erik! Ich bin so froh, wieder hier zu sein!«
    Wieder? Er konnte sich nicht genau erinnern, wann sie zuletzt in Göteborg gewesen war. Es war lange her. Umso häufiger waren er und seine Familie in die andere Richtung gereist. Der Sonne entgegen. Siv hatte nie geklagt. Seit dem Tod ihres Mannes hatte sie sich zu einer Großmutter ganz anderer Art entwickelt. Lottas Kinder hatten den

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