Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
kümmerten sich um nichts. Die Kinder mussten sich allein beschäftigen. Das hatte ihr nicht gefallen. Die Kinder waren zu klein dafür. Dass die im Sommerlager das nicht kapierten. Es war doch ihr Job.
    »Styrsö«, rief der, der hinter ihr saß. »Ich weiß!«, rief sie zurück.
    Im Sund wendete der Junge am Steuer das Boot. Seit sie an Bord gegangen waren, hatte er kein Wort gesagt und sich draußen auf dem Meer auch kein einziges Mal nach ihr umgedreht, nicht soweit sie es bemerkt hatte. Aber sie hatte ihn mehrere Male im Sommerlager gesehen, wusste jedoch nicht, was er dort tat. Er brachte irgendwelche Waren. Manchmal lieferten junge Leute auf Mopeds mit Anhänger etwas ab. Sie kamen wahrscheinlich mit den Fähren aus der Stadt. Einmal hatte sie erwogen, sich wegzuschleichen und mit so einer Fähre in die Stadt zu fahren, aber sie hatte sich nicht getraut.
    Ich hätte es tun sollen, dachte sie jetzt.
    Sie begegneten einem Segelboot. Vorn am Bug stand ein Junge und zog an einer Leine. Er schaute auf, als sie vorbeifuhren. Plötzlich riss er eine Hand hoch und winkte. Er grüßte sie, das spürte sie. Er schaute sie an. Sie sah seine Augen. Er war in ihrem Alter. Sie hob ebenfalls die Hand. Ihr Bademantel flatterte im Wind, der Junge am Bug winkte wieder. Sie drehte sich um, als er vorbei war. Er winkte noch immer und hielt sich dabei am Mast fest. Das Segelboot legte sich in den Sturzwellen des Motorbootes auf die Seite. Sie merkte, dass ihr Bademantel noch immer wie eine rote Flagge flatterte.
    Lars Bergenhem bestellte eine Tasse normalen schwarzen Kaffee, Winter einen Caffe Latte. Sie waren allein im Straßenlokal am Rand des Eriksbergstorget. Am anderen Ufer sah er die mächtige Silhouette der Masthuggskirche. Die Sonne brannte zwar vom Himmel, aber die Saison für das Straßencafe am nördlichen Flussufer war vorbei. Heute Abend würden sie die Stühle und Tische endgültig hereinholen.
    Die Kellnerin ging mit ihrer Bestellung davon. Bergenhem hatte sie begrüßt, als würden sie sich kennen. Winter folgte ihr mit dem Blick. Sie kam ihm bekannt vor wie jemand, an den man noch eine vage Erinnerung hat. Er traf viele Menschen. Mit der Zeit vermischten sich die Gesichtszüge.
    »Ich sitze manchmal hier«, sagte Bergenhem. »Hm.«
    »Als wir nach Torslanda zogen, gab es nur die Werft, nicht mal das, übrigens.«
    »Nein, die Stadt hat sich verändert.« »Jedenfalls hier.«
    »Ja.«
    »Ich bin zu Hause ausgezogen«, sagte Bergenhem. »Gestern.« Die Kellnerin kehrte mit einem Tablett zurück.
    »Da kommt der Kaffee«, sagte Winter.
    Sie stellte die Tassen vor ihnen ab und ging.
    »Und jetzt bist du hierher gezogen?«, fragte Winter. »Ja, vorübergehend, zu einem Freund.«
    »Was sagt Martina?«
    »Was zum Teufel glaubst du?« Winter antwortete nicht.
    »Ich konnte es ihr nicht erklären«, sagte Bergenhem. »Bis jetzt noch nicht.«
    Die Älvsborgsbrücke im Westen schien sich langsam in der Sonne aufzulösen. Als Winter ein wenig blinzelte, verschwand sie ganz. Auch der große Kran verschwand. Alles verschwand. »Was willst du ihr denn erklären?« Winter wandte sich Bergenhem zu.
    »Etwas ... ich begreife es selber nicht.« »Wie heißt dein Freund?«, fragte Winter. »Warum sollte ich dir das erzählen?«
    Winter antwortete nicht. Zwei Männer kamen vom Kvarnpiren herüber und setzten sich an einen Tisch am anderen Ende des Straßenlokals. Sie waren in Winters Alter und damit älter als Bergenhem. Der eine trug einen schwarzen Anzug, möglicherweise einen Zegna, der teuer aussah. Der andere trug Leder, schwarze Lederhose, schwarze Lederjacke. Sein Schädel war rasiert. Er hatte eine Sonnen brille auf. Winter kannte ihn nicht, ganz im Gegensatz zu dem Mann in dem Anzug.
    »Das da ist Christian Lejon«, sagte er. Bergenhem folgte seinem Blick.
    »Der im Anzug? Ja, das könnte er sein.« »Er ist es. Der beste Gangster der Stadt.« Bergenhem lachte kurz auf.
    »Nach welchen Kriterien?«
    »Er macht große Geschäfte«, sagte Winter, »und ist noch nie geschnappt worden.«
    »Er ist nie gefasst worden?« »Nein.«
    »Vielleicht hat er ja gar nichts verbrochen«, sagte Bergenhem. Winter sah, dass Lejon in seine Richtung schaute. Lejon erkannte ihn sicher auch. Im Augenblick bedeutete das nichts. Jetzt hob Lejon die Hand zum Gruß. Winter winkte zurück. Der lederne Glatzkopf neben Lejon lächelte. An ihm war wirklich alles aus Leder. Lejon winkte noch einmal, dann ließ er die Hand sinken.
    »Arroganter

Weitere Kostenlose Bücher