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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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Frühstück, das aus Fisch bestand, den wir am Vortag gefangen hatten, mussten wir unsere Tabletts festhalten, damit sie nicht über den Tisch rutschten. Selbst diejenigen von uns, die nie mit Seekrankheit zu kämpfen hatten, sahen blass aus.
    Das Wetter passte zur Stimmung der Mannschaft. Doch bis zum Mittag hatten sich die Wolken aufgehellt, und der Regen hörte auf. Das Meer beruhigte sich und wurde spiegelglatt. Die Sonne schien, die Temperaturen kletterten nach oben. Möwen umkreisten das Schiff und hofften auf einen Happen.
Alte Gewohnheiten sterben wohl nicht so leicht. Immerhin wanderten an Land Millionen von Mahlzeiten für sie herum.
    Der Chief teilte uns mit, dass wir immer noch Kurs zur Ölplattform hielten. Mitch, Basil, Professor Williams und ich verbrachten den Morgen mit verschiedenen Pflichten unter Deck. Außerdem verbrachte ich ein wenig Zeit mit Tasha und Malik. Meine Gespräche mit Mitch und dem Professor gingen mir nicht aus dem Kopf, und ich beschloss, zumindest zu versuchen, dem gerecht zu werden, was die Kinder von mir erwarteten. Sobald der Sturm vorbei war, trafen wir uns auf dem Landedeck, holten das Angelzeug raus und begannen mit der Fischerschicht des Tages. Tran und Nick hatten die Innereien und Köpfe vom gestrigen Fang in einem Eimer aufgehoben, so dass wir sie als Köder verwenden konnten. Wir stellten uns an der Reling auf, den Ködereimer zwischen uns, und warfen unsere Leinen aus. Der Professor hatte irgendwo an Bord einen Hut mit weicher Krempe gefunden, den er trug, um sich vor der Sonne zu schützen. Er sah aus wie ein geriatrischer Gilligan. Basil war schweigsam und ernst. Er erwähnte nichts von Meutereigedanken, und wir drei verrieten nicht, dass wir davon wussten. Stattdessen erzählten Mitch und der Professor sich Witze, und ich lachte. Basil ignorierte uns weitestgehend und stellte sich ein Stück von uns entfernt auf.
    Wir zogen ein halbes Dutzend Zacken- und Wolfsbarsche aus dem Wasser, und Mitch hatte sogar einen
kleinen Hai an der Angel, der ungefähr einen Meter zwanzig lang war. Dann fing der Professor einen wirklich großen Thunfisch – der würde ausreichen, uns allen eine volle Mahlzeit zu gewährleisten. Er war nicht stark genug, ihn über die Reling zu ziehen, also nahm Mitch die Leine und erledigte es für ihn. Der Thunfisch hatte den Haken verschluckt. Aus seinem Maul tropfte Blut, das über das Deck floss. Der Fisch zappelte und schlug mit der Schwanzflosse um sich wie mit einem Hammer. Seine Kiemen zuckten.
    »Könnten Sie ihn für mich vom Haken lösen, Mr. Bollinger?«
    Mitch grinste. »Keine Chance, Professor. Ich habe ihn für Sie eingeholt. Vom Haken holen können Sie ihn selbst. Und ich werde Ihnen auch nicht wieder den Köder an den Haken machen.«
    »Die Jugend von heute«, sagte der Professor in gespielter Abscheu. »Kein Respekt mehr vor dem Alter.«
    »Sie wissen doch, wie man sagt – Alter vor Schönheit.«
    Mit angewidert gerümpfter Nase bückte sich der Professor und packte den Fisch mit einer Hand. Die andere Hand schob er ihm ins Maul. Schleimiges Fischblut rann über seine Finger und Handgelenke und tropfte dann aufs Deck. Er zog an der Leine und spähte in den Schlund des Thunfischs. Der wand sich in seinem Griff.
    »O je«, sagte der Professor. »Er hat den Haken tatsächlich runtergeschluckt. Armes Ding. Er ist in
schlechter Verfassung. Würde mir einer der Herren bitte die Spitzzange aus dem Angelkasten reichen?«
    Basil bückte sich und griff nach der Zange. Als er sie dem Professor gab, zuckte er plötzlich zurück.
    »Was zur Hölle ist das an seinem Schwanz?«
    Wir sahen genauer hin. Am unteren Ende der Schwanzflosse befand sich eine kleine, nässende Wunde. Sie war wund und offen und sonderte eine helle Flüssigkeit ab.
    Der Professor runzelte die Stirn. »Anscheinend ist der Fisch mit irgendwas infiziert, wahrscheinlich einem Parasiten oder Pilz. Oder es ist eine Reaktion auf die Wasserverschmutzung.«
    Mitch schüttelte den Kopf. »Sieht eher aus wie eine Bisswunde, oder?«
    »Das ist keine Bisswunde«, widersprach Basil. »Eher eine Entzündung. Der Professor hat Recht. Wahrscheinlich ist es ein Parasit, vielleicht irgendein Wurm. Das werden wir genauer wissen, wenn Tran und Nick ihn gesäubert haben.«
    Der Professor nahm die Zange, die Basil ihm hinhielt, und zwang sie dem Thunfisch in den Rachen. Das Tier blutete immer noch, was dafür sorgte, dass die Hand des Professors immer wieder abrutschte. Der Fisch kämpfte

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