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Totes Meer

Titel: Totes Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Keene
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weiter. Das musste ich ihm anrechnen. Genau wie wir kämpfte er weiter, auch wenn der Tod unausweichlich war. Plötzlich zuckte der Thunfisch heftig. Der Professor ließ die Zange fallen. Der Haken löste sich, riss dabei aber ein Stück aus dem Fleisch des Fisches. Die Leine spannte
sich, und die Spitze des Hakens bohrte sich dem Professor in die Hand, genau zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie drang tief ein, und die Widerhaken rutschten unter die Haut. Professor Williams schrie vor Schmerzen auf, der Fisch glitt über das Deck davon. Der Professor starrte auf seine Hand – sein Blut überdeckte nun das Fischblut.
    »Himmel«, keuchte Basil. »Alles in Ordnung, Professor?«
    Dem alten Mann wich alle Farbe aus dem Gesicht.
    »Nein, mit mir ist ganz sicher nicht alles in Ordnung. Es tut ziemlich weh. Könnte einer von Ihnen ihn bitte rausziehen? Ich fühle mich etwas schwummrig.«
    Ich stützte ihn von hinten, während Mitch sich dem Haken zuwandte. Der Professor war schweißgebadet, doch seine Haut war kalt. Er hatte nicht übertrieben. Er hing völlig schlaff in meinen Armen, kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Das wird schon wieder«, versicherte ich ihm. »Sie haben nur einen leichten Schock. Atmen Sie tief und versuchen Sie, den Kopf zwischen die Knie zu schieben.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich. »Ich fürchte, ich kann nicht sonderlich gut mit Schmerzen umgehen. Ich komme mir reichlich dumm vor.«
    »Machen Sie sich darüber keine Gedanken. Ich würde auch durchdrehen, wenn ich einen Angelhaken in der Hand stecken hätte.«
    Mit gerunzelter Stirn zupfte Mitch an dem Haken. Der Professor stöhnte.

    »Der steckt ziemlich tief drin«, sagte Mitch. »Die Widerhaken stecken unter der Haut. Ich werde ihn ganz langsam rausholen müssen.«
    Der Professor schluckte. »Wird es wehtun?«
    »Ja.«
    »Dann würde ich vorschlagen, dass Lamar und Basil mich fixieren. Ich würde Ihnen ungern in der Hitze des Gefechts eine verpassen, Mitch.«
    Mitch grinste. »Das fände ich auch nicht gerade toll. Und jetzt haltet ihn fest.«
    Basil hielt die Beine des Professors, während ich seine freie Hand packte. Er biss die Zähne zusammen und stöhnte, als Mitch begann, langsam den Haken zu lösen. Mehr Blut trat aus der Wunde. Ich wandte den Blick ab und schaute stattdessen zum Fisch. Erstaunlicherweise wand er sich immer noch auf dem Deck. Es schien beinahe, als versuche er, Mitch zu erreichen, indem er sich durch verschiedene Drehungen und Zuckungen voranschob. Dann wurde mir klar, dass er wahrscheinlich lediglich versuchte, ins Wasser zurückzukommen. Basil drehte sich ebenfalls, um ihn zu beobachten, und vergaß dabei kurz, den Professor festzuhalten. Der Arm des alten Mannes zuckte, und der Haken löste sich, riss ihm dabei aber ein ziemlich großes Stück Haut aus. Der Professor schrie, und Mitch schnauzte Basil an: »Was zur Hölle machst du? Ich habe dir doch gesagt, dass du ihn festhalten sollst.«
    »Der Thunfisch. Schau ihn dir an. Das verdammte Ding lebt immer noch.«

    »Wirf ihn über Bord«, sagte Mitch. »Dieser Fisch macht mehr Ärger, als er wert ist. Mit dieser Wunde am Schwanz wird ihn sowieso niemand essen wollen.«
    Basil packte den Thunfisch mit beiden Händen. Der Fisch war durch das Blut so glitschig, dass er ihm entschlüpfte und wieder aufs Deck fiel. Sein Maul öffnete sich lautlos. Basil hob ihn auf und warf ihn über die Reling. Der Thunfisch schlug auf das Wasser und verschwand dann unter der Oberfläche. Basil starrte angewidert auf seine Hände und hob sie, damit wir sie sehen konnten.
    »Widerlich. Ich bin total mit Blut und Schuppen vollgeschmiert.«
    »Geh dich waschen«, meinte Mitch nur. »Und nimm den Professor mit. Mach ihn sauber. Frag den Chief, ob wir Wasserstoffperoxyd oder irgendein Desinfektionsmittel an Bord haben.«
    »Haben wir bestimmt«, nickte Basil.
    Ich half Professor Williams auf die Füße. »Können Sie stehen?«
    Er nickte schwach. »Ich glaube schon. Es geht schon wieder. Vielen Dank, meine Herren. Sehen Sie, ich hatte Recht. Sie beide sind die Verkörperungen des Kriegers und des Helden.«
    Mitch ließ seinen Bizeps spielen und lachte. »Ja, so sind wir eben.«
    Der Professor stützte sich auf Basil, und die beiden gingen unter Deck. Mitch und ich angelten noch eine Stunde lang weiter, doch es biss nichts mehr an. Es
war seltsam – als hätte der Thunfisch alle anderen Fische im Meer gewarnt. Schließlich zählten wir unseren Fang und beschlossen, dass

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