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Totgeburt

Totgeburt

Titel: Totgeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam E. Maas
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und in der Wohnung neben ihnen hämmerte jemand gegen die Wand.
    Marie und Sebastian sahen sich an und brachen augenblicklich in lautes Gelächter aus.
    ***
    Marie stellte Sebastian täglich neue Aufgaben und Herausforderungen, das war Teil des Spiels. Die Lektionen, wie sie die Aufgaben nannte, waren nie das, für was Marie sie ihm verkaufte. Das war beim regelmäßigen Facesitting der Fall und das war auch dieses Mal der Fall. Es ging einzig darum, ihn zu brechen und dann in Form zu bringen. Sebastian konnte dieses Spiel nicht gewinnen. Sollte er tun, was sie verlangte, würde er sich schlecht fühlen und sollte er es nicht tun ebenfalls.
    „Du gehst heute Abend Pfand sammeln“, sagte sie betont beiläufig.
    „Brauchen wir Geld?“, fragte er besorgt.
    „Du sollst auf meine Fragen nicht mit Gegenfragen antworten!“, ermahnte sie ihn.
    „'Schuldigung, Tina. Ja, ich gehe.“
    „Jetzt darfst du fragen.“
    „Haben wir Geldprobleme?“
    „Nein“, antwortete sie.
    Sebastian war natürlich immer noch ratlos und wartete auf eine Erklärung. Marie wusste das, blieb jedoch stumm. Es dauerte eine Weile, bis er sich traute nachzuhaken.
    „Ehm, aber ich soll Pfand sammeln gehen?“
    „Ja“, bestätigte sie ihn. „Und du wirst den Pfand nicht abgeben.“
    Sebastian sah sie ratlos an.
    „Ist was?“, fragte Marie.
    „Ich verstehe nicht, was das soll“, sagte Sebastian.
    „Klar, wie auch?“
    „Bitte erklär's mir“, bat er sie.
    „OK. Also, du gehst Pfand sammeln. Sagen wir mal von zwölf bis sechs Uhr morgens und dann wirfst du alles in den Fluss“, folgte sie seiner Bitte.
    „Ich versteh dich immer noch nicht. Ich meine, wenn wir das Geld nicht brauchen, wieso dann Pfand sammeln gehen, um es unbrauchbar zu machen? Andere Leute könnten doch —“
    „Darum geht's ja. Das Leben, mein Freund, ist ein Kampf. Leben bedeutet, jemand anderem das Leben streitig zu machen. Es ist nicht genug für alle da und deswegen kämpfen wir um unser Stück vom Kuchen.“
    „Oh Mann. Ich weiß nicht. Die Leute, die Pfand sammeln, haben ja gar nichts.“
    „Wer von denen hat dir geholfen, als du auf der Straße gelebt hast?“
    „Ein paar Leute helfen einem immer“, warf er ein.
    „Ich dachte, du vertraust mir. Ich dachte, du willst kämpfen. Naja“, sagte sie enttäuscht und wand sich ab.
    „OK. Ich tue es“, willigte er endlich ein.
    Sebastian kam nicht um sechs Uhr nach Hause, sondern erst um neun Uhr. Ganze drei Stunden hatte er gebraucht, um sich auf die Konsequenzen einzustellen und anschließend mit eingezogenem Schwanz bei ihr vorstellig zu werden. Demnach hatte sie richtig gelegen, er hatte es nicht übers Herz gebracht. Die Straße steckte in dem Jungen und es gab Dinge, die man einfach nicht tat, wie anderen grundlos die Brotkrumen zu stehlen.
    Es war nun Zeit für das klärende Gespräch. Wie immer saß er auf dem Sofa, während sie ihm gegenüber auf einem Stuhl Platz nahm. Sie hatte ihm eingeredet, dass er dort säße, um sich besser entspannen zu können. Tatsächlich ging es ihr aber darum, dass sie höher saß und er sie unbewusst als größer, sprich ihm überlegen, empfand. Es mochte nur ein Detail sein, doch Marie achtete nun einmal auf Details.
    „Du hast mich also nicht nur hintergangen, sondern dazu auch noch schamlos belogen“, sagte sie.
    „Es tut mir Leid, Tina. Bitte glaub mir! Ich hatte es fast geschafft, stand an der Brücke, da kam ein alter Mann vorbei, der gerade selber Dosen sammelte. Wie hätte ich das vor ihm tun sollen?“
    „Es wäre schwer gewesen. Das stimmt. Aber es war nicht unmöglich. Du hast versagt. Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Du hast versagt und du hast mich enttäuscht. Verstehst du nicht? Das war, als ob Gott persönlich dir zugesehen hätte. Das Auge der Welt hatte dich anvisiert, du hättest in diesem Moment frei sein können. Aber nein, alles aufs Spiel gesetzt, damit ein alter Sack sich Schnaps kaufen kann … und wieso hast du mich zuerst angelogen?“
    „Ich weiß. Ich wollte dich nicht enttäuschen, Tina.“
    „Du hast mich enttäuscht. Und was noch viel schlimmer ist, du hast dich selbst im Stich gelassen. Am Ende geht es doch um dich. Mir geht's gut, wir arbeiten daran, dass es dir gut geht. Vergiss das nicht.“
    „Ich weiß doch. Es kommt bestimmt nicht mehr vor!“
    „Ich fürchte dabei können wir es nicht belassen. Heute wird nicht geschlafen und essen darfst du auch nicht.“
    „Ich“, fing er an.
    „Was, du?“
    „Ich werde

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