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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Hagemann
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immer noch?“, fragte er Leon.
    Doch bevor Leon darauf antworten konnte, wickelte er eine Waffe halb aus einem Papier und hielt die Waffe mit Papier hin. Er berührte die Waffe nicht. Er legte sie Leon, der nun ungefähr einen Meter von dem Mann entfernt stand, vor die Füße.
    „Alles wird gut. Vertrau mir. Hier wird dich niemand vermissen. Es wird dir besser gehen. Du tust das R ichtige“, redete er auf Leon ein und dann „Es gibt kein Zurück mehr.“ Leon fühlte sich außer Stande, noch klar und selbständig zu denken. Tu, was er sagt, er sorgt für dich, er hat das alles für dich getan. Denk an Charly und an Mama und Papa. Langsam bückte sich Leon nach der Waffe und nahm diese ganz vorsichtig in beide Hände.
    „Zieh dich aus“, forderte er Leon bestimmt auf, „Nur so kannst du vollkommen und rein dem Herrn gegenüber treten. Na los, mach schon.“
    Leon starrte den Mann nervös an. Der Ton des Mannes hatte sich verändert, war bestimmender geworden.
    „Warum? Warum soll ich mich ausziehen? Bist du so ein Perverser, der es auf meinen Arsch abgesehen hat?“, fragte Leon.
    „Ich denke ich soll dir helfen, also mach schon zieh dich aus und leg deine Kleidung ordentlich neben dich hin.“
    Leon war klar, dass er keinen Widerspruch duldete. Leon legte die Waffe auf den Boden und begann langsam sich auszuziehen. Er stapelte seine Kleidung übereinander und legte obendrauf seine Armee t asche. Nur den Knuddel nahm er vorher heraus. Dann roch er noch einmal an dem Hundespielzeug, atmete Charlys Duft ein und beruhigte sich somit selbst. Nackt stand er nun dem fremden Mann gegenüber. Er hob die Waffe wieder auf. Die Waffe war so leicht. Das hatte er nicht erwartet. Ob er damit überhaupt umgehen konnte ? Hatte er Angst? Er zitterte leicht. Vielleicht war es die Kälte. Außerdem schämte er sich, so nackt diesem fremden Kerl gegenüber zu stehen. Der Mann holte etwas aus seiner Jackentasche heraus. Eine Kamera, erkannte Leon. Doch Leon wagte nicht nachzufragen.
    „Komm tu es. Mach es für dich, fühle dich frei. Bald ist alles vorbei und eine bessere Welt wartet auf dich.“, forderte ihn der Mann auf.
    Leon führte die Waffe zum Kopf, zögerte und ließ die Waffe zunächst wieder sinken. Er sah den Mann an und wusste, er konnte nicht mehr zurück. Der Mann würde das nicht zulassen. Er duldete keinen Widerspruch. Leon merkte, dass er ungeduldig wurde. Er war auch nicht besser als all die anderen, Tränen stiegen in ihm hoch. Er schluckte. Doch dann nahm Leon blitzschnell die Waffe hoch, setzte sie an seinen Kopf und drückte ab. Alles ging so schnell, dass Leon noch selbst den Rückstoß des Schusses spürte. Dann war alles vorbei und der Wald war dunkel und still.
     

14. Kapitel
     
    Gegen halb sechs klingelte das Telefon Paula aus dem Schlaf. Sie brauchte einen Moment, um wach zu werden und sich zu orientieren. Dann löste sie sich aus Annes Arm und sprang in die Diele zum Telefon und nahm den Hörer ab . Sie horchte einen Moment hinein, schüttelte den Kopf sagte laut „Alles klar, ich bin in einer halben Stunde da. Bitte informieren Sie auch meinen Kollegen Max Dörner .“ Dann legte sie den Hörer auf, suchte sich leise frische Kleidung aus dem Schrank und nahm diese mit ins Bad. Nach der Dusche fühlte sie sich etwas frischer. Sie flüsterte Anne ins Ohr, dass es einen neuen Selbstmord gegeben habe und dass sie sich melden würde. Anne drehte sich zu ihr um, zog sie kurz an sich. Sie spürte Annes Wärme und geriet eine Sekunde in Versuchung, sich noch einmal ins Bett zu legen und an ihre Freundin zu schmiegen, widerstand dem aber, küsste sie auf die Wange und verließ die gemeinsame Wohnung.
     
    Dieses Mal war sie vor Max am Tatort, wo sie auf denselben Gerichtsmediziner wie vor drei Tagen traf. „Guten Morgen, Paula Franz, wer hat mich denn zum Tatort gerufen?“, begrüßte sie die anwesenden Polizeibeamten. Sie schaute sich um, bis ein junger Beamter etwas aus der Menge hervortrat.
    „Ich habe sie angerufen.“, sagte er zu Paula.
    „Können Sie mir kurz schildern, was hier passiert ist, mit allem drum und dran?“ dabei sah Paula sich den toten Jungen genau an, zumindest soweit der Gerichtsmediziner und die Spurensicherung sie ließen.
    „Leon Berger heißt der Tote, ist 15 Jahre alt, er hatte seinen Ausweis bei sich. Ein Jogger hat den Jungen heute Morgen gefunden. Er war mit seinem Hund unterwegs. Der Hund ist wohl völlig ausgetickt und hat ihn quasi hier auf die Lichtung gezogen.

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