Totgelesen (German Edition)
werden dagegen nichts unternehmen können.« Er ging an Beiel vorbei und streifte ihn demonstrativ an der Schulter, während er flüsterte: »Sehen Sie die nächsten Jahre im Gefängnis als Exkursion an. Eventuell bekommen Sie dort Ihre Fantasien selbst zu spüren - vielleicht gibt es sogar ein paar Mithäftlinge, die noch kreativer sind als Sie.«
Beiel war nicht bereit, kampflos aufzugeben. Er griff nach Hofers Jacke und hielt ihn daran fest. »Vielleicht kann ich es nicht verhindern, dass ihr Bullenschweine mir mein Haus auf den Kopf stellt, aber mit Sicherheit werde ich SIE daran hindern, mein Haus noch einmal zu betreten.« Er drehte seinen Kopf zur Seite und spuckte auf den Boden. Monika und Specht sahen sich an, gespannt, was Hofer tun würde.
Ein überhebliches Lachen kam aus Hofers Kehle.
»Ich habe gewonnen, egal ob Sie mich rein lassen oder nicht.« Zu Monika gewandt meinte er: »Sucht alleine. Herr Beiel will, dass ich draußen bleibe. Ich werde seinem Wunsch Folge leisten - als Knasteinstandsgeschenk sozusagen.« Diesen Seitenhieb zum böse dreinschauenden Beiel konnte er sich nicht verkneifen.
»Wir brauchen sowieso jemanden, der sich die Autos in der Garage vornimmt.« Hofer hatte keinen Grund mehr zur Eile und keinen, Beiels zukünftigem Anwalt einen Anlass für polizeiliches Fehlverhalten zu liefern. Für ihn war die Sache beendet; für ihn war der Schuldige gefunden. Monika und Specht würden die Durchsuchung schon regeln. Sie würden das Haus auf den Kopf stellen. Darum ging er quer über den Rasen in die Garage.
***
Über drei Stunden war Hofer gezwungen, in der Garage auszuharren, bis Monika endlich vorbeikam. Diese Stunden hatten sich gedehnt, als ob ein ganzer Tag vergangen wäre. Hunderte Male war der Drang, zum Haus zu stürmen, über ihn gekommen. Aber jedes Mal kämpfte er dagegen standhaft an. Er würde hier bleiben, er würde zeigen, dass er der Stärkere war. Niemand sollte seine Unsicherheit spüren - schon gar nicht jemand wie Beiel.
Als Monika auf ihn zuging, sprang er aus dem Auto und fragte: »Was habt ihr gefunden?«
»Noch nichts, leider. Es kann noch ewig dauern, du hast keine Ahnung, wie viel Zeugs der herumstehen hat. Überall sind irgendwelche Statuen, die wir uns genau ansehen müssen und die vielen Bilder an den Wänden - hinter jedem könnte die Tatwaffe versteckt sein.«
»Wo wart ihr bisher?«
»Specht hat sich das Schlafzimmer angesehen und ich war im Büro, nachdem ich in der Küche nur Messer gefunden habe, mit denen man sich nicht mal richtig in den Finger schneiden kann.«
»Nichts Auffälliges?«
»Wie man es nimmt. Aber ich denke, die vielen Sexspielzeuge und Videos, die Specht gefunden hat, kann man nicht direkt als auffällig bezeichnen.«
Hofer fuhr sich nervös mit der Zunge über den Gaumen. »Was habt ihr sonst noch gefunden?«
»Nichts. Das lässt mich langsam zweifeln.« Monika lehnte sich an die Motorhaube des Mercedes und verschränkte die Hände vor ihrer Brust. »Was ist, wenn wir gar nichts finden? Ich meine, der Typ hat alles was er will; er muss Kohle bis zum Abwinken haben. Warum sollte er all das aufs Spiel setzen?«
»Eben darum - weil er alles hat.« Hofer stellte sich direkt vor Monika. »Er langweilt sich. Er ist wie ein Kind, das immer wieder neues Spielzeug bekommt. Bald ist nichts mehr gut genug. Alles ödet ihn an. Er sucht einen neuen Kick. Was wäre da besser, als seine eigenen Bücher nachzustellen.«
Anstelle einer Antwort dachte Monika laut darüber nach, wieder ins Haus zurückzugehen, als Specht ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Er kam - stolz einen grünen Gegenstand in seinen Händen schwenkend - in die Garage gestürmt. In Hofers Augen trat ein zufriedenes Leuchten, als er sagte: »Das war‘s. Lasst mir die Freude, ihn zu verhaften.«
***
»Ich werde Sie verklagen, jawohl verklagen. Sie wollen mir was anhängen, aber nicht mit mir. Ihr Wichser habt mir diese Brille untergejubelt. Ich habe das Ding noch nie in meinem Leben gesehen.« Nachdem ihnen Specht eine neon-grüne Skibrille und eine Liftkarte vom Tag des Mordes präsentiert hatte, war der Haftbefehl nur noch Formsache und Beiel wurde zur sofortigen Einvernahme ins Landeskriminalamt mitgenommen. Doch anstelle ihnen Antworten zu liefern, beschimpfte er lediglich die beiden Polizisten oder beteuerte seine Unschuld.
»Wo ist mein Anwalt? Ich habe ein Recht auf einen Anwalt.«
Monika bereute es, nicht mit Specht tauschen zu können. Der war sicher noch
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