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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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eine ganz bestimmte blonde Frau. Eine, mit der du … na ja, ab und zu in der
Roten Laterne
sitzt?«
    Rudi trat auf die Bremse. »Was soll das denn jetzt?«
    »Kann ich dir nicht sagen. Sag doch einfach ja oder nein.«
    »Nein. Ich war seit der Beerdigung von diesem Oberluden, diesem … du weißt schon … nicht mehr in der
Roten Laterne

    Und wie ich mich erinnerte. Da hatte ich für den Caterer geschuftet, der das Buffet dafür geliefert hatte. Das war der Abend gewesen, an dem es zwischen Elli und Rudi gefunkt hatte.
    »Okay, dann kann ich dir nur raten, mit Elli darüber zu reden. Sag ihr das. Und sag ihr vor allem nicht, von wem du es hast. Okay? Haben wir uns verstanden?«
    Er gab wieder Gas. Der Wagen schlingerte auf der glatten Straße. »Ich versteh hier mal gar nix«, sagte er.
    »Vielleicht ist das auch besser so.«
    »Also, wenn was mit Elli ist, will ich es wissen. Tu doch nicht so geheimnisvoll. Ich krieg Angst.«
    »Rede mit ihr.«
    »Ich rede andauernd mit ihr. Aber alles, was ich so raushöre, redet sie grad nicht mit mir.«
    »Möchte sie ja, aber irgendwie traut sie sich nicht.«
    Rudi biss sich auf die Unterlippe und schwieg, bis wir vorm
Schickobello
standen und er Anstalten machte, auszusteigen.
    »Musst du nicht zurück?«, fragte ich.
    »Nee, wenn ich so ein verquastes Zeug höre, dann gehen bei mir alle Alarmglocken an. Ich geh jetzt mit.«
    »Tust du nicht. Ich gehe rein … muss nur was abgeben. Dauert fünf Minuten, und wenn ich wieder rauskomme, kannst du machen, was du willst. Ich hab keine Lust auf Beziehungsdramen.«
    »Also was? Beziehungsdramen?! Du hast damit angefangen!«
    »Tut mir auch schon leid«, sagte ich, knallte die Tür zu und ging ins Haus.
    Als ich keine fünf Minuten später wieder rauskam, war Rudi nicht mehr da.
    Den Samstagvormittag verbrachte ich mit einem altbackenen Brötchen und Gerrits abgelegter Zeitung. Es hatte sich eingebürgert, dass er mir seine ausgelesene Tagespresse auf die Fußmatte legte. An manchen Tagen, und heute war so ein Glückstag, hatte Doktor Thoma eine Maus mit durchgebissener Kehle als Sonderbeilage neben die Zeitung drapiert. Ich entsorgte die Maus mit einer Kehrschaufel in den Mülleimer, ging wieder ins Bett und studierte die Wohnungsanzeigen. Noch hatte ich keine weitere Einnahmequelle aufgetan, da war es eigentlich auch egal, wie viel so eine Wohnung kosten sollte, in welchem Stadtteil sie lag, und ob der Vermieter auf Nichtraucher bestand.
    Nach einer halben Stunde warf ich die Zeitung aus dem Bett und zog mich an. Es war seltsam, einen freien Vormittag zu haben. Ich hob sogar den Hörer des Telefons ab, um zu horchen, ob die Leitung nicht eventuell tot war. Denn bislang hatte ich an meinen freien Tagen spätestens beim zweiten Kaffee einen hysterischen Disponenten von Quality-TV am Apparat gehabt, dessen Schichtplan zusammengebrochen war und der mich angefleht hatte, doch bitte ins Callcenter zu kommen, um wenigstens zwei Stunden auszuhelfen.
    Das Telefon funktionierte, ich hatte schon den dritten Espresso intus und fing an, mich zu langweilen. Doktor Thoma lag auf dem Sofa und war auch nicht zum Spielen aufgelegt. Ich konnte ihn noch nicht einmal damit locken, dass ich die Kühlschranktür auf- und zumachte. Der Kater wusste, dass nichts drin war, was für ihn von Interesse sein könnte.
    Ich hatte noch zwei Stunden bis zur Eröffnung des Friedhofstages und beschloss, mir die Zeit ein wenig damit zu vertreiben, nach möglichen Weihnachtsgeschenken für die lieben Freunde Ausschau zu halten. Kein Geschenk durfte mehr als fünf Euro kosten. Die Geste zählt, sagte ich mir, und hörte ein hämisches Kichern in meinem Hinterkopf. Ja, lach du nur, dachte ich. Ich werde für jeden was finden. Und es wird sinnvoll sein, und jeder wird sich freuen.
    Tja, vielleicht ist irgendwo auf dem Weihnachtsmarkt ein Pfund soziale Kompetenz für fünfzig Euro zu kriegen. Die Freude wäre so groß, dass es Geschenkpapier und Schleife gar nicht mehr braucht.
    Nach einer Stunde im Gedränge der Bochumer Innenstadt und dem Besuch mehrerer Geschäfte hatte ich gar nichts außer Hunger und kaufte mir einen Paradiesapfel. Mir war kalt, und meine Laune fuhr mit mir Schlitten. Das Gedränge und die Preise ließen meine Contenance in den Keller rauschen. Du könntest Topflappen häkeln … oder sag doch ein Gedicht auf, das kostet gar nichts. Oder geh in den Resteverkauf von Quality-TV, vielleicht gibt es dort noch ein paar angeschlagene Porzellanfigürchen

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