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totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition)

Titel: totgequatscht: Maggie Abendroth und der Teppich des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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einer Stunde wie ein Zerberus hinter seinem Schreibtisch am Kopfende des Callcenters saß, es sehen konnte. Walburga steckte das Geld ein und zischte: »Und vergiss nicht – drei Eintrittskarten, sonst kostet der Body sechzig.« Dann walzte sie stracks an ihrer Freundin vorbei, die dank Pötti Papa Nöll in ihrem Cube saß wie Robinson Crusoe auf seiner einsamen Insel. Selbst ihre versklavten Freitage Walburga und Schäfchen brachten es nicht über sich, direkt neben ihr zu sitzen.
    Als ich ging, fand ich in meinem Postfach eine Nachricht. Aus der möhlschen Krakelei entzifferte ich:
20 Uhr Hauptfriedhof, Große Trauerhalle. Rudi
.
    Ich nahm den Zettel, ging zu Möhls Tisch und hielt ihm sein Gekritzel unter die Nase. »Noch irgendwelche sachdienlichen Hinweise dazu, Herr Möhl?«
    Er starrte das Papier an. Ich wartete.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Ich hab den kaum verstanden, der redete so schnell. Außerdem bin ich nicht Ihr Telefonfräulein. Wo ist überhaupt Ihr Stundenzettel?«
    »Da, wo er immer ist. Vor Ihnen auf dem Schreibtisch. Wenn Sie sich von Rudis Tempo erholt haben, können Sie ihm ja nacheifern und unterschreiben. Und heben Sie sich auf dem Weg zu meinem Postfach bloß keinen Bruch.«

Kapitel 8
    Der Leichenwagen von Bestattungen Abendroth stand abfahrbereit hinter dem großen Tor.
    Walburga und Schäfchen bewachten den Aschenbecher auf dem Hof und beobachteten jeden meiner Schritte, den ich Richtung Ausgang lief. Erst als ich schon in der Einfahrt neben dem Auto stand, rief das Schäfchen: »Ist da etwa ’ne Leiche in deiner Firmenkarre, Maggie?«
    »Ja, was glaubst du denn?«, sagte ich.
    »Und was machst du damit?«, setzte sie nach und vergewisserte sich mit einem Blick auf Walburga, ob die das auch okay fand.
    »Normalerweise waschen, alle Löcher zustopfen und den Mund zutackern, damit der im Sarg nicht anfängt zu blubbern.«
    Das Schäfchen würgte und Walburga sagte: »Maggie erzählt doch totalen Mist! Glaub das doch nicht.«
    »Dumme Frage, dumme Antwort«, sagte ich zu ihr und lief durch das Tor nach draußen. Ich hatte die Autotür schon in der Hand, da rief Walburga: »Stinkt’s da drin nicht fürchterlich?«
    »Nicht mehr als im Dunstkreis von eurer besten Freundin. Wir verwenden gegen störende Gerüche Pötti Papa Mausetot, falls dir das was sagt.«
    Das Schäfchen warf ihre Zigarette in den Aschenbecher und rannte ins Haus. Walburga drehte sich noch mal um und rief: »Du bist echt ’ne Perverse.«
    »An deiner Stelle würde ich die dreißig Euro desinfizieren. Wer weiß, wo ich die vorher liegen hatte …«
    Ich stieg in den Wagen. Rudi fuhr los und sagte: »Sind deine Kollegen immer so?«
    »Nein, meistens sind die noch schlimmer.«
    »Du musst ja voll fertig sein, hast du überhaupt noch Lust, mit zum Friedhof zu kommen?«
    Eigentlich hatte ich vorgehabt, auf der Stelle ins Bett zu gehen – aber meine innere Stimme hatte gesiegt mit ihrem Außer-Zeit-hast-du-nicht-viel-zu-verschenken. Also sagte ich: »Aber ja. Kein Problem. Was willst du denn machen?«
    »Wirste sehen. Ich hab mir da was super Irres ausgedacht. Matti ist schon da und macht die Särge fertig. Wart’s ab, das wird kolossal …«
    Rudis Enthusiasmus kannte mal wieder keine Grenzen. Ich drehte mich um und sah im hinteren Teil des Wagens eine Art großes Taufbecken und jede Menge Urnen, eine Plastiktüte und ein kahles Baumgerippe in einem großen Keramiktopf. Na ja, egal, was es werden soll – Matti wird es abgesegnet haben.
    Im Gegensatz zum Leichentransporter war es in der Trauerhalle am Hauptfriedhof eiskalt. Trotz der späten Stunde waren noch einige Bestatter dabei, ihre Ausstellungsflächen für den Friedhofstag herzurichten. Da wurden Kissen aufgeschüttelt, Rüschen gebügelt und Särge poliert, als ginge es um die Eröffnung der Automobilausstellung. Matti stand in einer leeren Ausstellungsfläche und guckte an die weiße Decke.
    »Was macht er da?«, fragte ich Rudi.
    »Er ist von der Farbe sehr angetan. Der Architekt, so steht es jedenfalls in der Information, hat versucht, das Weiß des Himmels für die Deckenbemalung zu mischen. Und Matti findet, dass es dem finnischen Himmel schon sehr nahe kommt.«
    »Aha … ich dachte immer, der Himmel ist blau, auch in Finnland.«
    »Bin ich Architekt?«, sagte Rudi.
    Matti beendete seine stillen Betrachtungen, kam uns entgegen und nahm mir das Taufbecken aus der Hand – es war ganz leicht, weil Rudi es aus Pappmaché gebaut hatte – ein Original aus

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