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Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Totgeschwiegen (Bellosguardo)

Titel: Totgeschwiegen (Bellosguardo) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Reiter
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ist normal und gut so. Und sie sind beide so wunderbare Töchter. Ich musste doch eigentlich nur für mich etwas finden, etwas das Sinn macht und mir Spaß bringt. Alexander hat mir da nie wirklich zugehört. Und irgendwie habe ich dann wohl auch aufgehört, ihm zuzuhören.
    Aber rechtfertigt das , ein Verhältnis mit einer anderen Frau anzufangen? Mich zu betrügen? Hat er nicht gewusst, dass es das Schlimmste ist, was er mir überhaupt antun konnte?
     
    Warum hat er denn nicht mit mir gesprochen und mir gesagt, dass er mit mir nicht glücklich ist?
    Oder hat ihn einfach die Affäre gereizt? Die Tusse wird sich ihm schon angeboten haben. Dass sie an ihm interessiert war , wusste ich. Er hatte es immer mit Blödsinn abgetan, wenn ich ihn darauf angesprochen habe. Sie wäre eine ganz liebe Frau. Alleinstehend, keine Kinder. Die Arme. Ein paar Mal hatte sie ihn gebeten, mit ihr zu Ikea zu fahren, da sie kein Auto hatte. Als ob es auf der ganzen Welt keinen anderen Mann mit Auto geben würde.
    Aber Alexander meinte , sie müsse für ihn so viele Überstunden machen, da wäre er ihr auch mal einen Gefallen schuldig.
    Nach dreimal Ikea hatte es mir gelangt und ich bin ausgerastet. Habe ihm unterstellt, dass die Tusse etwas von ihm wollte.
    Danach gab es keine Ikea-Besuche mehr. Und er sprach auch nicht mehr von ihr. Hätte mich das stutzig machen sollen? Hat es nicht. Ich habe gedacht, er hätte es verstanden.
    Offensichtlich nicht.
     
    Wie lange ging das wirklich? Er will mir nichts über seine Affäre erzählen. Aus Angst mich zu verletzen ode r weil es ihm so unangenehm ist?
    Er hat sogar versucht , mich davon zu überzeugen, dass es sich gar nicht um seine widerliche Assistentin handelte. Irgendeine mir unbekannte Person sollte es gewesen sein. Für wie blöd hält er mich eigentlich?
    Ich verstehe durchaus , warum er versucht, mich zu verwirren. Ich habe verlangt, dass er sich einen neuen Job sucht. Er hat gesagt, das könne er nicht machen. Einen derart gut bezahlten Job bekommt er so schnell nicht wieder. Und wovon sollten wir dann auch leben? Wo ich doch kein Geld verdiene. Mein Fehler. Mein großer Fehler. Ich bin von ihm vollkommen abhängig. Finanziell und auch sonst.
     
    Die Vorstellung, ihn zu verlassen, ist immer noch undenkbar. Ich könnte den Schmerz nicht ertragen, ohne ihn zu sein. Ich liebe ihn so sehr, dass es weh tut.
    Warum hat er das denn nicht gewusst? Habe ich ihm d as wirklich nicht genug gezeigt?
    Jetzt weiß er es , glaube ich. Ich denke, er hat nie damit gerechnet, wie sehr ich unter seinem Betrug leiden würde.
    Und auch mich hat die Wucht des Schmerzes überrascht. Es fühlt sich an, als ob mein ganzer Körper entzündet wäre.
    Ich kann es nie wieder rückgängig machen. Das ist das Schlimmste daran. Ich würde so ziemlich alles dafür geben, dass ich ihn davon hätte abhalten können.
    Er sa gt: Hätte ich es dir doch nur nicht erzählt.
    Un d dann? Hätten wir weiter nebeneinander her gelebt?
    Seine Affäre hat uns wachgerüttelt. Wir sind liebevoller als vorher miteinande r. Viel bemühter. Endlich reden wir wieder miteinander. Angeblich kann ein Seitensprung die Beziehung sogar verbessern.
    Unser e Beziehung ist viel intensiver als in den letzten Jahren. Das stimmt. Aber der Schmerz ist so grauenhaft.
    Wie lange wird es so wehtun? Ein paar Monate, ein Jahr? Für immer? Wie soll ich das aushalten?
     
    Wie soll ich ihm jemals wieder vertrauen? Einfach so tun, als ob ich es könnte? Ich versuche es. Manchmal klappt es. Aber es bedarf nur einer Kleinigkeit und das Misstrauen ist da. Das Summen einer eingehenden E-Mail abends um zehn, wenn wir vor dem Fernseher sitzen oder wenn ich ihn gegen Abend nicht auf seinem Handy erreichen kann. Und seine Geschäftsessen sind ein Alptraum für mich.
    Alles Dinge , über die ich mir früher nie Sorgen gemacht habe.
     
    Und wenn er sich immer noch mit ihr trifft? Er hat mir versprochen, den privaten Kontakt abzubrechen. Ich habe ihn sogar noch zweimal gefragt. Er hat mir gesagt, dass er sie nur noch selten sieht. Wie soll das gehen, wenn sie seine Assistentin ist? Aber er besteht ja auch darauf, dass sie es nicht ist.
    Und ich weiß , dass es eine Lüge ist.
     
    Meine Gedanken machen mich allmählich krank. Ich muss aufhören, mir Alexander mit der anderen Frau vorzustellen. Ich muss mir endlich abgewöhnen, Szenarien in meinem Kopf zurechtzuspinnen, in denen sie sich immer noch heimlich treffen.
    Im Endeffekt muss er selber wissen , was er will.

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