Totgeschwiegen
dieses unangenehme Gefühl ab und parkte ein.
“Dad!”, rief Teddy und rannte ihm entgegen. Heath kam hinter ihm her, wie immer demonstrativ ruhiger und gelassener.
Kennedy umarmte sie beide und ging zu Grace hinüber, die unter der Markise saß und ihm entgegenblickte. Als er bei ihr ankam, bemerkte er, dass sie verschwitzt war und kleine Schweißperlen über ihrem Mund und auf ihrer Stirn zu sehen waren. Trotzdem fand er, dass sie noch nie schöner ausgesehen hatte. Sie hatte ihr Haar zurückgebunden und trug ein schlichtes Baumwollkleid und dazu schwarze Sandalen.
“Na, wie laufen die Geschäfte?”, fragte er.
Sie antwortete nicht. Offenbar hatte sie sich gerade über etwas aufgeregt, das konnte man sehen.
“Was ist denn passiert?”
“Hast du schon gehört, was die Vincellis machen?”, fragte sie.
Offenbar war die Neuigkeit schon herum.
Kennedy zuckte nachlässig mit den Schultern, als würde ihn das alles gar nicht betreffen. “Mach dir keine Sorgen deswegen.”
“Was machen die Vincellis denn?”, fragte Heath.
“Sie wollen für Vicki Nibley stimmen”, erklärte Kennedy.
Teddy war völlig perplex. “
Joe
will für Mrs. Nibley stimmen?”
“Soweit ich weiß, hat er bislang nirgendwo unterschrieben”, sagte Kennedy. “Aber ich weiß nicht genau, was in ihm vorgeht. Ich habe ihn nicht erreicht.”
Teddy blickte beunruhigt drein. “Aber die Vincellis sind doch unsere Freunde.”
Kennedy steckte die Hände in die Tasche. “Sie haben doch das Recht, sich frei zu entscheiden, für wen sie stimmen wollen.”
“Aber warum sind sie denn nicht mehr für dich?”, fragte Heath.
“Wahrscheinlich meinen sie, dass Mrs. Nibley ihre Interessen besser vertritt.”
“Was heißt das?”, fragte Teddy.
“Dass sie glauben, dass sie eher das tut, was sie wollen.”
“Oh.”
Kennedy wandte sich an Grace. “Meine Mutter erwartet mich und die Jungs zum Abendessen. Sollen wir dir noch helfen, alles reinzubringen?”
Sie schüttelte energisch den Kopf. “Nein danke, ich schaff das schon allein.”
“Wirklich?”
“Na klar.”
Er winkte Teddy und Heath zum Wagen. “Springt rein und schnallt euch an. Euer Opa fühlt sich nicht so gut heute. Ich möchte ihn nicht warten lassen.”
“Er ist aber ganz schön oft krank”, stellte Teddy fest.
Kennedy wurde klar, dass er seinen Söhnen bald erklären musste, wie es um ihren Opa stand. Heute jedoch war nicht der richtige Tag dafür. Ihm gingen viel zu viele andere Dinge im Kopf herum.
“Warum nehmt ihr nicht das hier mit?”, fragte Grace und reichte ihm ein Glas Pfirsiche, eines mit sauer eingelegtem Gemüse, eines mit Tomatensoße und Karotten und frische Kräuter aus dem Garten.
Er wollte eigentlich ablehnen. Er wusste, dass seine Eltern sie nicht besonders mochten. Aber er konnte nicht. Sie sah viel zu hinreißend aus, als sie ihm die Sachen überreichte.
“Vielen Dank.” Er wartete, bis die Jungs alles zum Auto getragen hatten, und sah sich noch einmal um. “Du bist wirklich sehr schön, weißt du das?”
Sie schaute ihn skeptisch an. “Halte dich lieber von mir fern, Kennedy.”
“Wer sagt das?”
“Ich sage das.”
Er lächelte. “Und was ist, wenn ich das nicht kann?”
Sie erwiderte sein Lächeln nicht und reagierte auch nicht auf seinen neckischen Unterton. “Willst du, dass ich mich in dich verliebe?”, fragte sie beunruhigt.
“Willst du, dass ich das tue?”, fragte er jetzt ernster.
“Nein! Ich will nicht, dass sich etwas zwischen uns verändert. Und zwischen mir und den Jungs.” Sie räusperte sich und senkte die Stimme. “Ich nehme dir nicht übel, was du in der Vergangenheit getan hast, Kennedy. Ich wünsche dir, dass du alles bekommst, was du gern möchtest.”
Er bewunderte ihre langen schwarzen Wimpern und das klare Blau ihrer Augen. “Und was ist, wenn ich dich haben möchte, Grace?”
“Hör auf damit, bitte! Ich mache dir doch nur alles kaputt.”
Er versuchte, ihre Hand zu fassen, als sie aufstand und auf das Haus zuging, aber sie wich ihm aus. Dann rannte sie über die Veranda, warf die Tür hinter sich zu und war verschwunden.
15. KAPITEL
“J ed hat mich am Sonntag angerufen”, sagte Madeline.
Seit Kennedy gegangen war, hatte Grace an nichts anderes mehr denken können als an das Flugblatt. Aber als ihre Schwester nun den Namen des Mannes fallen ließ, in dessen Werkstatt sie eingebrochen waren, wurde sie hellhörig.
“Er weiß also, dass du es warst?” Grace schaute hinauf zum
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